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APA/Helmut Fohringer
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Gesundheit

Diabetes bei Kindern nimmt zu

Rund 300 Kinder erkranken jährlich in Österreich an Diabetes Typ 1, jedes Jahr werden es mehr. Auch in der Pandemie. Ob das Coronavirus mitverantwortlich für die Zunahme ist, ist noch nicht klar. Was sich aber in den vergangenen Jahren deutlich gezeigt hat: Die Kinder sind oft erst sehr spät zur Ärztin oder zum Arzt gegangen.

Diabetes bei Kindern ist meist ein Diabetes vom Typ 1 und kann nicht geheilt werden. Er bedarf zeitlebens einer regelmäßigen Behandlung mit Insulinin. Wird zu lange mit der Behandlung gewartet, kann es zu einer lebensgefährlichen Stoffwechselstörung – namens Ketoazidose – kommen, sagt Burkhard Simma, der Leiter der Kinderabteilung am Landeskrankenhaus Feldkirch.

Nach Angaben von Simma sind in den vergangenen Jahren viele Kinder in einem sehr schlechten Zustand zur Untersuchung gekommen, weil sie wegen des Corona-Virus isoliert waren oder keinen Termin bekommen haben. Warum Typ 1 Diabetes bei Kindern immer häufiger vorkommt, ist laut Simma aber noch nicht klar.

Zusammenhang mit Pandemie noch offen

Eine aktuelle populationsbasierte Studie zeigt nun einen zusätzlich verstärkten Anstieg der Typ 1 Diabetes Inzidenz in Deutschland bei Kindern und Jugendlichen zwischen Jänner 2020 und Juni 2021. Die Ursachen dafür seien noch unklar, direkte Folgen der Coronavirus-Pandemie aber weniger wahrscheinlich als indirekte – also etwa Stress in Folge von sozialer Isolation.

An der Diabetes Ambulanz der Kinderklinik in Innsbruck
ORF

Anstieg seit Jahrzehnten

Seit 30 Jahren beobachten Medizinerinnen europaweit einen Anstieg der Fälle von Diabetes Typ 1 bei Kindern und Jugendlichen, vor allem in Nordeuropa. Vermutet wird unter anderem auch Vitamin D Mangel als Auslöser. All diese Faktoren scheinen zusammenzuwirken.

Auch in Österreich wurde bei Kindern und Jugendlichen bis 15 Jahre über das Diabetes-Inzidenz-Register in Österreich ein stetiger Anstieg der Neuerkrankungen mit Typ 1 Diabetes festgestellt. Lediglich bei den Null- bis Vierjährigen ist dieser Anstieg seit 2012 abgeflacht. Das entspricht auch den Daten aus anderen europäischen Ländern.

Anzeichen für Typ-1-Diabetes-Erkrankung

Erste Anzeichen für eine mögliche Typ-1-Diabetes-Erkrankung sind meist noch sehr unspezifisch: Betroffene Kinder verspüren enormem Durst, haben einen verstärkten Harndrang und fühlen sich ständig schlapp, obwohl sie ausreichend schlafen. Sollte die Erkrankung festgestellt werden, muss der Alltag des Kindes umgekrempelt werden. Wichtig sei aber, sagt Simma, mit der Situation normal umzugehen, da bei richtiger Einstellung das Kind weiterhin alles machen kann.

Auch Diabetes Typ 2 bei Kindern nimmt zu

Auch Diabetes Typ 2, der sonst hauptsächlich bei älteren Erwachsenen auftritt, nimmt bei Kindern zu. In Österreich sind es aber immer noch weniger als zwei Prozent der Diabetes kranken Kinder. Risikofaktoren für Typ 2 sind unter anderem Bewegungsmangel und Übergewicht.