Viele Medikamente werden mittlerweile in Asien hergestellt – und diese langen und verästelten Lieferketten scheinen zum Problem zu werden. Derzeit sind Erkrankte noch ausreichend versorgt, doch die Situation könnte im Frühjahr kippen. Die Frage, ob es eine gute Idee war, die Medikamenten-Produktion aus Kostengründen aus Europa wegzugeben, wird derzeit oft diskutiert.
Langfristiges Projekt
Bei der PHARMIG, dem Verband der pharmazeutischen Industrie Österreichs, bleibt man in der Beurteilung dieser Frage vorsichtig. Man müsse schon im Auge behalten, wieso man Produktionsstätten nach Asien verlagert habe, sagt PHARMIG-Sprecher Peter Richter. Das sei nämlich wegen des Kostendrucks geschehen. Sprich: Wenn eine Firma in Europa geblieben ist, dann waren ihre Medikamente teurer und haben sich womöglich nicht verkauft. Mit der Verlagerung nach Asien bekommen wir
also halbwegs preisgünstige Medikamente – normalerweise, wenn alles klappt. Wenn es nicht klappt, bleiben Lieferungen aus.
Aber grundsätzlich würde eine vermehrte Produktion in Europa Vorteile bringen, so Richter. „Es ist sicherlich kein Fehler – aus mehreren Gründen nicht. Das schafft natürlich auch Arbeitsplätze, Wertschöpfung wird generiert und es ist nie ein Nachteil, Produktion zu stärken oder Industrie und Wirtschaft zu stärken – egal in welchem Bereich.“ Eines stellt Richter aber klar: Das wäre ein langfristiges Projekt. Den akuten Mangel an Medikamenten beheben, das könne man so nicht.
Notlager im Gespräch
Um die Situation möglichst rasch in den Griff zu kriegen, hat der Vorarlberger Apothekerkammer-Präsident Christof van Dellen mehrere Medikamenten-Notlager in ganz Europa gefordert. Damit wäre man für lokale, aber auch für europäische Lieferengpässe gerüstet. Zudem müsste die EU den Einkauf und die Verteilung übernehmen, meint van Dellen.