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Wirtschaft

Zinserhöhung setzt Kreditnehmer unter Druck

Die Europäische Zentralbank (EZB) hat den Leitzins am Donnerstag erneut um 0,5 Prozent angehoben. Damit liegt der Leitzins nun bei drei Prozent. Gleichzeitig liegt die Inflation in Österreich bei rund elf Prozent. Damit treffen die erhöhten Kreditkosten auf weniger Geld, was den Kreditnehmerinnen und Kreditnehmern an die Substanz geht.

Seit Monaten müssen die Österreicherinnen und Österreicher mehr für den täglichen Einkauf, die Energie- oder Wohnkosten bezahlen. Seit Jänner sind es für Einkäufe im Schnitt um elf Prozent mehr. In den vergangenen zwölf Monaten habe man gesehen, dass die Inflationsrate extrem nach oben gegangen sei, beschreibt Martin Hebertinger, Professor an der Fachhochschule Vorarlberg.

„Mit dem Ausbruch der Ukrainekrise und den gestörten Lieferketten hat die Inflation zum Jahreswechsel einen Spitzenwert von zehn Prozent erreicht“, sagt Hebertinger. Dabei hätten insbesondere die Energiepreise eine Rolle gespielt, die unmittelbar mit der Ukrainekrise und dem Ukrainekrieg in Zusammenhang stünden, sagt Hebertinger.

Heimische Banken geben erhöhten Leitzins weiter

Im Kampf gegen die Inflation, die Geldentwertung, wurde der Leitzins für das Geld, das auch die österreichischen Banken beziehen, von der Europäischen Zentralbank (EZB) auf insgesamt drei Prozent erhöht. „Vorbild“ dafür ist die US-amerikanische Notenbank. Dabei war es nicht das letzte Mal, dass der Leitzins von der EZB angehoben wird – bereits im März wird es wieder so weit sein, sagt Hebertinger.

Zinsen könnten erneut steigen

Die Inflation ist im Jänner laut Schnellschätzung der Statistik Austria auf 11,1 Prozent gestiegen. Zuvor war sie im Dezember noch auf 10,2 Prozent zurückgegangen. Der Vorarlberger Verhaltensökonom Matthias Sutter befürchtet deshalb einen weiteren Anstieg der Kreditzinsen.

„Der Mechanismus ist so, dass die Europäische Zentralbank die Zinsen erhöht, zu denen sich die Banken das Geld wiederum bei ihr ausleihen“, erklärt Martin Hebertinger, Professor an der Fachhochschule Vorarlberg. Im Normalfall geben die heimischen Banken diese Leitzinserhöhung dann an die Kreditnehmerinnen und Kreditnehmer mit flexiblem Zinssatz weiter.

Angebot und Nachfrage kommen zurück ins Gleichgewicht

„Dadurch verteuert sich der Kredit, dadurch geht die Nachfrage zurück und Angebot und Nachfrage kommen wieder ins Gleichgewicht“, sagt Hebertinger. Damit kühle sich das Wirtschaftswachstum ab und Angebot und Nachfrage kämen zurück ins Gleichgewicht.

Betriebswirt Hebertinger zu steigenden Zinsen

Betriebswirt Martin Hebertinger ist zu Gast im Studio und spricht über die steigende Inflation und den prognostizierten Anstieg der Kreditzinsen.

Inflation scheint sich zu stabilisieren

Nicht nur die Ukrainekrise, sondern auch das Abflauen der Pandemie habe zur erhöhten Inflationsrate beigetragen. Es habe einen Nachholeffekt bei der Nachfrage gegeben, dem die Unternehmen beim Liefern nicht gleich standhalten konnten, sagt Hebertinger.

Auch die Null-Covid-Politik in China habe eine Rolle gespielt, denn die Rohstoffe für die Produktion seien nicht rechtzeitig angekommen. „Die Inflation stabilisiert sich jetzt“, ist Hebertinger überzeugt. Man habe jetzt dreimal hintereinander keinen Zuwachs mehr verzeichnet.