Funkenhexe bei der Wahl zur schönsten Funkenhexe
Funkenzunft Vandans
Funkenzunft Vandans
Chronik

Runder Tisch zur Klimakleber-Funkenhexe

Nach der großen Aufregung um die als Klimaaktivistin verkleidete Funkenhexe in Vandans soll ein runder Tisch nun die Wogen glätten. Noch diese Woche sollen Vertreter des Brauchtums, Klimaaktivisten der „Letzten Generation“ und auch Politikerinnen zusammentreffen. Inzwischen ist bei der Staatsanwaltschaft eine Sachverhaltsdarstellung eingelangt.

Die Kritik an der Aktion der Funkenzunft Vandans hat Folgen. Die Vandanser Funkenzunft, Klimaaktivistinnen, Brauchtumsvertreter und Politikerinnen wollen sich noch diese Woche an einen runden Tisch setzten und die Sache aufarbeiten. Unter anderem soll der jahrelange Brauch der Funkenhexe infrage gestellt werden, sagte Markus Pfefferkorn, der Obmann der Funkenzunft Vandans. Also etwa ob die Hexe noch eine Hexe sein soll oder ob gleich künftig ein anderes Symbol verbrannt wird.

Staatsanwaltschaft informiert

In Vorarlberg brannten am Wochenende wieder vielerorts die traditionellen Funken. Für einige Aufregung, etwa in sozialen Netzwerken, sorgte die Brauchtumsveranstaltung aber in Vandans. Die dortige Funkenzunft hatte eine Hexe in Anspielung auf Klimaprotestierende angebracht. Die „Letzte Generation“ sah eine „Hexenjagd“. Man habe die Staatsanwaltschaft informiert, so Aktivistin Mina Canaval.

Eine Sachverhaltsdarstellung sei bei der Staatsanwaltschaft Feldkirch eingegangen und wird jetzt auch geprüft, bestätigte der Sprecher der Staatsanwaltschaft, Heinz Rusch. Für den Bregenzer Rechtsanwalt Rupert Manhart ist kein strafrechtlicher Tatbestand – weder Ehrenbeleidigung noch Verhetzung – durch die verkleidete Hexe erfüllt.

Funkenhexe als Klimaaktivistin verkleidet bei der Wahl zur schönsten Funkenhexe des Montafons
Funkenzunft Vandans
Die Funkenhexe in Vandans bei der Wahl zur schönsten Funkenhexe im Montafon

Wegen der Diskussion, ob das Verbrennen einer Figur, zumal einer weiblichen, nicht menschen- bzw. frauenverachtend ist, verzichten einige Zünfte inzwischen auf eine Hexe, die als Symbolbild des Winters am Funkensonntag ausgetrieben wird. In Vandans setzten die Funkenbauer dagegen noch eins drauf: Die dortige Hexe „Grutha von Kleber die XI.“ trug Zöpfe, Warnweste, Hoodie und Jeans, in der Hand eine große Tube Alleskleber. Auf einem Schild ließ die Figur im Dialekt wissen, sie werde sich am Funken oben ankleben. Auf sozialen Netzwerken veröffentlichte die Funkenzunft Fotos, versehen mit dem Kommentar: „Sie hat es verdient!“

„Letzte Generation“ zeigte sich empört

Die Gruppe „Letzte Generation“ zeigte sich empört. „So reagiert eine Gesellschaft, die vom fossilen Stoff abhängig ist: buchstäbliche Hexenjagd auf diejenigen, die friedlich darauf hinweisen und für das protestieren, was laut wissenschaftlichen Erkenntnissen endlich beschlossen werden muss“, so die Aktivisten auf sozialen Netzwerken. Canaval, Sprecherin von „Extinction Rebellion“, betonte, dabei gehe es nicht um Humor. Menschen, die sich für eine gute Zukunft einsetzten, werde „mit dem Tod gedroht und gegen sie gehetzt“.

E-Mails „unter der Gürtellinie“ bekommen

Pfefferkorn erklärte, Ziel sei es gewesen, „mit unserer Funkenpuppe die Kleber auf satirische Weise darzustellen“, andere Hintergedanken habe man nicht gehabt. Mit der unerwartet großen Reaktion habe man nicht gerechnet. „Wenn wir das gewusst hätten, hätten wir das nie im Leben gemacht. Das ist nach hinten losgegangen und tut uns leid“, meinte er. Man habe keinesfalls jemanden verunglimpfen oder angreifen wollen, versicherte er. Die Funkenbauer hätten E-Mails „unter der Gürtellinie“ bekommen, teils mit Drohungen, zeigte sich Pfefferkorn fassungslos.

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Funken in Vandans
Funkenzunft Vandans
Der Funken in Vandans brannte am Sonntag planmäßig ab
Funken in Vandans
Funkenzunft Vandans
Klimahexe auf dem Funken
Privat
Funken in Vandans
Privat
Funken in Vandans
Privat

Der Bitte der „Letzten Generation“, die Hexe vom Funken zu nehmen, sei man nicht nachgekommen. Man wolle am Brauchtum festhalten, und dazu gehöre die „Funkenpuppe“ nun einmal. „Sie ist ordnungsgemäß explodiert und hält damit symbolisch Krankheit und Unheil vom Dorf fern“, sagte der Funkenbauer. Eine Abnahme wäre auch technisch nicht mehr möglich gewesen, etwa wegen der Pyrotechnik. Viele hätten auf die Hexe mit Humor reagiert, „aber die andere Seite sieht das eben nicht so, das verstehe ich“, so Pfefferkorn.