Wildtierfütterung Gamperdonatal
ORF Vorarlberg
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Tiere

Streit um Regulierungsgatter gegen TBC

Zur Bekämpfung der Tuberkulose (TBC) bei Rotwild schlägt der Vorarlberger Landesveterinär Norbert Greber nun die Einführung eines Regulierungsgatters vor. Der „Verein gegen Tierfabriken“ befürchtete ein drohendes „Rothirschmassaker“ – zu Unrecht, betonte Greber. Noch abwarten wollen Jägerschaft und Bezirkshauptmannschaft.

TBC-Fällen bei Wild folgen welche bei Nutztieren; seit über zehn Jahren kämpft Vorarlberg gegen den Erreger. Mehrfach mussten zum Unmut der Landwirtschaft Rinder gekeult werden, die sich bei Alpaufenthalten angesteckt hatten.

Derzeit liege die TBC-Prävalenz beim Wild in der Hegegemeinschaft Bartholomäberg-Silbertal bei 13,5 Prozent, im hinteren Silbertal sogar über 30 Prozent, erklärte Greber die Lage. Dabei müsse man Inkubationszeiten berücksichtigen, und dass die Diagnostik dem Infektionsgeschehen stets hinterherhinke. Der Erfahrung nach seien die Werte also noch höher.

Greber: Jäger erfüllen Quoten nicht

Verteilte Bund-Länder-Kompetenzen bei Tierseuchenbekämpfung und Jagdrecht machen die Sache nicht leichter. Vorarlberg habe eine TBC-Verordnung mit hoher Beprobung und hohe Abschussvorgaben in den Gebieten erlassen, „leider funktioniert das nicht richtig“, so Greber.

Die Jäger erfüllten die Quoten im betroffenen Gebiet wiederholt nicht, dabei zeige sich etwa im Klostertal, dass eine starke jagdliche Bestandskontrolle sehr wohl Erfolge in der TBC-Bekämpfung bringe. Ein Regulierungsgatter müsste der Grundbesitzers selbst bei der BH beantragen bzw. sein Einverständnis erteilen.

Abschuss bei einer einzigen Fütterung

Das räumlich gut abgegrenzte Silbertal sei eigentlich eine Chance: Ein „ordentliches Durchgreifen“ dort, wo die Prävalenz hoch ist, würde die Bestände ringsum schützen. Man erweise dem Tierschutz einen „Bärendienst“, wenn man die Seuchenbekämpfung behindere, so Greber an Kritiker.

Betroffen wäre eine einzige große Fütterung, wo wenige Tiere auf einmal rasch und schmerzfrei entnommen werden könnten, sollte sich abzeichnen, dass die Schussquote wieder nicht erfüllt wird. „Ich sehe nur darin die Lösung“, betonte der Landesveterinär. Von medial kritisierten Aktionen in anderen Bundesländern dürfe man sich nicht beirren lassen.

Wölfe im Wildpark Feldkirch
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Der „Verein gegen Tierfabriken“ ist gegen Wild-Fütterungen. Geschützte Wölfe könnten die Wild-Population regulieren. Für den Landesveterinär hingegen wäre das keine Lösung: Das Wild würde verhungern oder abwandern und die TBC damit verschleppen.

VGT befürchtet „Rothirschmassaker“

Der „Verein gegen Tierfabriken“ (VGT) sah nach Grebers Forderung dagegen ein drohendes „Rothirschmassaker“ und forderte ein Ende der Wildfütterungen, wo viele Tiere zusammenkämen und sich infizierten. „Das Problem ist also hausgemacht, aber ausbaden müssen es die Hirsche. An ihnen sollen nun wieder Massaker im eingezäunten Gelände veranstaltet werden.“

Dabei wäre die Lösung aus Sicht des VGT so einfach: „Keine Fütterungen mehr, keine Überpopulationen und ein umfassender Schutz für den Wolf“, so Obmann Martin Balluch. Für Greber ist das keine Option. Die an die Fütterung gewöhnten Tiere würden verhungern oder abwandern, wodurch die TBC verschleppt würde. Auch Wölfe bewirkten eine Abwanderung des Wilds.

Jäger überlegen Regulierungsfütterung

„Wenn zur Eindämmung der TBC-Verseuchung keine der bisher angewandten Maßnahmen helfen, müssen wir uns andere Schritte überlegen“, erklärte kürzlich Landesjägermeister Christoph Breier gegenüber den „Vorarlberger Nachrichten“.

Breier schlug eine „Regulierungsfütterung“ vor, dabei werden Tiere durch ein Futter an einen Ort gelockt, wo sie eingeschlossen und erlegt werden. Laut dem Bericht zunächst noch abwarten will der Bludenzer Bezirkshauptmann Harald Dreher, kündigte aber harte Maßnahmen an, sollte die Quote nicht erfüllt werden. Das Jagdjahr endet Ende März.

Landwirtschaft kritisierte bereits im Herbst

Bereits im Oktober hatte sich Landwirtschaftskammerpräsident Josef Moosbrugger erbost über die mangelnden Fortschritte bei der TBC-Bekämpfung gezeigt. Er habe den Eindruck, dass die Vorgaben der Behörden und die Vereinbarungen mit der Interessenvertretung ignoriert bzw. nicht ernst genommen würden. Der Zustand sei „nicht tolerierbar“. Auch der zuständige Landesrat Christian Gantner (ÖVP) hatte die Umsetzung der TBC-Maßnahmen angemahnt.