Geflüchtete im Grenzmanagement am österreichisch-slowenischen Grenzübergang in Spielfeld (17.11.2022)
ERWIN SCHERIAU / APA / picturedesk.com
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Chronik

Mehr Geflüchtete aus der Türkei

Die Flüchtlingssituation in Vorarlberg stabilisiere sich leicht, sagt Landesrat Christian Gantner (ÖVP). 81 Gemeinden stellen Unterkünfte bereit, bis Ende Jahr werden es mehr als 2.600 Plätze sein. Das sind fast um ein Viertel mehr als im Flüchtlingsjahr 2015. Was auffällt: Es kommen auch mehr Flüchtlinge aus der Türkei.

2015 sind vor allem Menschen aus Afghanistan und Syrien nach Vorarlberg gekommen, in diesen Ländern tobt ein Bürgerkrieg. Aber jetzt flüchten auch viele aus Indien, Marokko und Tunesien, heißt es beim Land.

Asylsuchende aus der Türkei sind mittlerweile auf Rang fünf bei den Herkunftsländern. Das Land Vorarlberg sagt dazu: Auch bei Türken – wie auch bei den Kurden – wird eine gewisse Anzahl der Antragsteller den Asylstatus erhalten. Die Verfahren würden noch nicht lange genug laufen, um erkennen zu können, wie viele letzten Endes mit der Verleihung des Asylstatus enden.

Als Asylgründe würden die Asylwerbenden die Verfolgung durch die Erdogan-Regierung genannt. Die Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch sieht die Lage in der Türkei tatsächlich kritisch: Regierungskritiker würden verfolgt, die unabhängige Gerichtsbarkeit und die demokratischen Einrichtungen würden ausgehöhlt.

Flüchtlingssituation im Land weiter herausfordernd

Christian Gantner (ÖVP) spricht davon, dass sich die Flüchtlingssituation in Vorarlberg derzeit leicht stabilisiert habe. So konnten bis Jahresende 2.645 Plätze zur Unterbringung geflüchteter Menschen geschaffen werden. Die Lage sei aber nach wie vor herausfordernd: Man rechne bis Ende des Jahres mit insgesamt 120.000 Asylanträgen.

Im Jahr 2015 waren es zum Vergleich über das ganze Jahr verteilt österreichweit 88.340 Asylanträge. In diesem Jahr galt es außerdem, Plätze für über 85.000 Kriegsgeflüchtete aus der Ukraine Unterbringungsmöglichkeiten zur Verfügung zu stellen.

Großteil der Quartiere in Wohnungen

Was die Plätze zur Unterbringung in 81 Vorarlberger Gemeinden anbelangt, hätte man sich im Vergleich zum „Flüchtlingsjahr“ 2015 um rund 23 Prozent gesteigert. Dort hätte man im Verlauf des Jahres 2.150 Plätze zur Verfügung gestellt. Bei der Quotenerfüllung liege Vorarlberg mittlerweile auf dem dritten Platz.

Beim Großteil der Unterkünfte handelt es sich um kleinstrukturierte, organisierte Wohnungen oder von Privathaushalten zur Verfügung gestellte Wohnmöglichkeiten. In Nenzing sei mit dem Ankunftszentrum außerdem ein Hallenquartier entstanden. 2015 habe man rund 2.000 Plätze in acht Hallenquartieren angeboten.

Gantner will Ängste der Menschen ernst nehmen

„Unsere Strategie in der Flüchtlingsunterbringung ist eine sehr klare. Es ist eine verantwortungsvolle und gleichzeitig eine konsequente Strategie", beschreibt Gantner. Man polarisiere in Bezug auf das Thema weder in die eine noch in die andere Richtung und versuche, das Thema zu lösen und die Ängste der Menschen ernst zu nehmen.

Gerechte Verteilung unter den EU-Staaten gefordert

Gantner stellt aber auch klar, dass die Versorgung geflüchteter Menschen nicht nur Aufgabe der Länder und Gemeinden sei, sondern fordert nach einem strengen Vorgehen der EU gegen das Schlepperwesen und die illegale Migration. Er spricht sich auch für eine gerechte Verteilung der Flüchtlinge unter den EU-Staaten aus.