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Chronik

Die Psycho-Tricks der Internet-Betrüger

Warum überweisen Menschen große Summen an Leute, die sie nur aus dem Internet kennen? Diese Frage wird immer wieder gestellt, wenn solche Fälle auffliegen, wie jetzt in Vorarlberg. Dahinter stecken heimtückische, aber wirkungsvolle Psycho-Strategien.

Um 332.000 Euro ist ein 57-jähriger Mann aus dem Unterland betrogen worden. Eine Internet-Bekanntschaft täuschte ihm über zwei Monate lang vor, eine US-Soldatin zu sein und gab an, das Geld zu brauchen, um von einem Einsatz abgezogen zu werden.

Es ist eine Masche, die besonders verletzend ist – und am Ende meist auch teuer für die Opfer. Neben Liebe wird häufig auch eine Bedrohung inszeniert – zum Beispiel durch falsche Polizisten. Oder die Täter geben sich im Chat als Familienmitglieder in Not aus.

Ängste und Sehnsüchte werden ausgenutzt

Treffen kann das eigentlich jeden, meint die Leiterin der ifs-Psychotherapie, Sigrid Hämmerle: „Einerseits sind es Gefühle wie Betroffenheit, also zum Beispiel die Angst, dass einem Enkel etwas passiert ist oder dass ein Mensch, der einem wichtig ist, in Gefahr schwebt.“

Andererseits wird Glück vorgetäuscht: „Bei diesen versprochenen Lieben geht es darum, das Gefühl zu haben, es gibt eine reelle Chance, jemanden wirklich wichtigen kennenzulernen, Zuneigung zu bekommen, und die eigenen Sehnsüchte erfüllen zu können.“

Warum funktioniert Internetbetrug?

Ein Unterländer hat einer vermeintlichen Internetbekanntschaft mehr als 330.000 Euro überwiesen. Warum fallen immer wieder Menschen darauf hinein?

Beim leisesten Zweifel jemanden anvertrauen

Jede zehnte Straftat in Vorarlberg wird inzwischen im Internet begangen. Jeden Tag werden Frauen und Männer gleichermaßen abgezockt und um ihre Gefühle und ihr Geld betrogen – bereits beim kleinsten Zweifel sollte man sich deshalb Menschen, die man wirklich kennt, anvertrauen: „Denn man selbst steckt ja meist schon irgendwie drin und blendet Zweifel aus. Dann sollte man auch einmal jemanden davon erzählen und sagen: Schau dir das einmal an, was denkst du dir da?“

Enkeltrick setzt auf gewohnte Kommunikationsmuster

Auch beim sogenannten Enkeltrick setzen die Täter auf emotionale Blindheit und schnelle Reaktionen, die keinen Raum für Bedenkzeit lassen. Da werde das Vertrauen ins Handy und die gewohnte Kommunikation ausgenutzt, sagt die Psychologin: „Beim Schreiben in Gruppen und WhatsApp besteht viel Naivität zu glauben, das genügt als Information.“

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Betrügerischer Chat
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Täter erzeugen emotionale Abhängigkeit

Der Mensch braucht soziale Kontakte und Anschluss. Ziel der Betrüger ist es, eine emotionale Abhängigkeit zu schaffen, sagt Hämmerle: „Da muss unheimlich viel passiert sein, schon auf dieser Ebene, in dieser Form von Kontakt, dass so viel Vertrauen besteht von dem betroffenen Mann, um dieses Geld zu überweisen.“

Und wenn die Betrüger das Vertrauen ihrer Opfer erst einmal haben, dann ist es eben leider keine Seltenheit mehr, dass diese große Geldsummen überweisen, um nur nicht alleine zu sein oder seinen Lieben etwas gutes zu tun.