Handwerker legt Fliesen
redaktion93 – stock.adobe.com
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Wirtschaft

Neue Masche bei der Schwarzarbeit

Die Finanzpolizei hat im vergangenen Jahr 1.700 Firmen in Vorarlberg geprüft. Dabei gab es 130 Anzeigen, weil Mitarbeiter „schwarz“ gearbeitet haben. Zwei Jahre davor gab es noch doppelt so viele Anzeigen. Die klassische Form der Schwarzarbeit, also dass Firmen ihre Mitarbeiter nicht anmelden, wird immer mehr von einem neuen System abgelöst.

Wie dieses System funktioniert, erklärt Wilfried Lehner, Leiter der Finanzpolizei, an einem Beispiel aus der Bau-Branche: Ein General-Unternehmen beauftragt ein Sub-Unternehmen mit dem Innenausbau eines Hauses und zahlt diesem dafür eine Million Euro. Das kriminelle Sub-Unternehmen wiederum schiebt gleich einen Teil des erhaltenen Geldes in eine Scheinfirma und erhält von dieser eine Rechnung für eine Leistung, die nie erbracht wird. Aber – die Bilanz stimmt, die Umsätze können dem Finanzamt zumindest auf dem Papier erklärt werden.

Lehner: „Geldwäsche, Sozial- und Steuerbetrug“

Mit dieser frisierten Bilanz hat das Sub-Unternehmen jetzt Schwarzgeld generiert, das vorerst in der Scheinfirma geparkt bleibt – das wird später gebraucht. Das Sub-Unternehmen meldet seine Mitarbeiter nämlich als Hilfskräfte an: 1.200 Euro Lohn auf dem Papier, dafür sind kaum Steuern fällig. Die werden bezahlt und alles schaut gut aus.

Allerdings sind die Mitarbeiter keine Hilfskräfte, sondern hoch qualifizierte Fachkräfte, sonst könnten sie die Arbeit gar nicht machen. Und als solche bekommen sie in Wahrheit 3.000 Euro Lohn. Den Großteil allerdings schwarz und bar auf die Hand. Das Schwarzgeld dafür kommt jetzt von besagter Scheinfirma. Lehner spricht von organisierter Kriminalität, von Geldwäsche, Sozialbetrug und Steuerbetrug in einem. Darauf stehen bis zu zehn Jahre Haft. Am auffälligsten ist diese Form der Schwarzarbeit derzeit in der Eisenverarbeitung, bei Pflaster-Legern, Reinigungen, Innenausbauten und im Security-Bereich, sagt Lehner.

Staat entsteht Schaden von hunderten Millionen im Jahr

Bundesweit entsteht dem Staatshaushalt so ein Schaden von Hunderten Millionen Euro im Jahr, sagt Lehner. Ganz abgesehen von der enormen Wettbewerbs-Verzerrung: Legale Unternehmen, die ihre Mitarbeiter korrekt als Fachkräfte anmelden und dafür auch die gesetzlich höheren Löhne zahlen, können in der Preisgestaltung mit den kriminellen Unternehmen nicht mehr mithalten, sagt Lehner.

Aber immerhin nimmt die Finanzpolizei jedes Jahr an die 120 solcher Scheinfirmen hoch. Fast alle von ihnen sitzen in Wien und verstecken sich in der Anonymität der Masse an dortigen Firmen – was nicht heißt, dass sie nicht auch in Vorarlberg ihr Unwesen treiben, sagt Lehner. Und weil Finanzpolizei und Betrugsbekämpfung nach einer Neustrukturierung der Dienste enger zusammenarbeiten, kann jetzt auch schlagkräftiger gegen die organisierte Schwarzarbeit vorgegangen werden, sagt Lehner.