Hände tippen auf der Tastatur eines Laptops
ORF.at/Zita Klimek
ORF.at/Zita Klimek
Wissenschaft

FH: ChatGPT technisch nicht nachweisbar

Wie soll mit dem Chatbot ChatGPT umgegangen werden? Diese Frage stellen sich die Universitäten und Fachhochschulen. Das Programm löst selbst schwierige Aufgaben und spuckt teils einwandfreie Texte aus. Noch können diese Texte technisch nicht als ChatGPT-generierte Texte identifiziert werden, sagt die Rektorin der FF Vorarlberg, Tanja Eiselen.

ChatGPT hat die Zentralmatura bestanden. Diese Nachricht ging erst vor wenigen Tagen durch die heimischen Medien. Das Programm, das seit einigen Monaten im Internet zur Verfügung steht, wird von vielen als Meilenstein gesehen, der vieles verändern wird, besonders im Bildungsbereich. Der ORF Vorarlberg hat dazu Tanja Eiselen, die Rektorin der Fachhochschule Vorarlberg, interviewt.

ORF Vorarlberg: An Wiener Universitäten gab es bereits erste Verdachtsfälle vom unerlaubten Einsatz von ChatGPT von Studierenden. Wie sieht die Situation an der Fachhochschule Vorarlberg aus?

Tanja Eiselen: Konkrete Verdachtsfälle haben wir nicht. Im Moment stehen aber auch keine Abgaben an. Bachelor- und Masterarbeiten werden erst im Sommer abgegeben.

ORF Vorarlberg: Nichtsdestotrotz stellen ChatGPT und andere Entwicklungen in diesem Bereich die Unis und Fachhochschulen vor große Herausforderungen. Wie wollen Sie als FH Vorarlberg damit umgehen?

Tanja Eiselen: Verbieten ist jedenfalls keine Option, es handelt sich um eine Zukunftstechnologie, die auch in Unternehmen immer stärker eingesetzt wird, weil sie einfach das Leben erleichtert. Wir müssen – und da sind wir uns im FH-Sektor einig geworden – ChatGPT in unsere Curricula bringen. Wir müssen die Studierenden qualifizieren, sodass sie damit gut, sorgsam und auch ethisch einwandfrei umgehen können.

Tanja Eiselen
rogenmoser
Tanja Eiselen

ORF Vorarlberg: Qualifizieren ist das eine, aber wie wollen Sie sicherstellen, dass nicht doch der eine oder andere seine Arbeit von ChatGPT schreiben lässt?

Tanja Eiselen: Als Fachhochschule haben wir einen ganz großen Vorteil. Wir haben kleine Gruppen und unsere Betreuenden kennen ihre Kandidatinnen und Kandidaten. Das heißt, wenn eine eher mittelmäßige Studentin eine Arbeit abgibt, in der große Teile perfekt formuliert und auf einem sehr hohen sprachlichen Niveau sind, während das beim Rest der Arbeit nicht so ist, dann fällt es auf, weil wir unsere Leute gut kennen. Im Rahmen des Austauschs in der Fachhochschulkonferenz haben wir auch diskutiert, dass wir Bewertungsverhältnisse verändern. Bislang ist es so, dass eine schriftliche Abschlussarbeit 50 Prozent der Note ausmacht und 50 Prozent die mündliche Verteidigung. Diesen Proporz könnte man verändern, sodass die schriftliche Arbeit nur noch vielleicht 30 Prozent zählt und die mündliche Verteidigung dann eben den Rest. Wenn dann der Kandidat oder die Kandidatin die schriftliche Arbeit nicht verteidigen kann, weil er oder sie die Arbeit gar nicht selber geschrieben hat, wird das auffallen und eben entsprechend bewertet.

ORF Vorarlberg: Auf technischer Ebene stehen Ihnen da aber keine Möglichkeiten zur Verfügung, um Arbeiten, die zum Beispiel von ChatGPT geschrieben worden sind, zu identifizieren?

Tanja Eiselen: Laut Auskunft von Fachleuten scheint es derzeit noch nicht oder kaum nachweisbar zu sein, ob ChatGPT verwendet worden ist. Klassische Programme zur Plagiatsprüfung funktionieren da nicht, weil die Texte ja nicht irgendwo abgeschrieben worden sind, sondern nur von jemand anderem – also ChatGPT – geschrieben wurden. Aber auch da könnte es Entwicklungen geben. Vielleicht wird die Software ChatGPT irgendwann sogar selbst rauszufinden können, ob Texte von ihr erstellt worden sind oder nicht.