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Soziales

Teuerung treibt Menschen in die Armut

Achtzig Prozent der Vorarlbergerinnen und Vorarlberger erleben derzeit einen spürbaren Verlust beim Lebensunterhalt. Das ist ein Ergebnis einer großen Umfrage der Statistik Austria. Die Teuerung ist mit all ihren Folgen in der Mittelschicht angekommen. Auch die Schuldenberatung verzeichnet einen markanten Anstieg an Klienten.

Die Menschen in Vorarlberg spüren den Preisdruck deutlich. Immer mehr können sich Grundsätzliches nicht mehr automatisch leisten. Der Zulauf bei der Schuldenberatung steigt entsprechend: Die 17 Beschäftigten in der Beratungsstelle betreuen etwa 3.000 Klientinnen und Klienten pro Jahr.

14 Prozent mehr Klientinnen und Klienten

„Wir haben jetzt 2022 einen Anstieg um 14 Prozent an Erstkontakten wahrgenommen“, erklärt die Leiterin ifS-Schuldenberatung, Simone Strehle-Hechenberger: „Das heißt, das sind Menschen, die noch nie in der Schuldenberatung gewesen sind. Wir nehmen wahr, dass die Wohnkosten enorm steigen, dass die Teuerung und die Kreditraten steigen und dass auch Menschen aus der Mittelschicht zunehmend unter Druck geraten.“

Großer Andrang bei Schuldenberatung

Die Menschen in Vorarlberg müssen sparen, das ist das Ergebnis einer Großumfrage der Statistik Austria. 81 Prozent der Menschen sagen, sie rechnen in diesem Jahr mit einer Verschlechterung ihrer Wirtschaftslage. Auch die Schuldenberatung verzeichnet einen markanten Anstieg an Klienten.

Trotz Vollzeitjob reicht das Geld nicht

Bei vielen Menschen sei es tatsächlich so, dass die Einnahmen kaum dazu ausreichen, die Ausgaben zu decken, sagt die Schuldenberaterin: „Weil wir einfach eine große Gruppe von Working Poor in Vorarlberg haben, die auch mit einem 40-Stunden-Job nicht ihr Auslangen finden“ – also trotz Vollzeitarbeit nicht mit dem Geld auskommen.

Soziologe Simon Burtscher-Mathis

Was macht eine wirtschaftliche Notzeit mit Familien? Was bedeutet sie für Kinder? Soziologe Simon Burtscher-Mathis nimmt Stellung.

Aleinerziehende häufig betroffen

Betroffen sind davon oft Alleinerziehende, sagt Strehle-Hechenberger: „Es gibt Menschen, die haben einen Einkommensverlust, weil sie weniger verdienen oder den Vollzeit-Job verlieren. Gleichzeitig haben sie aber mehrere Kinder zu versorgen. Und dann wird es schon eng mit dem Verhältnis von Einnahmen und Ausgaben.“

Unterhaltszahlende können kaum überleben

Auf der anderen Seite sind auch die Unterhaltszahlenden schnell am Limit: „Das Existenzminimum ist zu niedrig angesetzt mit 1.030 Euro. Wenn jemand Unterhaltsschulden hat, kann man da noch 25 Prozent unter das Existenzminimum gehen. Das trifft zumeist Männer und tatsächlich können die kaum überleben.“

Einspar-Potenzial bei Auto, Versicherung, Handy, Rauchen

Oft kommen die Menschen viel zu spät in die Beratung, weil sie sich schämen. Gespart werden könne allerdings fast überall, so die Expertin: „Es gibt so klassische Sachen wie: Braucht es wirklich ein erstes oder ein zweites Auto? Braucht es Versicherungsgebühren? Sind die Handygebühren zu hoch? Wie schaut es mit dem Rauchen aus? Das sind so Klassiker.“