Ein Schild des World Economic Forum (Weltwirtschaftsforum – WEF) im Kongresszentrum während des jährlichen Kongresses des WEF in Davos, Schweiz. (25.5.2022)
FABRICE COFFRINI / AFP / picturedesk.com
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Weltwirtschaftsforum

WEF Davos: Ökonom vermisst kleinere Unternehmen

In Davos hat in den vergangenen Tagen das Weltwirtschaftsforum mit rund 3.000 Teilnehmern stattgefunden. Der Vorarlberger Wirtschaftsforscher David Stadelmann hält das Forum für wichtig, auch wenn man nicht zu viel von ihm erwarten könne. Er bemängelt aber, dass zu wenig kleine und mittlere Unternehmen eingeladen worden sind.

An die 3.000 Gäste aus Wirtschaft, Politik, Wissenschaft und Zivilgesellschaft haben beim Weltwirtschaftsforum in der benachbarten Schweiz aktuelle globale Probleme diskutiert und Lösungen gesucht. Das Ziel des Treffens in Davos: einen Beitrag zur Verbesserung der Welt zu leisten. ORF-Redakteur Andreas Feiertag hat den Vorarlberger Wirtschaftsforscher David Stadelmann von der Universität Bayreuth gefragt, ob ein solches Forum dieses Ziel überhaupt erreichen kann:

David Stadelmann
ORF
Ökonom David Stadelmann

Stadelmann: Man kann realistischerweise nicht zu viel erwarten. Ich denke aber, es hat schon etwas Gutes, wenn man verschiedenste Themen bespricht, sei es fehlgeleitete Wirtschaftspolitik, Umweltschutz, Armutsbekämpfung und dass man das auch in einem breiteren Kontext tut.

ORF: Gibt es aus der Vergangenheit heraus Beispiele dafür, dass das Weltwirtschaftsforum einen spürbaren Beitrag für eine positive Entwicklung geleistet hat?

Stadelmann: Das Weltwirtschaftsforum besteht ja schon lange. Und ich denke, dass man schon versucht, eben nicht nur das Politische in den Vordergrund zu stellen, sondern zumindest auch versucht, Unternehmen miteinzubeziehen und teilweise auch zivilgesellschaftliche Organisationen. Insgesamt gab es zum Beispiel Beiträge zum Thema Ausbildung, auch Gedanken bezüglich der Armutsbekämpfung, das sind halt große Themen.

WEF Davos: Ökonom vermisst kleinere Unternehmen

In Davos hat in den vergangenen Tagen das Weltwirtschaftsforum mit rund 3.000 Teilnehmern stattgefunden. Der Vorarlberger Wirtschaftsforscher David Stadelmann hält das Forum für wichtig, auch wenn man nicht zu viel von ihm erwarten könne. Er bemängelt aber, dass zu wenig kleine und mittlere Unternehmen eingeladen worden sind.

ORF: Ein Dorf eine Woche lang im Ausnahmezustand, viele Millionen Euro an Kosten, in Zeiten des Klimawandels hunderte Privatflugzeuge, die unterwegs sind – in einer digitalisierten Welt gibt es viele andere Möglichkeiten, sich global untereinander auszutauschen. Ist dieses Forum in dieser Form überhaupt noch zeitgemäß?

Stadelmann: Ja, ich denke, natürlich ist es zeitgemäß, dass man sich auch persönlich trifft. Bei vielen Problemen geht es wirklich darum, auch offen zu reden, mit Zoom tut man sich da wirklich schwer. Und das Klimaproblem – wenn man sagt, okay, da fliegen jetzt ein paar Leute mehr. Das Klimaproblem ist größer gelagert und es ändert nicht wahnsinnig viel, wenn ein paar Leute mit dem Privatjet fliegen.

Klima-Proteste beim Weltwirtschaftsforum mit Greta Thunberg
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Klimaproteste beim Weltwirtschaftsforum, mit dabei war auch Aktivistin Greta Thunberg (links)

ORF: Aus Ihrer Sicht, aus Sicht des Wirtschaftsforschers: Sollte dieses Wirtschaftsforum in dieser Form für die Zukunft beibehalten werden?

Stadelmann: Es leistet einen Beitrag. Das Problem ist aus meiner Sicht, dass es vor allem Großunternehmen sind, durch die das getragen wird. Es fehlen mir hier ein bisschen die kleinen und mittelständischen Unternehmen, die ja eigentlich unseren Wohnstand schaffen. Um was es uns ja geht, ist eine Verbesserung der Welt, das bedeutet, dass man eben ein breites Spektrum einbezieht.