Eine leere Wohnung, Mann hält Wohnungsschlüssel
APA/Georg Hochmuth
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Wirtschaft

Provisionsfreies Wohnen wird zum Standard

ÖVP und Grüne sind sich einig: Provisionsfreies Wohnen wird zum Standard. Ab 1. Juli 2023 sollen die Maklerprovisionen für potenzielle Mieterinnen und Mieter wegfallen. Damit könnten bis zu zwei Monatsmieten gespart werden, sagt die grüne Wohnbausprecherin Nina Tomaselli. Bei der Wohnungsvermietung wird künftig das Bestellerprinzip gelten.

Das Bestellerprinzip besagt, dass derjenige, der eine Maklerin oder einen Makler beauftragt, sie oder ihn bezahlen muss. Bisher mussten auch potenzielle Mieterinnen und Mieter Maklergebühren in Höhe von bis zu zwei Monatsmieten bezahlen – selbst dann, wenn die Vermieter die Auftraggeber waren. Mehr dazu unter Nach zähem Ringen: Bestellerprovision bei Maklerprovision fix.

Starke Entlastung für Mieterinnen und Mieter

Kommende Woche soll die entsprechende Regierungsvorlage zum neuen Gesetz ins Parlament geschickt werden. Damit sollen vordergründig die Mieterinnen und Mieter geschützt werden, denn Berechnungen zufolge blieben ihnen so österreichweit gesamt 55 Millionen Euro mehr, zeigt Tomaselli auf.

Leistbares Wohnen wird für immer mehr Menschen unerreichbar. „Wohnen darf nicht vollständig dem Renditeprinzip unterworfen werden. Mit dem neuen Maklergesetz sorgen wir für eine starke Entlastung für Mieterinnen und Mieter“, freut sich Tomaselli. Gerade für junge Menschen sei die Umstellung auf das Bestellerprinzip ein großartiger Schritt, bekräftigt auch Jugendstaatssekretärin Claudia Plakolm (ÖVP).

Keine Hintertüren offen gelassen

Das Maklergesetz soll Mieterinnen und Mieter zudem vor Umgehungskonstruktionen schützen. Den Grünen sei immer wichtig gewesen, dass die Maklerprovision nicht über die Hintertür – in Form von Ablösen oder Besichtigungsgebühren – durch die Immobilien-Lobby wieder eingeführt werden kann, betont Tomaselli. Dem könne das Gesetz standhalten.

Makler fürchten steigende private Vermietungen

In Vorarlberg sind die Mieten ohnehin vergleichsweise hoch. Es gibt hierzulande recht wenige Maklerinnen und Makler, die mit Vermietungen ihr Geschäft machen. Sie befürchten jetzt, dass immer mehr Verträge privat abgeschlossen werden, weil die Vermieter nicht auf den Maklerkosten sitzen bleiben wollen.

Eine andere Möglichkeit wäre, die Mieten zu erhöhen. Dabei stellt sich allerdings die Frage, wie leistbar Wohnen dann noch ist. Viele Vermieterinnen und Vermieter können die Mieten derzeit nicht einmal an die Inflation anpassen, weil auch die Betriebskosten in letzter Zeit stark gestiegen sind. Das alles könnte dazu führen, dass noch weniger leistbare Mietwohnungen auf den Markt kommen, was nicht im Sinne der Menschen sei, die eine Wohnung suchen, sagen die Maklerinnen und Makler.