Zugefrorener Bodensee 1963
Vorarlberger Landesarchiv
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Natur & Umwelt

„Seegfrörne“: Bodensee vor 60 Jahren zugefroren

Vor 60 Jahren ist der Bodensee zum letzten Mal zugefroren. Wochenlang tummelten sich Zehntausende auf der etwa 540 Quadratkilometer großen Eisfläche. Genannt wird dieses Naturphänomen, das es höchstwahrscheinlich nicht mehr so schnell geben wird, „Seegfrörne“.

Wenn der gesamte Bodensee komplett zufriert, dann spricht man von der „Seegfrörne“. Dieses Naturphänomen kommt selten vor – zum letzten Mal im Winter 1963. Damals waren die Voraussetzungen günstig: ein früher Wintereinbruch, anhaltende Kälte, kaum Wind und wenig Sonnenschein. Bereits zum Jahreswechsel sank die Quecksilbersäule auf fast minus 20 Grad. Mitte Jänner konnte der Bodensee im Bereich Untersee bereits überquert werden. Die Bodenseeschifffahrt musste sukzessive ihre Linien einstellen, bis schließlich Anfang Februar der ganze Bodensee von einer geschlossenen Eisdecke überzogen war.

Tausende Menschen auf dem See unterwegs

In dieser Zeit wagten sich Zehntausende Menschen auf den zugefrorenen See: zu Fuß, mit Schlittschuhen oder Skiern. Auch Mopeds, Autos und Segelschlitten waren unterwegs. Sogar Flugzeuge starteten und landeten auf dem See und führten Schauflüge durch.

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Zugefrorener Bodensee 1963
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Landesbibliothek
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Vorarlberger Expedition über den See

Unter anderem starteten auch drei Vorarlberger eine Expedition über den See, sie überquerten mit Skiern den See von Bregenz nach Lindau. Vor allem das Packeis, das sich eineinhalb Meter hoch türmte, mitten im See, machte ihnen zu schaffen. Helmut Schöpf und Karlheinz Maier – damals Kapitän und Steuermann auf dem Bodensee – überquerten mit einem weiteren Kollegen den See. Sie starteten in Bregenz und waren nach eineinhalb Stunden in Lindau. „Die Stahlkanten waren kaputt – wir konnten die Skier nicht ausziehen und mussten damit drüberkraxeln“, sagte Schöpf in einem ORF-Interview vor einigen Jahren.

Eisprozession auf dem See

Zu den Highlights gehörte die traditionelle Eisprozession am 12. Februar. Seit 1573 ist es Brauch, bei einer „Seegfrörne“ eine Büste des Evangelisten Johannes zwischen dem deutschen Hagnau und dem Schweizer Münsterlingen über den See zu tragen. Sollte es wieder zu einer „Seegfrörne“ kommen, würde die Büste dann in einer feierlichen Prozession wieder zurück in die Pfarrei Hagnau gebracht. Nach Wochen anhaltender Kälte brachte der März Tauwetter – ab dem 9. März 1963 ließ die Tragfähigkeit des Eises langsam nach, und die „Seegfrörne“ ging zu Ende.

Früher galt die Bauernregel, dass jede Generation einmal über den gefrorenen Bodensee gehen kann. Diese alte Regel hat aber keine Gültigkeit mehr, denn seit 60 Jahren gab es keine „Eisgfrörne“ mehr, und dass es in absehbarer Zeit wieder eine geben wird, ist äußerst ungewiss.