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Wirtschaft

Über elf Prozent Inflation – Zinsen könnten erneut steigen

Die Inflation stieg im Jänner laut Schnellschätzung der Statistik Austria voraussichtlich auf 11,1 Prozent. Zuvor war sie im Dezember noch auf 10,2 Prozent zurückgegangen. Der Vorarlberger Verhaltensökonom Matthias Sutter befürchtet deshalb einen weiteren Anstieg der Kreditzinsen.

Zur Überraschung der Wirtschaftsforscher ist die Inflation im neuen Jahr wieder deutlich gestiegen, nachdem sie im Dezember zunächst etwas gesunken war. Das hat direkte Auswirkungen auf die Lebensgrundlage der Menschen, sagt der Vorarlberger Verhaltensökonom Matthias Sutter: „Nicht nur, dass wir fürs selbe Geld weniger im Einkaufswagen haben, sondern zum Beispiel auch, dass wir höhere Stromrechnungen zu bezahlen haben.“

Zinsen könnten steigen, Tilgung wird teurer

Außerdem werde sich die Geldpolitik verändern im Vergleich zu der fast inflationsfreien Zeit vor 2020, erwartet Sutter: „Was nichts anderes heißt als, dass die Tilgung von Krediten teurer werden wird. Und Leute, die auf Kante genäht haben viele Jahre lang und die jetzt plötzlich mit erhöhten Rückzahlungen konfrontiert werden, könnte das schwer treffen.“

Anstieg kommt überraschend auch für Experten

Laut Schnellschätzung lag die Inflation im Jänner fast 1 Prozent höher als im Dezember. Hauptverantwortlich dafür sind nach wie vor die kräftigen Preiserhöhungen für Haushaltsenergie, heißt es bei der Statistik Austria. Die Wirtschaftsforscher haben diesen Anstieg nicht erwartet, erklärt Verhaltensökonom Sutter: „Die aktuellen Zahlen sind eine große, sehr negative Überraschung für alle, weil die Prognosen vom letzten Herbst noch eindeutig waren, dass wir ein Sinken erwarten können im heurigen Jahr.“

Sinken möglich, aber ambitioniert

Ein Sinken sei zwar noch nicht ganz ausgeschlossen, meint Sutter, aber auf die fünf oder sechs Prozent zu kommen, wie das beispielsweise das Wifo vorhergesagt hatte, „das wird, sagen wir mal, ambitioniert. Und das ist natürlich für die weiteren Kaufkraftverluste von Haushalten ein schwerer Schlag.“

Faktoren: Energie, Krieg, Lieferketten

Wie es weitergeht, könne kaum vorhergesagt werden, sagt Sutter. Viel hänge von der Energiesituation ab – und damit auch vom weiteren Kriegsgeschehen in der Ukraine. Auch die Lieferketten seien seit der Pandemie noch nicht wieder voll zuverlässig.