Sperma-Untersuchung
ORF Vorarlberg
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Wissenschaft

Qualität von Sperma wird immer schlechter

Wenn Paare ungewollt kinderlos bleiben, liegt das in etwa der Hälfte aller Fälle an den Männern. Denn das Sperma ist in den letzten Jahren immer schlechter geworden: In den letzten 50 Jahren hat die Qualität um mehr als 50 Prozent abgenommen. Obwohl diese Ergebnisse seit rund fünf Jahren vorliegen, wissen nur die wenigsten Menschen Bescheid.

Die Zeugungsfähigkeit eines Mannes kann mit einem Spermiogramm überprüft werden. In einem gesunden Spermiogramm sind viele Spermien zu sehen, die schnell und beweglich sind. Oft sieht das aber leider anders aus, es zeigt wenige – langsame oder schadhafte – Spermien.

Ursachen können im Lebensstil liegen

Die Ursachen für ein schlechtes Spermiogramm liegen unter anderem im Lebensstil: Einerseits können Alkoholkonsum, Nikotin, Fettleibigkeit oder wenig Bewegung Einfluss auf die Qualität des Spermas nehmen, sagt Urologe Michael Neyer. „Andererseits sind es Pestizide, Östrogene und Weichmacher, die in die Nahrungskette gelangen“, ergänzt er.

„Wenn man das Rauchen aufhört, weniger trinkt, sich mehr bewegt und auf gesunde Ernährung achtet, biologisch angebaute Produkte konsumiert, kann man das Spermiogramm deutlich verbessern“, appelliert Neyer. Veränderungen seien schon innerhalb von rund sechs Monaten sichtbar.

Spermaqualität wird immer schlechter

In den letzten fünfzig Jahren hat die Qualität um über 50 Prozent nachgelassen. Wenn Paare ungewollt kinderlos bleiben, liegt das in etwa der Hälfte aller Fälle an den Männern. Obwohl diese Forschungsergebnisse seit etwa 5 Jahren schon vorliegen, wissen immer noch wenige darüber Bescheid.

Alter des Mannes als ausschlaggebender Faktor

Neben Erkrankungen spielt auch das Alter des Mannes eine Rolle. „Die Fruchtbarkeit beim Mann ist zwischen 20 und 30 Jahren sicher am höchsten“, argumentiert Neyer. „Ab 35, das weiß man, nimmt die Fruchtbarkeit dann ab“, zeigt er auf.

Datenlage verheißt nichts Gutes

Die massive Verschlechterung der Qualität des Spermas wird von manchen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern als „Spermageddon“ bezeichnet. Neyer hält das für eine drastische Formulierung, gibt aber dennoch zu bedenken: „Die Datenlage verheißt nicht unbedingt Gutes“. Er mahnt: „Wenn die Spermienqualität in dieser Rasanz abnimmt, dann haben wir in ein paar Jahrzehnten definitiv ein Problem“.

Problem bei unerfülltem Kinderwunsch bei Frau gesucht

Trotz des Wissens über die Verschlechterung der Qualität des Spermas wird bei unerfülltem Kinderwunsch das Problem zuerst bei der Frau gesucht, bestätigt Gynäkologe Norbert Loacker, Leiter des Kinderwunschzentrums Feldkirch.

„Wir sehen, dass die Patientinnen über Medikamente, über Ultraschalle, über Prüfungen des Eisprungs schon sehr viel gemacht haben“, sagt Loacker. Oft werde dann festgestellt, dass die Seite des Mannes noch gar nicht beleuchtet worden sei. „Vielleicht hat es damit zu tun, dass wir als Frauenärzte Patientinnen schon oftmals vor einer geplanten Schwangerschaft sehen“, vermutet Loacker. Frauen seien an Vorsorgeprogramme gewöhnt.