Rathausstraße
Stadt Bregenz/Christoph Skofic
Stadt Bregenz/Christoph Skofic
Geschichte

Auch Bregenz bekommt „Stolpersteine“

Im Gedenken an die Opfer der NS-Zeit verlegt jetzt auch Bregenz sogenannte „Stolpersteine“. Auf diese Pflastersteine werden die Namen von 27 Bregenzer Euthanasieopfern eingraviert. Verlegt werden die Steine vor dem vorarlberg museum – und das hat auch einen historischen Grund.

Auf Anregung der „Gedenkgruppe Bregenz“ werden für die in der Öffentlichkeit bislang kaum bekannten 27 Bregenzer Euthanasie-Opfer sogenannte „Stolpersteine“ verlegt. Der Beschluss dazu fiel im Stadtrat am 14. März, wie die Stadt Bregenz am Mittwoch in einer Aussendung mitteilte.

Bereits in Lingenau und Hohenems

Die Idee der „Stolpersteine“ stammt vom Kölner Künstler Gunter Demnig. Es sind quadratische Betonpflastersteine mit kleinen Messingtafeln, in die jeweils der Name, Geburts- und Todestag eines Opfers eingraviert sind.

Bregenz ist mit dieser Ausdrucksform des Gedenkens an die Euthanasie-Opfer nicht alleine. Mit Stand Jänner 2022 gab es in rund 1.800 Kommunen in ganz Europa mehr als 90.000 „Stolpersteine“. Auch in Vorarlberg findet man bereits seit einigen Jahren 16 Stück davon, nämlich in Lingenau und Hohenems.

Stolpersteine und und Rosen
Salzburger Festspiele/Lukas Pilz
„Stolpersteine“ in Salzburg

Geschichtsträchtiger Ort

Verlegt werden die 27 aneinandergereihten „Stolpersteine“ in Bregenz auf einer Länge von gut drei Metern im Zuge der Neugestaltung der unteren Rathausstraße am Straßenrand vor dem vorarlberg museum. Der Ort wurde nicht nur ausgewählt, weil dort ohnedies eine neue Oberflächengestaltung erfolgt.

Vielmehr sind die Gründe historisch: Im Gebäude des vorarlberg museums befanden sich während der NS-Zeit das Landratsamt und mit ihm das Gesundheitsamt, wo früher die Verfolgung psychisch Kranker und körperlich beeinträchtigter Menschen angeordnet wurde.

„Zeichen gegen die Menschenfeindlichkeit der Nazis“

Im Rückblick auf die vielen Opfer der NS-Zeit verfüge Vorarlbergs Landeshauptstadt über eine ausgeprägte Erinnerungskultur, heißt es in der Aussendung der Stadt. Nach NS-Opfern seien Straßen benannt worden, die Frauen und Männer würden auf Tafeln und Stelen ins Gedächtnis gerufen, auf dem Sparkassenplatz stehe ein Widerstandsmahnmal. Nun kommen die „Stolpersteine“ hinzu.

„Auf der Tafel, die 1988 an der Seekapelle angebracht wurde, wird zwar auch der Bregenzer Euthanasie-Opfer gedacht, aber ohne Namensnennung. Es ist höchste Zeit, und die Neugestaltungsmaßnahmen auf der Höhe des vorarlberg museums geben uns die Gelegenheit dazu, diese Namenlosen öffentlich zu benennen und einmal mehr ein deutliches Zeichen gegen die Menschenfeindlichkeit der Nazis zu setzen“, so Bürgermeister Michael Ritsch (SPÖ).