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Wirtschaft

Millionenkonkurs von Alge-innotex in Lustenau

Der Sanierungsplan für das insolvente Lustenauer Unternehmen Alge-innotex kommt nicht zustande. Es gibt laut Wirtschaftspresseagentur angemeldete Schadenersatz- und Gewährleistungsansprüche sowie eine mögliche Vertragsstrafe in Höhe von rund elf Millionen Euro.

Über das Lustenauer Unternehmen Alge-innotex GmbH wurde Mitte Dezember 2022 am Landesgericht Feldkirch ein millionenschweres Sanierungsverfahren ohne Eigenverwaltung eröffnet. Rund zwei Monate später zeigt sich, dass die Bemühungen zur Fortführung des Unternehmens im Rahmen des angestrebten Sanierungsverfahrens gescheitert sind. So wurde der Sanierungsplanantrag gemäß Insolvenzdatei am Freitag zurückgezogen. Aus dem Sanierungsverfahren wurde ein Konkursverfahren.

Sanierungsplan nicht finanzierbar

Nach Angaben von Regina Nesensohn, der Leiterin des KSV1870 Vorarlberg, habe die Schuldnervertretung der Alge-innotex GmbH Ende vergangener Woche den Gläubigervertretungen mitgeteilt, dass der Sanierungsplan nicht finanzierbar sei. Es seien zu hohe Schadenersatz- und Gewährleistungsansprüche geltend gemacht worden. Die gesetzlich erforderliche Mindestquote von 20 Prozent sei nicht zu erreichen. Jetzt werde das Unternehmen zerschlagen und die Reste werden verwertet.

Mangelhaftes Silikon bei elastischen Bändern

Alge-innotex gehört der GRAL Holding GmbH in Lustenau, hinter der über eine Zwischengesellschaft die Textilunternehmerfamilien Alge und Grahammer stehen. Geschäftsführer ist Daniel Hiller. Das insolvente Unternehmen mit etwas mehr als 20 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern ist auf die Entwicklung und Herstellung von elastischen Schmalbändern für Ski-, Motorrad- und Arbeitsschutzbrillen spezialisiert.

In wirtschaftliche Schieflage geriet das Unternehmen gemäß damaligen Angaben, weil seit 2022 bei den elastischen Bändern vermehrt Reklamationen aufgetreten seien, was auf mangelhaft geliefertes Silikon zurückzuführen sei. Man habe zwischenzeitlich zwar den Silikonlieferanten gewechselt. Allerdings würden Gewährleistungs- und Schadenersatzansprüche mehrerer Kunden im Raum stehen, für die man finanziell nicht aufkommen könne.

Millionenschweres Konkursverfahren

Mitte Dezember wurden die Passiva von der Schuldnerin mit rund 4,5 Millionen Euro angegeben, denen etwa 570.000 Euro an Aktiva gegenüberstanden. Inwieweit sich diese Zahlen noch verändern, wird sich im Rahmen des Konkursverfahrens zeigen.

Masseverwalter: Risiko nicht abschätzbar

Masseverwalter Gerhard Müller aus Lustenau erklärte gegenüber der Wirtschaftspresseagentur, dass es derzeit angemeldete Forderungen aus Schadenersatz- und Gewährleistungsansprüchen sowie aus einer möglichen Vertragsstrafe in Höhe von etwa elf Millionen Euro gebe. Der Großteil dieser Forderungen sei noch nicht anerkannt worden, derzeit laufe die Überprüfung. Bereits anerkannt sind an die 200.000 Euro, so Müller. Allerdings müsse man davon ausgehen, dass sich die anerkannten Forderungen schließlich in deutlicher Millionenhöhe bewegen dürften. Aus diesem Grund sei eine Fortführung des bestehenden Unternehmens nicht möglich, da auch das Risiko nicht abschätzbar sei.

Jetzt läuft die Verwertung. Als beste Lösung erachtet Müller die Übernahme von Belegschaft, Kundenstock und Maschinenpark durch einen Interessenten oder eine Interessentin. „Wir sind an einem Gesamtpaket interessiert“, so Müller. Das Unternehmen arbeite derzeit weiter und schreibe operativ Gewinne.