People filling in documentation in the hospital
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Gesundheit

Ärzte am Limit – Arztbesuch nicht immer „nötig“

Die Erkältungssaison ist in Vorarlberg voll im Gange: Die Arztpraxen sind überlastet. Ärztekammerpräsident Burkhard Walla appelliert an die Vernunft der Patienten, in vielen Fällen würde eine Selbstmedikation genügen, ein Arztbesuch sei gar nicht nötig. Anders sieht das der Patientenanwalt, auch wegen der Krankmeldung für den Arbeitgeber.

Die Sprecherin der niedergelassenen Ärzte, Alexandra Rümmele-Waibel, sagt, es gehe seit Tagen rund. Die Patienten müssen anstehen. Man merke, dass die Ärztinnen und Ärzte am Limit sind. Irgendwann sei das Tageslimit erreicht – da könne man sogar eigene Patienten nicht mehr anschauen. Lösung habe sie auch keine parat, sagt Rümmele-Waibel.

„Viele Virusinfekte gleichzeitig im Umlauf“

Laut Ärztekammerpräsident Burkhard Walla sind gerade viele Virusinfekte gleichzeitig im Umlauf. Er beruhigt und appelliert auch an die Vernunft der Patienten. In erster Linie seien es derzeit Infekte, die auch von selbst wieder ausheilen und keine spezifischen Medikamente dafür nötig seien. Es sei sinnvoll, zunächst einmal zu Hause ein bisschen zu schauen, Hausmittel anzuwenden, fiebersenkende Medikamente und Schmerzmittel zu nehmen, ohne das der Arzt das angeschaut haben muss.

Wolf: „Arzt muss Diagnose stellen“

Patientenanwalt Alexander Wolf sieht das etwas anders. Es müsse möglich sein, einen Arzttermin zu bekommen, wenn sich ein Patient wirklich krank fühlt. „Wer schätz bitte ein, ob ich krank bin oder nicht, das macht der Arzt. Immer wieder in der Vergangenheit wurde gesagt, die Patienten sollen den Ärzten überlassen, eine richtige Diagnose zu stellen und jetzt auf einmal soll sich ein Patient selbstständig ins Bett begeben und auskurieren. Ich weiß ja nicht, ob ich schwerwiegend krank bin. Das bleibt schon dem Arzt vorbehalten, zu beurteilen, bin ich krank oder nicht", sagt Wolf. Zudem verlange jeder Arbeitgeber vom Patienten eine Krankmeldung. Die telefonische gilt nur bei Covid-Verdacht. Schon allein aus diesem Grund müsse man zum Arzt gehen.

Wer bei seinem eigenen Hausarzt keinen Termin mehr bekommt, kann sich an die Gesundheitshotline 1450 wenden. Dort bekommt man dann eine Liste mit Allgemeinmedizinern seines Sprengels, die offen haben und kann dort sein Glück versuchen.

Frau liegt krank im Bett
APA/dpa/Maurizio Gambarini
2.700 Personen im Moment mit Grippe oder einem Infekt daheim im Bett

2.700 Personen im Krankenstand

Auch die Zahl der Krankenstände belegt die Krankheitswelle: Laut ÖGK liegen mehr als 2.700 Personen im Moment mit Grippe oder einem Infekt daheim im Bett. Kinder und Pensionisten werden hier nicht gezählt.

400 Gesundheitsberatungen bei 1450

Auch bei der Gesundheitshotline 1450 ist deutlich mehr los als sonst. Grippale Infekte, Atemwegserkrankungen, und bei Kindern vor allem Husten und Fieber – das sind die Hauptprobleme der Anruferinnen und Anrufer, die momentan bei 1450 um Rat fragen. Am vergangenen verlängerten Wochenende gab es insgesamt knapp 400 Gesundheitsberatungen, sagt Bereichsleiterin Martina Streng.

Viele decken sich mit Vitaminen ein

Auch in den Apotheken ist Hochbetrieb, gerade an einem Montag wie heute werde man quasi überrannt. Am meisten gefragt sind Hustensaft, Nasenspray und Halstabletten. Viele sind aber auch zur Vorsorge hier und wollen sich mit Vitaminen und anderen Mitteln eindecken, um das Immunsystem zu stärken. Ein klares Indiz dafür, dass die Ärzte zu wenig Zeit haben und die Patientinnen und Patienten darum immer öfter in den Apotheken als erste Anlaufstelle Rat suchen.