Wirtschaftsbund Vorarlberg
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Wirtschaft

Wirtschaftsbund stellt Abgaben weiter infrage

Der Wirtschaftsbund Vorarlberg hat nach wie vor nicht über die Einbringung einer Beschwerde hinsichtlich der getätigten Umsatzsteuer- und Körperschaftssteuernachzahlung entschieden. Die Zahlung der Zuwendungsabgabe möchte man bekämpfen und eine neue Geschäftsordnung soll für Ordnung sorgen.

Der Wirtschaftsbund Vorarlberg hat zum Ende des vergangenen Jahres rund 381.000 Euro an Umsatzsteuer, 388.000 Euro an Körperschaftssteuer sowie rund 106.000 Euro an Zuwendungsabgabe für die Jahre von 2016 bis 2021 nachbezahlt. Die Zuwendungsabgabe ist eng mit der Frage verknüpft, ob der Wirtschaftsbund als Verein oder als Parteiorganisation zu sehen ist. Weil das Finanzamt den Wirtschaftsbund als Verein bewertete, wurde auch die entsprechende Zahlung vorgeschrieben. „Wir haben uns immer als Teil der ÖVP gesehen“, unterstrich Wirtschaftsbund-Obmann Marco Tittler. Man habe bezüglich des möglichen Einspruchs am 26. Jänner um Fristerstreckung angesucht, diesbezüglich aber noch keine Antwort erhalten.

„Der Wirtschaftsbund Vorarlberg sieht sich als Teil der ÖVP, das wurde auch vom UPTS (Unabhängiger Parteien-Transparenz-Senat) so attestiert. Deswegen wird die Zuwendungsabgabe von uns bestritten. Etwas differenzierter zu betrachten sind die Themen Umsatzsteuer und Körperschaftssteuer. Hier beraten wir noch darüber, ob, und wenn, für welche Jahre, wir Beschwerde einbringen werden“, sagt Tittler.

Wirtschaftsbund will sich der Zukunft widmen

Tittler und Wirtschaftsbund-Direktor Christoph Thoma betonten, dass der Wirtschaftsbund „das größte wirtschaftspolitische Netzwerk Vorarlbergs“ sei. Man wolle die Inhalte im Dialog mit den Unternehmern entwickeln, etwa eine „standortpolitische Agenda 2030“. In weiterer Folge sollen die erarbeiteten Themen in die Wirtschaftspolitik des Landes einfließen. „Das heißt nicht, dass im Landhaus alles nur noch abgenickt wird“, stellte Tittler – der auch Wirtschaftslandesrat ist – fest. Die aktive Einbindung der Mitglieder, nachvollziehbare Handlungen sowie die neuen Strukturen in der Organisation würden dabei helfen, Vertrauen bei jenen Mitgliedern zurückzugewinnen, die im vergangenen Jahr angesichts der Vorkommnisse rund um den Wirtschaftsbund „irritiert oder verärgert“ waren.

Geschäftsordnung soll Handlungsrahmen setzen

Die Geschäftsführung handle künftig auf Basis einer erarbeiteten Geschäftsordnung, Gehälter würden nicht mehr nach dem Vier-Augen-Prinzip festgelegt, „sondern von einem Gremium“, sagte Bernhard Feigl, Spartenobmann Handwerk und Gewerbe in der Wirtschaftskammer Vorarlberg. Auch sei klar festgeschrieben, dass – sollte der Wirtschaftsbund je wieder eine Publikation herausgeben – in einem Statut geregelt sei, wie hoch etwa der Werbeanteil maximal sein dürfe. Gerade weil die Inseratenerlöse für die mittlerweile eingestellte Wirtschaftsbund-Zeitung „Vorarlberger Wirtschaft“ ab 2018 geradezu explodiert waren, war der Wirtschaftsbund in Kritik geraten und steuerlich geprüft worden.

Außerdem sorge das neue Vorarlberger Parteiförderungsgesetz für Transparenz, sagte Thoma. In zukünftigen Wahlkämpfen werde man weiter ÖVP-Funktionäre „im Rahmen der gültigen Gesetze unterstützen“.

Fokus auf Arbeitsmarkt, Infrastruktur und Forschung

Inhaltlich nannte Tittler etwa die Themen Arbeitsmarkt – hier wurden Erleichterungen für ältere Arbeitnehmer gefordert –, Infrastrukturentwicklung („Lücken im Straßennetz müssen geschlossen werden“) oder auch Forschung und Entwicklung. In Vorarlberg seien die Unternehmen mittlerweile für knapp 90 Prozent der Forschungsausgaben im Land verantwortlich.

Einheitsliste bei Wirtschaftskammer-Wahl soll bleiben

Unter dem Namen „Vorarlberger Wirtschaft“ steht bei der Wirtschaftskammer-Wahl seit langem nur eine Einheitsliste zur Wahl. Dieses Wahlbündnis besteht immer noch. Der ÖVP-Wirtschaftsbund tritt stets gemeinsam mit der Freiheitlichen Wirtschaft und Teilen des SPÖ-Wirtschaftsverbandes an. Geht es nach Wirtschaftsbund-Obmann Marco Tittler, soll das auch in Zukunft so sein. „Das kann ich zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht sagen. Ich persönlich erachte den Wahlkampf in der Wirtschaftskammer als zweitrangig. Man tut gut daran, wenn man hier für die Branche arbeitet, insofern kann ich dieser Idee viel abgewinnen“, meint Tittler.

Wer den Wirtschaftsbund in die nächste Wahl führt, steht noch nicht fest. Momentan ist Wilfried Hopfner Kammerpräsident. Ob er auch Spitzenkandidat wird, steht noch nicht fest, sagt Wirtschaftsbund-Direktor Christoph Thoma. „Ich glaube, diese Frage kann man heute nicht beantworten. Wilfried Hopfner ist gewählt und jetzt schauen wir nach vorne. Die nächste Wahl ist 2025 und mit wem der Wirtschaftsbund dann ins Rennen geht ist dann zu klären“, sagt Thoma.