Visualisierung der Gondelbahn in den Bregenzerwald
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Verkehr

Visionen: Das Wälderbähnle der Zukunft

Vor 40 Jahren ist das Wälderbähnle noch als Hauptverkehrsmittel von Bezau bis nach Bregenz gefahren – dann kam das Aus. Übriggeblieben ist nur die Museumsbahn. Längst ist klar, dass alternative Verkehrslösungen zur Straße der Umwelt und der Attraktivität des Bregenzerwaldes guttun könnten. Jetzt gibt es erneut ein visionäres Projekt.

Die Idee eines Tunnels direkt in den Bregenzerwald ist zwar nicht neu, aber der Bahnausbau-Spezialist Hubert Rhomberg brachte das Thema vor Kurzem wieder an die Öffentlichkeit. Seine Vision: Ein umweltschonend betriebener, autonom fahrender Zug als leistungsfähige Verbindung zwischen dem Rheintal und dem Bregenzerwald.

Wälderexpress
Wälderexpress

„Wälderexpress“ über das Gütle nach Bersbuch

Geplant wäre der „Wälderexpress“ von Dornbirn-Wallenmahd über das Gütle nach Bersbuch und von dort gibt es dann die Verbindung entweder nach Egg oder nach Mellau mit direkter Anbindung an die Mellaubahn. Im Rheintal wäre eine Verknüpfung mit den S-Bahnen in Vorarlberg sowie den Verbindungen nach Lindau (D) und St. Margrethen (CH) möglich.

Vier Kilometer der Gesamtlänge von 14,5 Kilometern würden sich unter der Erde befinden. Zwischen Bersbuch und Gütle ist parallel zum Bahntunnel ein Fahrradtunnel geplant.

Ein Finanzierungskonzept liege bereits vor, sagt Hubert Rhomberg. Dieses sehe vor, einen Großteil des Investments über Landes-, Bundes- und vor allem europäische Fördertöpfe zu sichern.

Regio will bis Ende des Jahres entscheiden

Auch die Regio Bregenzerwald, die nun am Zug ist, sieht große Vorteile in der Schienenverbindung. Vor allem in Sachen Geschwindigkeit und Warentransport hätte diese Variante sicherlich Vorteile gegenüber der Seilbahn-Variante, sagt Regio-Obmann Guido Flatz.

Nun brauche es als ersten Schritt ein klares Bekenntnis der Gemeinden im Bregenzerwald, um die Trasse zu sichern. Im März werde dazu eine Arbeitsgruppe gebildet – bis Ende des Jahres sollte die Entscheidung gefallen sein, ob das Projekt weiterverfolgt wird, sagt Flatz.

Neue Pläne für das Wälderbähnle

In Vorarlberg wird nach alternativen Verkehrslösungen für eine bessere Umwelt nachgedacht. Dabei gibt es auch Pläne rund um das beliebt Wälderbähnle, das aktuell lediglich als Museumsbahn betrieben wird.

Seilbahnprojekt wird vom Land nicht weiterverfolgt

Während die Tunnelvariante derzeit diskutiert wird, ist das Seilbahnprojekt, das die Vorarlberger Industriellenvereinigung vor fünf Jahren ins Spiel brachte, in einer Schublade verschwunden. Mit diesem Projekt wollte man den Bregenzerwald und das Rheintal mit einer elf Kilometer langen Seilbahn zwischen Bersbuch und dem Dornbirner Bahnhof verbinden. Das Land will diese Variante derzeit nicht weiter verfolgen – sie sei laut Studie weder zweck- noch finanzierungsfähig, heißt es aus dem Büro des Verkehrslandesrates Marco Tittler (ÖVP).

Die Industriellenvereinigung hält weiter an dem Projekt fest, sagt der Präsident der Vorarlberger Industriellenvereinigung, Martin Ohneberg. Für ihn wäre die Seilbahn weiterhin eine ideale Lösung und zeitgemäßer als die Tunnelvariante: Sie wäre ein Vorzeigeprojekt in die Welt hinaus, meint der IV-Präsident.

Aus dem Büro des Mobilitätslandesrates Daniel Zadra (Grüne) heißt es, die Projekte seien äußerst interessant – aber eher langfristig gedacht, derzeit werde versucht, mit kurzfristigen Maßnahmen die Region zu entlasten.

Das historische „Wälderbähnle“

Die Bregenzerwaldbahn war die erste Zugverbindung, die die Talschaft Bregenzerwald mit dem Rheintal verband. Die im Volksmund auch „Wälderbähnle“ genannte Schmalspurbahn fuhr von 1902 bis 1983 auf einer 35 Kilometer langen Strecke entlang der Bregenzer Ach zwischen Bezau im Bregenzerwald und Bregenz am Bodensee. Heute ist nur noch ein fünf Kilometer langes Teilstück als Museumsbahn in Betrieb, die restliche Strecke wurde stillgelegt und abgebaut.

Die Bregenzerwaldbahn im September 1979 auf der Fahrt Richtung Bregenz entlang der Bregenzer Ach.
Helmut Klapper, Vorarlberger Landesbibliothek
Die Bregenzerwaldbahn im September 1979 auf der Fahrt Richtung Bregenz entlang der Bregenzer Ach

Lange Zeit war der Warentransport im Bregenzerwald über Saumpfade und später mit Fuhrwerken abgewickelt worden. Ende des 19. Jahrhunderts machten sich weitsichtige Persönlichkeiten für eine Eisenbahn als Lebensnerv für die Talschaft stark. Man erwartete sich Impulse für Industrie, Gewerbe und Fremdenverkehr. Auch der verlustreiche Holztransport auf der Bregenzerach sollte ein Ende haben.

Zu einer Verlängerung kam es nicht

Ursprünglich hatten die Initiatoren eine Verlängerung bis nach Schoppernau geplant, die aber durch den Ausbruch des Ersten Weltkriegs nicht zustande kam. Im Gegenteil: Bereits 1936 wurde erstmals über die Einstellung der unrentablen Bahn diskutiert.

Immer wieder Steinschläge und Muren

Auch die weitere Geschichte der Bregenzerwaldbahn war eine sehr aufregende: Die wildromantische Strecke entlang der Bregenzerach musste immer wieder wegen Steinschlägen und Muren gesperrt werden. Am 14. Juli 1980 löste sich bei Kennelbach ein riesiger Felsen und verlegte das Gleis mit mehreren 1.000 Kubikmetern Gestein. Das war der Anfang vom schrittweisen Ende der Bregenzerwaldbahn bis 1983.