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Bildung

Protest gegen Notenpflicht an Lustenauer Volksschule

Mit ihrem Kampf gegen verpflichtende Ziffernnoten hat es die Volksschule Lustenau Kirchdorf bereits vor drei Jahren in die österreichweiten Schlagzeilen geschafft. Mit dem Semesterende erneuerte die Schule ihre Kritik – mit einer Protestaktion, unterstützt von Eltern. Auch in Sachen „Gemeinsame Schule“ könnte Lustenau eine Vorreiterrolle einnehmen.

Rund 56.000 Schülerinnen und Schüler bekommen heute in Vorarlberg ihre Schulnachricht. Und damit hat sich bereits in den vergangenen Wochen die Diskussion über die Beurteilung in den Volksschulen wieder verschärft. In Lustenau protestierten Eltern und Lehrer am Donnerstagabend in der Volksschule Kirchdorf erneut gegen verpflichtende Ziffernnoten in der Volksschule. Sie fordern, dass die Bundesregierung die Regelung aufhebt und Kinder wieder ausschließlich schriftlich beurteilt werden dürfen.

„Noten erzeugen Druck“

Die Noten erzeugten Druck, wo keiner sein müsse und sie behinderten die natürliche Wissbegier der Kinder, sagen die Befürworter der schriftlichen Beurteilung ohne Ziffernnoten. Darum setzt sich Birgit Sieber-Mayr vom reformpädagogischen Zweig in der Volksschule Lustenau Kirchdorf auch heuer wieder für ein Zeugnis ohne Noten ein. Sie ist überzeugt, dass die Regierungskoalition ihre Haltung ändern muss.

„Wir machen so lange weiter, bis auch die ÖVP versteht, dass das einfach nicht so geht, dass wir einfach die Noten abschaffen müssen. Ich glaube, die Grünen wissen das schon“, sagt Sieber-Mayr. Sie sei enttäuscht, mache aber weiter. „Ich habe einen Kampfeswillen. Ich möchte weiterkämpfen – so lang, bis es so weit ist.“ Denn auch in der vierten Klasse Volksschule könne die Gymnasiumreife anders beurteilt werden als nur mit Noten, sagen die Befürworter einer rein schriftlichen Beurteilung.

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Protestaktion
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Theaterstück gegen Ziffernnoten-Zwang: Protestaktion an der VS Lustenau Kirchdorf am Donnerstag
Schriftzug Begleiten – Stärken – Stärken
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Protestaktion
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Ziffernnoten ab Ende der zweiten Klasse verpflichtend

Es ist bereits das dritte Schuljahr, in dem die Ziffernnoten an den Volksschulen ab dem Jahreszeugnis der zweiten Klasse verpflichtend sind. Davor – in der ersten und am Anfang der zweiten Klasse – können die Eltern einer Klasse mehrheitlich entscheiden, ob es Ziffernnoten oder nur eine verbale Beurteilung geben soll. Die türkis-blaue Koalition hatte diese Regelung eingeführt und die jetzige Regierung von ÖVP und Grünen hat bisher keine Pläne, daran etwas zu ändern.

Anlässlich der Einführung dieser Regelung begab sich vor drei Jahren eine Delegation aus der VS Kirchdorf nach Wien ins Ministerium, um den damaligen Bildungsminister Heinz Faßmann von den ihrer Meinung nach negativen Folgen der verpflichtenden Rückkehr zur Ziffernnote zu überzeugen. Österreichweit waren die Lustenauer damals in den Schlagzeilen. Aber letztlich mussten sich die Pädagoginnen und der Direktor den Vorgaben beugen, sonst hätten sie gegen das Gesetz verstoßen.

Gemeinsame Schule: Lustenau als möglicher Standort

Lustenau ist auch im Gespräch, was ein anderes Reformthema im Schulbereich betrifft: Die Marktgemeinde wird unter Pädagogen als möglicher Standort für den Modellversuch „Gemeinsame Schule“ gesehen. Bildungslandesrätin Barbara Schöbi-Fink (ÖVP) hatte im Landtag gesagt, dass der Versuch in einem Sprengel einfacher umzusetzen sei als eine ganze Modellregion Vorarlberg.

Der Lustenauer Bürgermeister Kurt Fischer (ÖVP) ist generell dafür, dass Lustenau eine Gemeinsame Schule bekommt. Er vermisst aber von politischer Seite noch die Initialzündung und ist skeptisch, ob die Politik es wirklich schafft, diese Idee rasch zu verwirklichen.