Servicefachkräfte im Restaurant Hubers am Garnmarkt in Götzis
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Tourismus

Personalnot bringt neue Konzepte hervor

Weil es für Gastronomie und Hotellerie immer schwieriger wird, Personal zu finden, sind neue Ideen und Arbeitszeitmodelle gefragt. Anreize und Mitbestimmung verbessern die Chancen, Personal zu finden bzw. zu halten. Der ORF Vorarlberg hat zwei Betriebe besucht, die diesbezüglich neue Wege gehen.

Zehn Tage geöffnet, vier Tage geschlossen – so lautet das Konzept des „Hotel am Holand“ in Au. Vor eineinhalb Jahren hat man sich für das neue Zeitmodell entschieden, weil man an die personellen Grenzen kam, erklärt Geschäftsführer Sebastian Simma.

Gastronomie braucht neue Konzepte

Viele Restaurants und Hotels kämpfen derzeit mit dem Personalmangel. Aus diesem Grund müssen sich die Betriebe neue Konzepte überlegen, wie eine kleinere Speisekarte oder eine vier Tage Woche.

„Wir sind an einen Punkt gekommen, an dem wir gesagt haben: Wir möchten für selbst auch ein bisschen Freizeit haben“, erzählt Simma: „Sechs Monate lang, sieben Tage die Woche, vierzehn Stunden am Tag – da hat man irgendwann keine Lust mehr. Und auch für die Mitarbeiter war es einfach nicht möglich, mal ein Wochenende frei zu haben. Da haben wir uns entschieden, es einfach mal zu versuchen.“

Interview mit Hotelier Peter Fetz

Hotelier Peter Fetz ist zu Gast im Studio. Viele Restaurants und Hotels kämpfen derzeit mit dem Personalmangel. Aus diesem Grund müssen sich die Betriebe neue Konzepte überlegen.

Weniger Stress durch volle Personalstärke

Im ersten Halben Jahr habe man vor allem die Gäste vom neuen Konzept überzeugen müssen, sagt der Hotelier. Seit der Umstellung gibt es aber kein Problem mehr, Mitarbeiter zu finden, geschweige denn, sie zu halten: „Wir hatten noch nie so eine gute Stimmung unter den Mitarbeitern.“ Entweder haben alle frei oder es sind alle bei der Arbeit: „Dadurch gibt es nie übermäßigen Stress, weil wir immer volle Personalstärke haben.“ Ein weiterer Trumpf für die Mitarbeiter sei, dass jetzt alle eine Jahresstelle haben.

Das Personal ist begeistert: „Man kann alles super einplanen und weiß immer, wann man frei hat“, sagt Servicefachkraft Theresia Simma: „Und dadurch kann man die freien Tage richtig ausnützen.“

Servicefachkraft im Hotel „Am Holand“ in Au
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Neue Arbeitszeitmodelle helfen, Personal zu finden und zu halten

Restaurant beschließt freies Wochenende

Um die Mitarbeitenden zu halten, hat sich auch das Restaurant „Hubers“ am Garnmarkt in Götzis neu konzipiert. Seit Mitte 2022 haben alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zwei Tage am Stück in der Woche frei. Zudem durften sie selbst mitbestimmen, an welchen beiden Tagen das Restaurant zubleiben soll, erzählt Geschäftsführer Michael Baumann.

„Zum ersten Mal in den 25 Jahren, die ich selbständig bin, wollte ich das demokratisch abstimmen und nicht einfach bestimmen“, sagt der Geschäftsführer. Er habe Teams gebildet und überlegt, was küchentechnisch sinnvoll wäre. Die Abstimmung ging schnell: „Weil sich alle für Samstag und Sonntag entschieden haben.“

Hotelmitarbeiterin macht ein Hotelbett im Hotel „Am Holand“ in Au
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Im Hotel „Am Holand“ in Au wird immer mit voller Personalstärke gearbeitet, seit das Hotel immer zehn Tage geöffnet und dann vier Tage geschlossen hat.

Seither keine Personalprobleme mehr

Bei den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern kam das sehr gut an: „Man fühlt sich gleichwertig, gleichberechtigt. Das ist ein schönes Gefühl“, meint Servicefachkraft Michael Kanninger. Aus dem Pilotprojekt wurde schnell für alle 25 Arbeitskräfte ein fixes freies Wochenende. Probleme, Personal zu finden oder zu halten, gab es im „Hubers“ seither nicht mehr.

Ändert sich die Situation am Arbeitsmarkt – will Baumann sich auch aus wirtschaftlichen Gründen überlegen, am Samstag wieder zu öffnen. Derzeit stehe das aber nicht zur Debatte.