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ORF Vorarlberg
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Chronik

Silbertal: Jagdpächter zieht sich zurück

Im hinteren Silbertal im Montafon gibt es so viele Tuberkulose-Fälle beim Rotwild wie nirgendwo sonst in Vorarlberg. Die Abschüsse liegen weit unter den behördlichen Vorgaben. Das hat nun Konsequenzen: Nach der öffentlichen Kritik an dem aus seiner Sicht zu hohen Abschussplan hat Jagdpächter Lorenz Frey-Hilti jetzt den Vertrag gekündigt.

Die Hubertus-Jagd im Silbertal im Montafon wurde über Jahrzehnte lang von der Schweizer Familie Frey gepachtet. Zuletzt wuchs bei ihnen allerdings der Unmut: Vor rund einem Monat hat Lorenz Frey-Hilti öffentlich den aus seiner Sicht viel zu hohen Abschussplan kritisiert: Im Kampf gegen Tuberkulose (TBC) beim Rotwild schreibe man der Familie stetig neue Abschüsse vor.

Kündigung des Pachtvertrags sei bedauerlich

Dabei sei der Wildbestand gar nicht so groß, wie die Behörden annehmen würden, kritisiert Frey-Hilti. Darum reicht es dem Pächter jetzt: „Leider blieb uns nichts anderes übrig als auf den 31.1. den Pachtvertrag […] zu kündigen. Nach beinahe 50 Jahren ist dies für uns bedauerlich, haben wir doch das ‚hintere‘ Silbertal in unser Herz geschlossen und nach bestem Wissen und Gewissen gefördert“, heißt es in einer schriftlichen Stellungnahme der Familie.

Stand Montafon zeigt Verständnis

Der Grundbesitzer der Hubertus-Jagd ist der Stand Montafon, der Zusammenschluss von zehn Montafoner Gemeinden. Auch dort bedauert man die Kündigung des Pachtvertrags, kann den Schritt allerdings nachvollziehen: „Es entsteht ein so hoher Jagddruck, es sind ganz viele Emotionen im Spiel“, beschreibt Standesrepräsentant Jürgen Kuster.

Jagdgebiet im Silbertal verliert Pächter

Die Schweizer Familie Frey hat ihren seit Jahrzehnten bestehenden Pachtvertrag für ein großes Jagdgebiet im hinteren Silbertal gekündigt. Nun muss der Stand Montafon versuchen, die TBC-Situation selbst in den Griff zu bekommen.

Hinzu kämen drohende Anzeigen vonseiten der Behörden, wenn die Abschusspläne nicht erfüllt werden. „Das gibt in Summe ein Paket, wo man sagen muss, wenn ich Pächter einer Jagd bin – und das kostet eine Menge Geld –, dann möchte ich mir das vielleicht nicht mehr um den Hals hängen“, beschreibt Kuster.

„Massive Reduktion“ des Wildbestandes nötig

Nun obliege es den Montafoner Gemeinden, sich selbst um das Jagdgebiet zu kümmern. „Wir denken jetzt nicht unmittelbar darüber nach, gleich weiter zu verpachten“, sagt Kuster. „Wir haben die Situation, dass wir einen zu hohen Wildbestand im Silbertal haben, speziell wenn noch TBC im Spiel ist“, bedauert er. Die öffentliche Hand werde nun die Verantwortung wahrnehmen und eine „massive Reduktion“ durchführen müssen, beschreibt Kuster.

Kosten von bis zu 200.000 Euro könnten jährlich anfallen

Das sei aber auch eine Kostenfrage. Dem Stand Montafon entgeht durch die Kündigung des Vertrages nämlich nicht nur die Gebühr für die Jagdpacht, sondern die laufenden Kosten – wie beispielsweise für die Fütterung – müssen fortan aus eigener Tasche bezahlt werden. „Die Mitarbeiter, die auch nötig sind, der Jäger, die Fahrzeuge, das Equipment – da sind wir sicher bei zwischen 100.000 und 200.000 Euro im Jahr, die die öffentliche Hand hier investieren muss“, vermutet Kuster.

Er zeigt sich aber zuversichtlich, dass man die TBC-Situation in den nächsten Jahren in den Griff bekommen werde. Mit der Familie Frey soll es weiterhin eine gute Zusammenarbeit geben, betont Kuster. Obwohl sie zwar den Vertrag für die Hubertus-Jagd im Talboden gekündigt haben, laufen die Pachtverträge für ihre angrenzenden, höher gelegenen Jagdreviere weiter.