Riezlern, Schneemangel
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Wetter

Winter bleibt vorerst aus: Skifahren auf Schneeinseln

Der Klimawandel bringt immer länger anhaltende Wärmeperioden mit sich, auch im Winter. Darum wird derzeit auf Schneeinseln Ski gefahren. Dass der Schnee in diesem Jahr so spät kommt, sei aber trotzdem nicht außergewöhnlich, sagt ORF-Meteorologe Thomas Rinderer.

„Wir haben das zum Beispiel zuletzt im Winter im Jahr 2016/17 erlebt“, beschreibt Rinderer. Zu Beginn der Weihnachtsferien sei zu dieser Zeit auch kaum Schnee gefallen, sagt er. „Am 4. Jänner war es dann so weit, dass ein kräftiger Wintereinbruch den Schnee ins Tal gebracht hat“, blickt Rinderer zurück.

Warmlufteinbrüche im Winter gelten als normal

Warmlufteinbrüche im Winter seien ganz normal, betont Rinderer. „Wir sind in Mitteleuropa gelegen, nah zur warmen Luft im Mittelmeerraum und recht nah zur polaren Kaltluft in Nordeuropa“, erklärt er. Beide Extreme würden den mitteleuropäischen Raum leicht erreichen.

Was allerdings auf das Fortschreiten des Klimawandels hindeute, sei, dass die Warmlufteinbrüche immer länger anhalten würden. „Dass sie immer höhere Temperaturen bringen, sehen wir auch an Silvester: Da erwarten wir einen rekordwarmen Silvestertag“, sagt Rinderer.

Thomas Rinderer (ORF) zum Schneemangel

ORF-Meteorologe Thomas Rinderer ist zu Gast im Studio und spricht über den Schneemangel in Vorarlbergs Skigebieten. Die aktuellen warmen Temperaturen bereiten den Skigebieten viele Probleme.

Temperaturen könnten jederzeit sinken

Das Wetter auf der Nordhalbkugel werde maßgeblich von einem Stromstrahl mitbestimmt, dem sogenannten Jetstream. Dieser bewege sich in Wellenbewegungen um die Nordhalbkugel. „Ist man in einem ‚Wellental‘ drinnen, wie es Nordamerika beispielsweise gerade gewesen ist, kommt sehr kalte Luft aus dem Norden herunter“, beschreibt Rinderer.

In den USA hätten die Menschen so eine Rekordkälte erlebt, während Mitteleuropa sich in einem „Wellenberg“ befunden hätte. „Da kommt sehr warme Luft aus dem Süden zu uns“, erklärt er. Dass die Temperaturen in den Vereinigten Staaten steigen, sei aber ein gutes Zeichen: „Das heißt, der Jetstream ist mobil und das heißt für uns, dass es bei uns jederzeit wieder kalt werden kann“, sagt Rinderer.

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Alberschwende, Schneemangel
ORF Vorarlberg
Der Schneemangel setzt Skigebieten – vor allem in niedrigeren Lagen – zu, so auch in Alberschwende (Bild aus dem Winter 2022/23)
Schetteregg, Schneemangel
ORF Vorarlberg
Der Schneemangel setzt Skigebieten – vor allem in niedrigeren Lagen – zu, so auch in Schetteregg (Bild aus dem Winter 2022/23)
Riezlern, Schneemangel
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Der Schneemangel setzt Skigebieten – vor allem in niedrigeren Lagen – zu, so auch in Riezlern (Bild aus dem Winter 2022/23)
Riezlern, Schneemangel
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Der Schneemangel setzt Skigebieten – vor allem in niedrigeren Lagen – zu, so auch in Riezlern (Bild aus dem Winter 2022/23)

Tage mit geschlossener Schneedecke nehmen ab

Der derzeit spürbare Schneemangel in niedriger gelegenen Skigebieten sei nicht der Anfang vom Ende dieser Skigebiete, man sei schon viel weiter: „Vom Anfang kann man eigentlich schon gar nicht mehr sprechen, dieser Trend zeichnet sich schon seit Ende der 1980er-Jahre ab“, betont Rinderer.

Die Skigebiete, die unterhalb von 1.500 Metern liegen, hätten einer Studie zufolge bereits seit den 1960er-Jahren immer weniger Schnee: „Eine Studie vom Österreichischen Wetterdienst hat zum Beispiel schon ergeben, dass seit 1961 die Tage mit einer geschlossenen Schneedecke bei uns in Österreich um 40 Tage abgenommen haben“, zeigt der Meteorologe auf. „Besonders betroffen davon sind die Lagen unter 1.500 Metern“, bedauert Rinderer.

Schetteregg: Kälteperiode ließ Beschneiung zu

„Kurz vor Weihnachten hat es eine gute Kälteperiode gegeben“, beschreibt Hannes Waldner, Geschäftsführer von den Skiliften Schetteregg. In dieser Zeit sei die Beschneiung optimal möglich gewesen. Den so produzierten Schnee habe man vor Weihnachten bewusst in den Depots liegen gelassen, um aus dem übrigen Material eine Piste zu machen, erklärt Waldner.

Skigebiete mit zu wenig Schnee

Die aktuellen warmen Temperaturen bereiten den Skigebieten viele Probleme. Besonders Skigebiete in niedrigen Lagen sind stark betroffen.

Die Zukunft von kleinen Skigebieten ist ungewiss: „Die aktuelle Situation gestaltet sich für uns schwierig“, gibt Waldner zu. Es sei zwar Schnee da, doch dessen Herstellung sei sehr kosten- und energieintensiv. Den Schnee bei Plusgraden um 15 Grad Celsius halten zu können, sei aber ein „Ding der Unmöglichkeit“, sagt Waldner.

Optimismus bleibt erhalten

An Optimismus mangelt es in den kleineren Skigebieten nicht: Die Hoffnung, dass sich die Schneeinseln bis zum Ende der Weihnachtsferien halten, bleibt erhalten. Denn auch die Kurse für die Semesterferien seien bereits gut ausgebucht.

Die Wettermodelle gehen bis zu zwei Wochen voraus. Sie deuten derzeit auf einen Wintereinbruch Mitte Jänner kommenden Jahres hin. „Genau kann man es aber natürlich noch immer nicht sagen“, bedauert der Meteorologe.