Insolvenz-Antrag
IMAGO/Bihlmayerfotografie
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Wirtschaft

Mehr Privatinsolvenzen im ersten Quartal

Laut einer Hochrechnung des Kreditschutzverbandes von 1870 sind in den ersten drei Monaten des laufenden Jahres in Vorarlberg 113 private Pleiten gezählt worden. Das entspricht einem Anstieg von 44,9 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Die Anzahl der Unternehmensinsolvenzen ist hingegen leicht zurückgegangen.

Seit Jahresbeginn wurden pro Monat im Durchschnitt knapp 37 Privatkonkurse an den Gerichten eröffnet. Insgesamt gab es dieses Jahr bereits 113 Privatkonkurse. Im Vergleich zum Beginn des Vorjahres ist das ein Anstieg um 44,9 Prozent. Das durchschnittliche Schuldenausmaß beläuft sich auf rund 88.000 Euro pro Schuldner. "Einkommensverschlechterungen und Arbeitslosigkeit sind Hauptgründe für die finanziellen Probleme der Schuldner.

Allerdings gibt der derzeit gute Arbeitsmarkt vielen wieder die Möglichkeit des Einstiegs in das Arbeitsleben und damit die Basis, ihren Gläubigern ein Rückzahlungsangebot zu unterbreiten.“, erklärt Regina Nesensohn, die Leiterin des KSV1870 Standorts in Feldkirch. Im Vergleichszeitraum des Jahres 2019, und damit vor Beginn der CoV-Krise, wurden rund 106 Privatkonkurse gezählt.

Vorarlberg mit zweitstärkstem Zuwachs

Mit einem Plus von 44,9 Prozent verzeichnet Vorarlberg den zweitstärksten Zuwachs an Privatkonkursen österreichweit. Spitzenreiter ist Salzburg mit einem Anstieg von 77,6 Prozent. In der Steiermark ging die Zahl der Privatinsolvenzen hingegen um 16,9 Prozent zurück.

„Es ist leider damit zu rechnen, dass sich die finanziell angespannte Lage für viele Vorarlbergerinnen und Vorarlberger in den nächsten Monaten kaum bis gar nicht entspannen wird. Insofern müssen wir mit einer Zunahme bei den Privatkonkursen rechnen“, meint Nesensohn.

Unternehmenspleiten leicht zurückgegangen

Im Gegensatz zu den Privatkonkursen ist die Zahl der Unternehmenspleiten im ersten Quartal des Jahres im Vergleich zum ersten Quartal des Vorjahres um 13,3 Prozent zurückgegangen. 26 Unternehmen mussten in den ersten drei Monaten des Jahres Insolvenz anmelden. Im Vergleichszeitraum des Jahres 2019, und damit vor Beginn der CoV-Krise, wurden rund 36 Unternehmensinsolvenzen gezählt.

Gegenüber dem Vergleichszeitraum des Vorjahres weist Vorarlberg – im Bundesländervergleich – den stärksten Rückgang bei den Unternehmensinsolvenzen. „Die Auswirkungen der wirtschaftlichen Herausforderungen der letzten Jahre werden sich in den nächsten Monaten abzeichnen. Drei Jahre Pandemie, der Ukraine-Krieg, und die damit verbundenen Energiepreise, Inflation und die steigenden Zinsen werden die Vorarlberger Unternehmen weiterhin stark fordern“, erklärt Nesensohn.

Tourismus/Gastronomie am stärksten betroffen

Im ersten Quartal 2023 ereigneten sich die meisten Insolvenzen in den Bereichen Tourismus/Gastronomie (10 Fälle), Handel, Instandhaltung und Reparatur von Kraftfahrzeugen (4 Fälle) und Bauwirtschaft (3 Fälle). „Hohe Kosten und fehlendes Personal bilden jenen gefährlichen Mix, der für viele Betriebe über einen längeren Zeitraum nicht zu stemmen ist. Für sie bildet die Insolvenzanmeldung den einzigen Ausweg“, sagt Nesensohn.

Beim KSV geht man nicht davon aus, dass das niedrige Insolvenzniveau aufgrund der wirtschaftlichen Herausforderungen wie erhöhte Energiepreise, Fachkräftemangel und Zinsentwicklung übers Jahr gehalten werden kann. Der Kreditschutzverband rechnet mit einem Anstieg der Unternehmenspleiten in Vorarlberg.