Stadtansicht Moskau, Kreml
IMAGO/SOPA Images
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Chronik

„Russische Gesellschaft tief gespalten“

Vor einem Jahr hat Russland seinen Einmarsch in die Ukraine begonnen. Auch in Russland gab es zunächst Proteste gegen den Krieg. Diese seien aber inzwischen wegen der harten Bestrafung sozusagen erloschen, sagt Vorarlbergerin Carola Schneider, ORF-Korrespondentin in Moskau. Der Krieg habe auch das Alltagsleben in Russland stark verändert.

Das Militär lasse keine öffentliche Kundgebung gegen den Krieg zu, nicht einmal Kundgebungen für den Frieden, sagt Carola Schneider vom ORF-Büro in Moskau. Wer dagegen verstoße, bekomme eine Strafe oder müsse ins Gefängnis. „Wer die Gewalt in der Ukraine öffentlich kritisiert oder auch nur zum Frieden aufruft, der muss im besten Fall mit einer Geldstrafe rechnen und im schlimmsten Fall mit Haft. Natürlich gibt es noch immer Mutige, die öffentlich gegen die Gewalt in der Ukraine auftreten, sei es in sozialen Netzwerken oder seien es Künstler mit ihren Arbeiten. Das sind aber nur noch sehr wenige“, so Schneider im Interview mit dem ORF Vorarlberg.

Alltag in Russland stark verändert

Der Krieg in der Ukraine habe auch das Alltagsleben in Russland stark verändert, so Schneider weiter. Viele westliche Firmen, Autohäuser, Möbelgeschäfte oder Textilunternehmen hätten das Land und vor allem Großstädte wie Moskau fluchtartig verlassen. Noch deutlicher sei aber die Änderung der Stimmung im Land.

„Viele Russen sind wegen des Einmarschs in die Ukraine ausgewandert, andere mussten oder wollten an die Front. Die Gesellschaft in Russland ist im Moment ganz tief erschüttert und gespalten.“ Auf der einen Seite stünden die, die der Propaganda des Kremls und der Staatsmedien glaubten und am Schluss gebe es die Gegner des russischen Einmarschs. „Und die stehen sich alle unversöhnlich und aggressiv gegenüber“, so Schneider.

Krieg fordert bisher rund 200.000 Tote

Der Krieg Russlands gegen die Ukraine dauert schon viel länger als selbst Experten erwartet haben. Expertinnen und Experten gehen davon aus, dass der Krieg auf beiden Seiten bisher das Leben von rund 150.000 Soldaten und 48.000 Zivilistinnen und Zivilisten gefordert hat. Laut Schätzungen sind fast 19 Millionen aus ihrer Heimat geflüchtet.

Gedenken in Vorarlberg

Zum Jahrestag des russischen Einmarsches wird auch in Vorarlberg der Menschen im ukrainischen Kriegsgebiet gedacht. Im Kloster Mehrerau in Bregenz findet am Freitagvormittag ein Friedensgebet mit Abt Vinzenz Wohlwend und Bischof Benno Elbs statt. Auch in den Gottesdiensten wird im ganzen Land am Wochenende zusammen mit Geflüchteten für Frieden gebetet. Der Bischof von Kiew, Stefan Sus, reist dafür nach Bregenz.