Bundesheer zur Unterstützung in Lech
ORF/Michael Prock
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Chronik

Schlechte Bezahlung Grund für Personalmangel beim Heer

Das Bundesheer klagt zusehends über Personalmangel. Oberst Josef Müller, der Präsident der Vorarlberger Offiziersgesellschaft, nennt mehrmonatige Assistenzdienste fern der Heimat oder Einsätze, die nichts mit dem Militär zu tun haben, zum Beispiel Unterstützung der Polizei, als Gründe dafür. Hauptursache sei aber die Bezahlung.

ORF Vorarlberg: In so gut wie allen Branchen herrscht derzeit ein Fachkräftemangel. Parallel dazu zahlen Sicherheitsfirmen in der benachbarten Schweiz oder in Liechtenstein hohe Gehälter und werben dadurch auch Personal des Vorarlberger Bundesheeres ab. Ist die Bezahlung der Hauptgrund für diese Abwanderung?

Müller: Wenn bei jungen Offizieren einmal die erste Euphorie verflogen ist und familiäre Interessen mehr in den Vordergrund treten, kommt das Erwachen. Vorarlberg ist mit den hohen Lebenserhaltungskosten und mit einer sehr teuren Wohnversorgung mit den Gehältern im Bundesdienst nicht kompatibel. Da wird man, wenn man damit langfristig Wirkung erzeugen will und die Lücken füllen können will, eine regionale Differenzierung anstreben müssen, damit die Einkommen einigermaßen kompatibel sind.

Josef Müller, Präsident der Vorarlberger Offiziersgesellschaft
Bundesheer/Markus Koppitz
Oberst Josef Müller, der Präsident der Vorarlberger Offiziersgesellschaft

ORF Vorarlberg: Jetzt hat Verteidigungsministerin Claudia Tanner (ÖVP) erreicht, dass das Heeres-Budget um mehr als 20 Prozent erhöht wird. Wird das ausreichen, um diese Lücken zu stopfen?

Müller: Die Budgeterhöhung für 2023 ist ein erster positiver Ansatz. Diese 600 Millionen werden sich aber in der Einkommenssituation nicht sich massiv auswirken. Das Gros der Steigerung wird im Investitionsbereich zur Anwendung kommen, vor allem bei Ausrüstung und Bewaffnung. Da gibt es einen riesigen Nachholbedarf, der über Jahrzehnte hinweg zu knappen Budgets, die letztlich zu einem Kaputtsparen geführt haben. Was die Infrastruktur betrifft, gibt es auch bundesweit einen erheblichen Nachholbedarf. Auch für Vorarlberg ist einiges an Geldern für die Verbesserung der Infrastruktur vorgesehen. Ich denke da an die Verbesserung der Unterkunftssituation in der Walgaukaserne, die Projekte zur Sicherstellung der Energie-Autarkie in Bregenz nur für den Eigenbedarf, in Bludesch aber auch als Andock-Möglichkeit für die Blaulichtorganisationen.

ORF Vorarlberg: Eine der zentralen Aufgaben der Truppe in Vorarlberg ist der Katastrophenschutz. Dazu gehört natürlich auch das nötige Gerät. Hubschrauber haben wir keinen, werden auch keinen bekommen. Es hat geheißen, zumindest ein Hangar in Bludesch soll errichtet werden. Bisher tut sich da gar nichts. Eine doch recht unbefriedigende Situation?

Müller: Kann ich in den Teilbereichen zustimmen, aber es ist nicht so dramatisch, wie Sie es darstellen. Die Errichtung des Hubschrauber-Hangars ist durch die Situation im Baugewerbe verzögert worden und wird im Frühjahr in Angriff genommen, damit nächsten Herbst eine Stationierung für kritische Wintersituationen stattfinden kann. Das ist ein erheblicher Schritt nach vorne.

ORF Vorarlberg: Das heißt, es spielt keine so große Rolle, dass der Hubschrauber nicht permanent in Vorarlberg stationiert sein wird?

Müller: So ist das zu verstehen, ja.

ORF Vorarlberg: Der Hubschrauber muss ja dann trotz alledem über den Arlberg zuerst einmal kommen. Wenn das Wetter nicht passt, kommt er nicht?

Müller: Da gilt es natürlich, die Wettersituation entsprechend frühzeitig zu beurteilen und rechtzeitig die Schritte zu setzen, dass es zu einer Stationierung kommen kann. Wenn dann sozusagen die große Schlechtwetter-Front einmal wirksam ist, heißt es noch warten.