Der niederländische Mittelfeldspieler Georginio Wijnaldum trägt eine Kapitänsschleife mit der Aufschrift „One Love“ im Regenbogenmotiv gegen Ausgrenzung und für Inklusion in der Puskas Arena in Budapest (27.6.2021)
BERNADETT SZABO / AFP / picturedesk.com
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Sport

Fußball bei WM in Katar trotz Kritik im Fokus

Mit dem heutigen Spiel zwischen Titelverteidiger Frankreich und Argentinien geht die Fußball-Weltmeisterschaft in Katar zu Ende. Von Beginn war sie von Kritik und einer negativen Berichterstattung geprägt. Nach spätestens zwei Wochen sei das alles aber zugunsten des Fußballs in den Hintergrund gerückt, sagt ORF-Redakteur Thomas König.

„Ab der zweiten WM-Woche ging es praktisch nur noch um den Fußball“, sagt König. Er war selbst als TV-Kommentator bei der Fußball-WM in Katar im Einsatz und habe vor Ort kaum etwas von der Kritik zu spüren bekommen: „In Katar selbst war davon gar nichts zu spüren, Proteste und Kundgebungen gab es keine“, berichtet König.

Solidaritätsbekundungen der Teams von FIFA unterbunden

Zu Beginn der Turniere hätten sich zwar einige große Verbände sich an Aufständen versucht, so wollte man beispielsweise die Kapitäne mit einer One-Love-Armbinde als Zeichen gegen Diskriminierung auflaufen lassen. Doch das wurde von der FIFA mit der Androhung von Punkteabzügen knallhart unterbunden. „Da sind viele Teams dann noch eingeknickt“, beschreibt König.

Treiben der FIFA könnte ein Nachspiel haben

Er vermutet aber, dass das – vor allem bei den europäischen Fußball-Großmächten – noch ein Nachspiel haben wird. Vor allem Deutschland und England, aber auch viele andere Teams seien allem Anschein nach nicht mehr gewillt, dem Treiben der FIFA rund um die Korruputions-Skandale länger tatenlos zuzusehen.

„Auch FIFA-Präsident Gianni Infantiono, der erst fünf Jahre nach der WM-Vergabe an Katar sein Amt angetreten hat, hat es nie verstanden, als Vermittler zu agieren“, bedauert König. Seine Auftritte seien von der internationalen Presse mehrheitlich kritisiert und belächelt worden, beschreibt König.

Taktisch keine großen „Aha-Erlebnisse“

Sportlich habe es bei der Weltmeisterschaft rein taktisch keine großen Aha-Erlebnisse gegeben, analysiert König. „Vielleicht noch am ehesten, dass immer mehr Teams in der Defensive variabel agieren“, meint König. Das bedeutet, dass die Spieler gekonnt zwischen Dreier- und Viererketten wechseln, auch während eines Spiels.

„Die Idee dahinter ist bekannt: Die Kleinen können den Großen nur dann weh tun, wenn man zuerst einmal kein Gegentor kassiert“, erklärt König die Strategie. Das könne man am Beispiel Marokko sehen, das als erstes afrikanisches Team bis ins Semifinale eingezogen ist, beschreibt König.

Teams mit bestem Teamgeist bringen es weit

Wie es fast immer bei Weltmeisterschaften oder Europameisterschaften zeige, seien auch dieses Mal jene Teams weit gekommen, die den besten Teamgeist haben. König nennt an dieser Stelle die Teams aus Marokko oder auch Argentinien. „Für Lionel Messi und Co. liegen die Chancen auf den WM-Titel genau in dem verinnerlichten Ziel, den Superstar in eine gute Position für einen Genie-Streich zu bringen“, erklärt König.

„So hat sich Argentinien Spiel für Spiel gesteigert“, sagt er. Titelverteidiger Frankreich habe in Summe die besseren Individualisten, aber in gleichzeitig in jedem Spiel auch einen Durchhänger gehabt. „Das kann im Finale gegen Argentinien den Titel kosten“, sagt König.