Simplon in Hard
Wirtschaftspresseagentur
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Simplon will Fahrräder in Europa lackieren

Der Harder Fahrradhersteller Simplon will wichtige Teile der Produktion nach Europa zurückholen. Grund sind negative Erfahrungen mit den Produktionsstandorten in China in den vergangenen Jahren, berichtet die Wirtschaftspresseagentur.

Der international tätige Fahrradhersteller Simplon mit Stammsitz in Hard möchte relevante Teile seiner Produktion von Asien zurück nach Europa holen. Wie der geschäftsführende Gesellschafter Stefan Vollbach im Gespräch mit der Wirtschaftspresseagentur erklärte, hänge diese Entscheidung zum „Reshoring“ mit den negativen Erfahrungen mit der kommunistischen Diktatur in China in den vergangenen zweieinhalb Jahren zusammen.

Denn nicht nur bei der Covid-Politik habe sich die völlige Unberechenbarkeit von China gezeigt und den Fahrradhersteller auf die schmerzliche Abhängigkeit von mit China zusammenhängenden Lieferketten aufmerksam gemacht. „China ist für uns nicht mehr kalkulierbar. Das ist keine Entscheidung gegen Asien per se, sondern ein China-Risiko-Management, denn das Verhalten von China wirkt sich auch unmittelbar auf andere Staaten in Asien aus“, so Vollbach. Man denke an den Konflikt mit Taiwan, wo ein Großteil der internationalen Halbleiter-Produktion angesiedelt ist.

Lackierung der Rahmen in Portugal und Bulgarien

Deshalb laufe seit rund einem Jahr ein Testbetrieb zur Lackierung von in China beziehungsweise Asien produzierten Simplon-Fahrradrahmen in Portugal und Bulgarien. Wenn das klappt, dann habe Simplon diesen Teil der Produktion deutlich näher beim Hauptsitz, wodurch man auch kurzfristiger auf Kundenwünsche reagieren könne.

Rahmenbau soll folgen

Darauf folgen soll der Rahmenbau, der ebenfalls in Portugal und Bulgarien durchgeführt werden könnte. „Unser Ziel ist es jedenfalls, für die Verkaufssaison 2024/25 zwei Modelle anzubieten, deren Rahmen in Europa gebaut und lackiert werden“, so Vollbach. Die Standortpolitik internationaler Komponentenhersteller, deren Teile Simplon zum Zusammenbau der Räder benötigt, könne man nicht beeinflussen. Allerdings stelle man auch bei diesen Unternehmen Überlegungen fest, sich aus der Abhängigkeit von China jedenfalls teilweise zu lösen.

Weniger Räder verkauft, aber mehr Umsatz erzielt

Im Geschäftsjahr 2021/22 (September) kam Simplon auf einen Umsatz von 57 Millionen Euro. Das ist ein Plus von drei Millionen Euro oder 5,5 Prozent gegenüber 2020/21. Ausgeliefert wurden rund 16.500 Räder, um etwa 1.000 weniger als im Jahr davor. Die gegenteilige Entwicklung erklärt sich durch Preisanpassungen im Frühjahr 2022 um etwa sieben Prozent. Die Ertragssituation bezeichnet Vollbach als positiv. Allerdings habe das Unternehmen aufgrund der Verwerfungen seit dem Frühjahr 2020 im Geschäftsjahr 2021/22 deutlich an Ertragskraft eingebüßt, denn auf der Einkaufsseite habe es teils massive Preissteigerungen gegeben.

Das Geschäftsjahr 2022/23 habe in den ersten drei Monaten Oktober bis Dezember 2022 noch schwach gestartet, da man noch immer mit Lieferschwierigkeiten konfrontiert gewesen sei. Allerdings verbessere sich die Situation jetzt zusehends und Simplon könne die Fertigungskapazitäten in Hard seit Anfang 2023 voll auslasten. „Es stehen wieder genügend Bauteile zur Verfügung.“ Deshalb gehe man „Stand heute“ von einem erkennbaren Wachstum aus. Die Situation normalisiere sich langsam. Simplon beschäftigt an den beiden Standorten in Hard mehr als 200 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter.