Seit 1. Oktober ist eine Novelle der Straßenverkehrsordnung in Kraft. Damit gelten auf Österreichs Straßen einige neue Regeln. Eine der wichtigsten Neuerungen ist der verpflichtende Abstand beim Überholen von Radfahrenden von 1,50 Metern innerorts bzw. zwei Metern auf Freilandstraßen. Wenn die Fahrgeschwindigkeit des überholenden Kraftfahrzeugs nicht mehr als 30 km/h beträgt, kann der Seitenabstand aber auch verringert werden.
2.600 Überholvorgänge analysiert
Was auf dem Papier gut und sicher klingt, erweist sich in der Praxis maximal als frommer Wunsch, heißt es von der „Radlobby Vorarlberg“, die mit speziellen Abstandmessgeräten an den Fahrrädern rund 2.600 Überholvorgänge auf Vorarlbergs Straßen analysiert hat.
63 Prozent der Kfz-Lenker halten laut Analyse beim Überholen nicht genügend Abstand zu Radfahrenden. Bei jedem siebten Überholvorgang sei sogar ein Abstand von weniger als einem Meter gemessen worden, heißt es vonseiten der „Radlobby Vorarlberg“ weiter.
Ergebnisse der Messungen sind hier zu finden.
Nur ein Drittel hält sicheren Abstand
Nur knapp mehr als ein Drittel der Kfz-Lenker in Vorarlberg hält einen Mindestüberholabstand von eineinhalb Meter ein. 36 Prozent halten weniger als 1,25 Meter Abstand beim Überholen. Dabei ist der tatsächliche Abstand zwischen Auto und Radfahrerinnen oft deutlich geringer, da das Messgerät die Autokarosserie und nicht den Seitenspiegel erfasst, heißt es bei der „Radlobby Vorarlberg“. Bei einer durchschnittlichen Spiegelbreite von 20 cm gelten die sehr knappen Überholabstände damit als sehr gefährliche Situation für den Radfahrenden.

Sensoren am Fahrrad befestigt
Mehr als zwölf Monate lang wurden die Überholabstände mit Hilfe von OpenBikeSensoren erhoben. Seither wurden über 2.600 Überholvorgängen auf den Alltagswegen von Radfahrerinnen und Radfahrern ausgewertet. Dabei werden nicht absichtlich bestimmte Strecken abgefahren, um Daten zu generieren. Stattdessen setzt das Projekt auf Citizen Science – die Beteiligung von Bürgerinnen und Bürgern bei wissenschaftlichen Aktivitäten.
Citizen Science
Mit Citizen Science werden Methoden bezeichnet, bei denen Forschungsprojekte unter Mithilfe von oder komplett durch interessierte Laien durchgeführt werden.
Interessierte leihen das Messgerät aus und dokumentieren damit die Überholabstände auf ihren alltäglichen Wegen mit dem Fahrrad. Mit dem OpenBikeSensor lässt sich jeder Überholvorgang dokumentieren. Dabei messen Ultraschallsensoren den Abstand zu überholenden Fahrzeugen. Die Überholmanöver bestätigt der Radfahrer per Knopfdruck.
Auf einem interaktiven Webportal werden die Überholvorgänge den GPS-Daten zugeordnet und auf einer Karte visualisiert. Von anderen Verkehrsteilnehmern werden dabei keine Fahrzeug- oder Personendaten erfasst.