Bürgermeister Michael Ritsch
Dietmar Mathis
Dietmar Mathis
Politik

Michael Ritsch zieht Halbzeitbilanz

Seit zweieinhalb Jahren ist Michael Ritsch (SPÖ) nun Bürgermeister in Bregenz. Während die FPÖ und die NEOS nach der Halbzeit der ersten Amtsperiode von Ritsch eher positiv gestimmt sind, ist es vor allem die ÖVP, die Ritsch kritisiert.

In Bregenz wird an allen Ecken und Enden gebaut, viele Großprojekte wurden und werden umgesetzt. Geht es nach der Oppositionspartei ÖVP, hat sie das alles geschultert, weil die Projekte schon vor Ritsch auf Schiene gewesen seien. „Wir haben den Neubau des Hallenbades und die Erweiterung der Pipeline umgesetzt, die Quartiersentwicklung vorangetrieben und ein Bildungs- und Familienhaus eröffnet. Das sind allerdings alles Dinge, die schon die vorherige Regierung auf Schiene gebracht hat und Bürgermeister Ritsch geerbt hat“, sagt Veronika Marte von der Bregenzer ÖVP.

Ritsch erklärt im „Vorarlberg heute“- Interview, dass er diese Projekte nicht als seine Projekte verkaufe. Es gehe jetzt um die Umsetzung dieser Projekte. „Es gibt Projekte, die die Vorgängerregierung auf die Schiene gebracht hat und es gibt Projekte, die wir jetzt auf die Schiene gebracht haben. In den Schubladen liegen sehr viele Projekte, die eben nicht umgesetzt wurden“, sagt Ritsch.

Halbzeit-Bilanz des Bürgermeisters

Der Bregenzer Bürgermeister Michael Ritsch (SPÖ) zieht Bilanz nach der ersten Halbzeit seines Amts. Auch aus der Opposition kamen Stimmen zu Ritschs bisherigen Arbeit.

Bahnhof-Neubau soll spätestens 2027 beginnen

Marte kritisiert auch so manche Aktionen von Ritsch, wie den Umbau des Rathauses, bei dem die Kosten explodiert seien. Auch dass es in den letzten zweieinhalb Jahren drei Stadtamtsdirektoren gab kritisiert Marte. „Und von den Versprechungen von Bregenz-Mitte von vor der Wahl sind wir weit entfernt und ein neuer Bahnhof ist in die absolute Ferne gerückt“, sagt Marte weiter.

Ritsch selbst sieht beim derzeitigen Bregenz-Mitte-Projekt realistische Chancen zur Umsetzung. „Ich glaube, das ist jetzt ein Vorschlag, mit dem man ganz intensiv in die Detailplanung gehen kann und die Detailplanung beginnt jetzt“, sagt Ritsch. Auch bezüglich Bahnhof zeigt sich Ritsch optimistisch. „Wir bauen ja gerade die Hypounterführung, damit wir einen Ausweichbahnhof haben, wenn dann hoffentlich im Jahr 2026 mit dem Neubau des Bahnhofs begonnen werden kann. Wenn es dann 2027 ist, nehme ich das auch in Kauf“, meint Ritsch.

FPÖ: Ritsch ist ein Macher

Ganz anders sieht das FPÖ-Vertreter Philipp Kuner. Unter Alt-Bürgermeister Markus Linhart (ÖVP) sei viel projektiert aber kaum etwas umgesetzt worden. Ritsch hingegen sei ein Macher. „Wir sind in einem neuen Zeitalter. Es ist ein Umbruch da, man merkt, dass Dinge schneller umgesetzt werden als früher. Es ist ein bisschen mehr Mut da, um Bregenz voranzubringen. Das finde ich ganz positiv“, meint Kuner.

Bürgermeister Ritsch (SPÖ) zieht Bilanz

Der Bregenzer Bürgermeister Michael Ritsch (SPÖ) spricht über seine bisherige Amtszeit.

„Was auf jeden Fall gelingen wird, wenn alle an einem Tisch sitzen, dass wir diese Straße parallel zur Bahn verlegen und diese unsägliche S-Kurve, die jetzt die Stadt vom Bahnhof trennt, wegkommt“, sagt Ritsch. Auch der Idee, die Straße unter die Erde zu verlegen, steht er weiter positiv gegenüber. „Da gibt es jetzt die Untersuchungsergebnisse, die demnächst präsentiert werden“, sagt der Bürgermeister.

Grüne: Viel Know-how im Rathuas verloren gegangen

Für die Grünen hakt es besonders im Umgang im Rathaus. Trotz Vizebürgermeister-Amt wurde man bei der wichtigen Abteilungsleitersitzung ausgeschlossen. „Wir haben einige Krisen zu bewältigen. Es ist eine schwierige Situation. In Bezug auf die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter hatten wir sehr viele Abgänge. Das bedeutet, es ist sehr viel Know-how abgeflossen. Und das bedeutet, dass eine kleinere Mannschaft, die weniger Erfahrung hat, mit diesen ganzen Herausforderungen zu Gange kommen muss“, spricht Vizebürgermeisterin Sandra Schoch von den Grünen die Personalsituation im Bregenzer Rathaus an.

NEOS kritisieren „Koste es, was es wolle“-Mentalität

Die NEOS loben zwar die Zusammenarbeit, kritisieren aber die „Koste es, was es wolle“-Mentalität. „Der Stadt Bregenz geht es aus unserer Sicht in vielen Bereichen gut. Es besteht mit dem Bürgermeister und seiner Fraktion ein sehr respektvolles Miteinander und eine gute Zusammenarbeit“, sagt Michael Sagmeister. „Das Problem, das wir in Bregenz haben, ist, dass ein bisschen die ‚Koste es, was es wolle‘-Mentalität eingezogen hat, dass wir bis 2027 mit einem Schuldenstand von über einer viertel Milliarde Euro konfrontiert sind und eigentlich keine wirklichen Antworten darauf haben, wie wir von diesem hohen Schuldenstand jemals wieder runterkommen sollen“, kritisiert Sagmeister.

„Also der Schuldenstand wird nur so steigen, wenn man wirklich alles umsetzt, was sich alle Stadträtinnen und Stadträte gewünscht haben“, ordnet Ritsch die Kritik von Sagmeister ein. Im Gegenzug zum Anstieg der Schulden würde auch das Vermögen der Stadt steigen. Aber die Stadt müsse sich in den nächsten Jahren sehr gut überlegen, wo sie investiert. „Es braucht auch die Diskussion mit Land und Bund, wofür eine Kommune zuständig ist“, erklärt Ritsch.