Familie in einem Asylquartier
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Soziales

Die schwierige Suche nach Asylquartieren

In Vorarlberg wird weiter nach Plätzen für Asylwerber gesucht. Doch es ist schwierig. Der Wohnungsmarkt spielt dabei eine große Rolle – und die Tatsache, dass Bleibeberechtigte gerne in Vorarlberg bleiben.

Die Quote spielt in Vorarlbergs Flüchtlingspolitik heuer wieder eine herausragende Rolle. Kann das Land die Betreuungs-Quote erfüllen – oder nicht? Die Antwort ist eindeutig: Nein. Das zeigt eine aktuelle Anfragebeantwortung von Landesrat Christian Gantner (ÖVP) an NEOS. Demnach schaffte es Vorarlberg heuer nie, die Quote zu erfüllen. Das hat viele Gründe – allen voran erschwert der angespannte Wohnungsmarkt die Quartierssuche.

Unterkünfte für Asylwerber schwer zu finden

Die Zahl der Asylwerber in Vorarlberg hat sich in diesem Jahr verdreifacht. Unterkünfte für sie sind schwierig zu finden.

In Vorarlberg wollen viele bleiben

Die Ökonomin Fanny Dellinger von der Universität Innsbruck hat sich mit dem Thema befasst. Und sie stellt fest: Aus den meisten Bundesländern sind die Flüchtlinge, die 2015 und 2016 nach Österreich gekommen sind, später wieder weggezogen. Für viele ist Wien der Ort der Wahl, sobald sie den Asylstatus erhalten haben. In Tirol und vor allem in Vorarlberg ist es anders. Sie bleiben hier – was sich auf den Wohnungsmarkt auswirkt.

Leiter der Caritas-Flüchtlingshilfe im Gespräch

Bernd Klisch, Leiter der Caritas-Flüchtlingshilfe, spricht über die Wohnungslosigkeit der Asylwerber.

Ein Blick in die Bevölkerungsstatistik untermauert diese Feststellung. Zum Beispiel bei den Menschen aus Syrien, Afghanistan und Somalia. Insgesamt 5.399 Personen aus diesen drei Ländern sind seit 2015 nach Vorarlberg gezogen. In absoluten Zahlen sind es in den meisten Bundesländern zwar mehr. Aber in Relation zur Gesamtbevölkerung liegt Vorarlberg beim Zuwachs aus diesen Ländern auf Platz zwei. Nur nach Wien sind auch in Relation mehr Menschen gezogen.

Wohnraum ist ohnehin schon Mangelware

Die Dornbirner Bürgermeisterin Andrea Kaufmann bestätigt: „In Dornbirn gibt es rund 1.500 Bleibeberechtigte, die seit 2015 geblieben sind. Sie sind integriert und haben natürlich eine Wohnung. Und wir wissen, dass Vorarlberg ein spezielles Pflaster ist, was Wohnungen angeht.“ Das Wohnungsproblem wirkt sich auf die Plätze für Asylwerber aus. Denn momentan leben rund 700 Asylberechtigte in Quartieren für die Grundversorgung. Sie sollten eigentlich ausziehen, finden aber keine Wohnung.

Betten in einer Halle
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Ein Asylquartier in einer Halle. Viele müssen länger als vorgesehen in solchen Quartieren bleiben, weil sie keine Wohnung finden.

Bevölkerung schwer zu überzeugen

Es ist nicht nur schwieriger geworden, Asylquartiere zu finden. Wenn einmal eines gefunden worden ist, muss die Bevölkerung erst überzeugt werden. „Die Stimmung in der Bevölkerung hat sich stark geändert“, ist Landesrat Gantner überzeugt. „Das bedeutet, dass wir auch bei kleinen Quartieren in intensiven Austausch mit der Bevölkerung und den Gemeinden gehen. Es muss mehr investiert werden.“ Bis März sollen weitere 200 Quartiere geschaffen werden.

Ukraine-Zustrom bleibt schwer einschätzbar

Und in diesem Rhythmus soll es auch weitergehen. Gantner hofft auch, einen Puffer zu schaffen, falls die Zahl plötzlich wieder stark steigt. Momentan kommen kaum noch Menschen aus der Ukraine. Für Andrea Kaufmann kann sich das aber wieder ändern: „Wir können nicht abschätzen, wie sich die Situation in der Ukraine entwickelt.“ Der kalte Winter hat begonnen und russische Truppen zerstören gezielt die Stromversorgung.

Ein Asylquartier
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Quartiere für Asylwerber und Kriegsflüchtlinge zu finden, wird immer schwieriger.

Zuzug hat sich aktuell beruhigt

Der Zuzug hat sich momentan aber beruhigt. Zwischen Mitte März und Mitte April hat sich die Zahl der Asylwerber in Vorarlberg von 1.000 auf 2.000 verdoppelt. Seit Juli sind hingegen 200 Asylwerber in Vorarlberg angekommen.

Im Burgenland zeigt sich aber, dass sich die Situation noch nicht entspannt hat. Laut Anfragebeantwortung ist die Landespolizeidirektion zeitweise überlastet. Deshalb können sich Flüchtlinge auch in anderen Bundesländern registrieren. Danach werden sie aber in eine Bundesbetreuungseinrichtung überstellt – die es in Vorarlberg nicht gibt.

Das Land hat für die Grundversorgung bisher rund 17 Millionen Euro ausgegeben. Vieles wird aus dem Bundesbudget zurückbezahlt.

Humanitäre Notschlafmöglichkeit

Einige wenige Flüchtlinge seien aber dennoch im Land registriert worden. „Für diese Fälle wurde aus humanitären Gründen im Land eine Notschlafmöglichkeit eingerichtet“, schreibt Gantner in der Anfragebeantwortung.