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Fehlende Notenwahrheit sorgt für Probleme

Um einen Platz in einem Gymnasium zu bekommen, ist in Vorarlberg ein Zeugnis mit lauter Einsern oftmals Voraussetzung. Wenn Kindern die Noten geschenkt werden, könne das später jedoch zum Nachteil werden, geben Experten zu bedenken und fordern eine Notenwahrheit.

Rund 4.000 Viertklässlerinnen und Viertklässler erhalten bald das Semesterzeugnis, das für die Aufnahme in ein Gymnasium entscheidend ist. Am BRG Schoren in Dornbirn hat es im vergangenen Schuljahr so viele Anmeldungen gegeben, dass die Hälfte der Schülerinnen und Schüler abgewiesen werden musste. Darunter waren auch Kinder, die nur Einser in ihrem Zeugnis hatten.

Für Direktor Reinhard Sepp liegt das Problem darin, dass keine Aufnahmeprüfungen erlaubt sind. Man müsse sich deshalb nach den Noten in der Volksschule richten und stehe bei zu vielen Anmeldungen vor dem Problem, dass man ohne Grundlage Kinder aussuchen muss.

Kinder müssen Gymnasium wieder verlassen

Viele Kinder, die eigentlich nicht reif für das Gymnasium sind, aber dennoch nur „Sehr gut“ in ihrem Volksschulzeugnis haben, würden früher oder später Probleme bekommen, so Sepp. In den meisten Fällen würden die Schwierigkeiten in den zweiten und dritten Klassen auftreten.

Im vergangenen Schuljahr habe es eine neue Situation gegeben, berichtet Direktor Sepp. Acht Kinder aus den ersten und zweiten Klassen mussten die Schule wegen Lernproblemen verlassen. „Das kannten wir vorher nicht“, betont Sepp.

Druck von Eltern auf Lehrerinnen und Lehrer

Sollte es mit der Notenwahrheit nicht besser werden, fordern immer mehr AHS-Direktoren zusätzliche Aufnahmekriterien wie standardisierte Tests oder einheitliche Schularbeiten.

Das Problem mit geschenkten Noten ist auch Thema in der Vorarlberger Bildungsdirektion. In den letzten Monaten habe man deshalb zahlreiche Gespräche mit Pädagoginnen und Pädagogen geführt, um zur Notenwahrheit zu kommen, betont Schulqualitätsmanagerin Monika Steurer. Der Druck auf die Lehrerinnen und Lehrer von Eltern könne oftmals sehr groß sein, deshalb müssten sie gestärkt werden.

„Gymnasium als Statussymbol“

Das Gymnasium gelte bei vielen als Statussymbol, so Elternvertreter Michael Tagger. Gerade Eltern, die ein Gymnasium besucht haben, wollen vielfach, dass auch ihre Kinder eines besuchen.

„Rein vom Angebot und was die Schulen können, sehe ich kaum einen Unterschied zwischen den Leistungen der Mittelschulen und jener der Gymnasien", so Tagger. Er betont, dass die Eltern darauf schauen sollen, dass es dem Kind gut geht und es die Ausbildung bekommt, die zu ihm passt.