Abseits der Gottesdienste allein eine Kerze anzuzünden, das kommt vielen Besucherinnen und Besuchern sowie Pilgerinnen und Pilgern entgegen, sagt Mesner Martin Salzmann. Ganze Schachteln mit Fürbitt-Büchern lagern mittlerweile in der Sakristei. Darin zu finden ist ein Querschnitt durch die Höhen und Tiefen des Lebens, erzählt Salzmann. Es gehe vielfach um Sorgen bei der Arbeit, oder um Probleme innerhalb der Familie. Aber auch gesellschaftliche Herausforderungen werden immer öfter aufgegriffen.

Themen wie Endlichkeit und Grenzen verunsichern
Auch kleine, versteckte Kapellen ziehen an – wie die Ulrichskapelle in Möggers. Viele wandern hierher, unter anderem auch wegen der Quelle, deren Wasser bei Augenleiden helfen soll. 6.500 Teelichter werden hier inzwischen jedes Jahr angezündet, sagt Silvia Boch, die Gemeindeleiterin von Möggers. Im ersten Pandemie-Jahr wurden sogar mehr als 7.500 Teelichter angezündet, ein absoluter Rekord. Auch hier reicht ein Fürbitt-Buch nicht mehr aus.
Für Boch hängt das damit zusammen, dass es für viele in den Jahren vor der Pandemie aufwärts gegangen ist. Plötzlich war dann das Coronavirus im Land, man ist mit einem Krieg im nähren Umfeld konfrontiert, die Klimakrise beschäftigt alle, die Themen Endlichkeit und Grenzerfahrungen sind präsent und verunsichern die Menschen, so die Gemeindeleiterin.

Zweite Kerze, wenn Gebet in Erfüllung geht
In Bildstein macht Pfarrer Paul Burtscher ähnliche Erfahrungen. Bei den vielen Formen und Größen habe man fast keinen Überblick mehr, lacht Burtscher. Jedoch werden in der Wallfahrtgemeinde jährlich mehr als 20.000 Kerzen angezündet, 1.400 davon sind sogar handgemachte Kerzen. Burtscher freut sich besonders, wenn Besucherinnen und Besucher wiederkommen. Meistens bedeutet das, dass der Wunsch, das Gebet, in Erfüllung gegangen ist und sich die Menschen bei einer zweiten Kerze bedanken wollen.