Lech
imago/Westend61
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Chronik

Missbrauchsverdacht in Lech: Mögliche weitere Opfer

Nach dem Missbrauchsverdacht gegen einen Mitarbeiter einer privaten Betreuungseinrichtung in Lech soll es weitere Opfer geben. Es soll sich um zwei Buben aus dem Ausland handeln. Am Freitag ging eine Wiener Familie mit dem Missbrauchsverdacht an die Öffentlichkeit.

Ein dreijähriger Bub soll im Jänner in einer privaten Kinderbetreuungseinrichtung für Urlauber in Lech missbraucht worden sein. Der Fall wurde Anfang der Woche bei der Polizei in Wien angezeigt. Beim Bündnis Kinderschutz Österreich, einem Verein gegen Missbrauch an und Misshandlung von Kindern, sollen sich zwei weitere Familien gemeldet haben.

Forderung: Alle Eltern sollen kontaktiert werden

Bei den beiden Verdachtsfällen würde es sich um Familien aus dem Ausland handeln, so Roberto D’Atri, Obmann des Bündnis Kinderschutz Österreich, am Sonntag im Gespräch mit der APA (Austria Presseagentur). Die beiden Buben, drei und dreieinhalb Jahre alt, hätten in derselben Woche die Betreuungseinrichtung besucht, wie der Dreijährige aus Wien.

„Beide Kinder wollten plötzlich nicht mehr in den Skikurs gehen, weinten und waren verängstigt", so D’Atri. Die Eltern der beiden Kinder hätten Psychologen beigezogen. D’Atri fordert, dass die Polizei die Teilnehmerliste mit allen Kindern durchgeht und umgehend die Eltern kontaktiert.

Landespolizei weiß nichts von neuen Verdachtsfällen

Seitens der Vorarlberger Landespolizeidirektion hieß es am Sonntag auf APA-Anfrage, man wisse derzeit nichts von weiteren Verdachtsfällen. In Bezug auf den Wiener Buben werde vom Landeskriminalamt Vorarlberg sowie vom Landeskriminalamt Wien ermittelt.

Auf die Frage, wann und ob der vom Wiener Buben als Tatverdächtige bezeichnete Mann als Beschuldigter vernommen wurde, gab es keine Auskunft. Es handle sich um laufende Ermittlungen, daher würden dazu keine Informationen erteilt.

Betreuungseinrichtung: „Raumkonzept zum Schutz der Kinder“

Die Kinderbetreuungseinrichtung zeigte sich am Sonntag „schockiert“ über den Verdachtsfall hinsichtlich des Buben aus Wien. „Wir arbeiten seit der ersten Minute intensiv mit der Polizei zusammen, damit eine rasche und umfassende Aufklärung möglich ist. Unser Mitgefühl gilt dem Kind und seiner Familie. Für mich ist jede Art von Missbrauch gegenüber Kindern das Schlimmste überhaupt und absolut zu verurteilen“, teilte die Leiterin des Kinderclub Lech, Googie Gundolf, in einer Presseaussendung mit.

Man habe stets Verantwortungsbewusstsein und Vorsicht walten lassen und mit einem eigenen „Raumkonzept“ zum Schutz der Kinder Vorsorge getroffen: „Alle Kinder sind gemeinsam in einem Raum mit mehreren Betreuenden. In diesem Raum spielen und essen die Kinder und es wird konsequent alles in der Gruppe unternommen, damit immer mehrere Personen gleichzeitig anwesend sind“.

Diese Darstellung wies D’Atri gegenüber der APA zurück. Betreuer und Betreuerinnen hätten immer wieder alleine Kinder auf die Toilette begleitet. Zudem seien einzelne Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter mit den Kindern immer wieder alleine gewesen, während alle anderen Betreuerinnen und Betreuer mit der Vormittagsgruppe auf der Piste gewesen seien. Auch der Tatverdächtige habe die alleinige Obhut über Kinder gehabt.

Mitarbeiter ist nicht mehr beschäftigt

Der unter Tatverdacht geratene Mitarbeiter arbeite nicht mehr in der Kinderbetreuungsstätte, betonte die Leiterin. Dessen Arbeitsverhältnis sei bis Ende Jänner befristet gewesen. Das wirft die Frage auf, ob sich der Mann überhaupt noch in Vorarlberg befindet und für polizeiliche Befragungen zur Verfügung steht. Nach Informationen der APA handelt sich um einen jungen Mann mit einem Wohnsitz im entfernteren Ausland.