Feuerwehrmann mit Halte Kelle und Feuerwehrwagen im Hintergrund
Dietmar Mathis
Dietmar Mathis
Soziales

Ehrenamt „gut für das eigene Wohlbefinden“

In Vorarlberg ist die Bereitschaft, sich freiwillig zu engagieren stark ausgeprägt. Landesweit gibt es über 5.100 Vereine. Mit dem Engagement leisten die Freiwilligen aber nicht nur einen Betrag für die Gesellschaft, sondern auch für die eigene Gesundheit, sagt Peter Stippl, Vize-Präsident des Bundesverbandes für Psychotherapie im ORF Vorarlberg-Interview.

ORF Vorarlberg: Welche Auswirkungen hat das Ehrenamt auf das psychische Wohlbefinden?

Stippl: Die gute Tat wird tatsächlich auch belohnt. Ich habe eine Studie gemacht mit über 700 Ehrenamtlichen. Die haben angegeben, dass ihnen besonders die Kameradschaft und Freundschaft, die in der gemeinsamen Arbeit in Ehrenamt, zum Beispiel Feuerwehr und Roten Kreuz erworben werden kann, einfach guttut und dem Leben Sinn gibt, Ziele gibt und alles einfach seelisch sehr gesund für den Menschen ist.

Peter Stippl
ORF
Peter Stippl, Vize-Präsident des Bundesverbandes für Psychotherapie.

ORF Vorarlberg: Es gibt da wirklich direkte Auswirkungen auf die eigene Psyche, auf das eigene Wohlbefinden?

Stippl: Ja, die Ludwig-Maximilians-Universität München hat in der größten angelegten Studie dazu in drei Bundesländern etwa 50.000 Mitarbeiter in Feuerwehr und Rotkreuz-Organisationen auf psychische Gesundheit hin befragt und hat resümiert, dass man davon ausgehen kann, dass durch das Ehrenamt der Durchschnitt der Ehrenamtlichen psychisch stabiler und gesünder ist als der Durchschnitt der anderen Menschen. Das wiederum wirkt sich natürlich sehr positiv auf das Immunsystem aus.

ORF Vorarlberg: Kann man also sagen, wenn es gut für die Psyche ist, ist es auch gut für den Körper? Macht ehrenamtliches Engagement also auch körperlich gesünder?

Stippl: Dieser Schluss ist absolut zulässig, vor allem über die Brücke des Immunsystems. Professor Schubert von der Universität Innsbruck hat zum Beispiel psychoneuroimmunologisch ganz klar nachgewiesen, dass die Kameradschaft und Freundschaft von Menschen für das Immunsystem eine ausgesprochen positive Entwicklung und Unterstützung bietet.

Große Bereitschaft, sich zu engagieren

Die Bereitschaft, sich freiwillig zu engagieren, ist in Vorarlberg stark ausgeprägt. Einer Studie zufolge sind deutlich mehr als die Hälfte, nämlich 55,7 Prozent aller Vorarlbergerinnen und Vorarlberger über 15 Jahre, freiwillig tätig. Die landesweit über 5.100 registrierten Vereine decken alle wichtigen Lebensbereiche ab: Das Sozial- und Gesundheitswesen, die Nachbarschaftshilfe oder Unterstützungstätigkeiten im Alltag, Kulturinitiativen, der Sport- und Freizeitbereich, der Natur- und Umweltschutz sowie die Katastrophenhilfe und die Blaulichtorganisationen. Daneben engagieren sich sehr viele Menschen informell bzw. kurzfristig im Rahmen von Projekten oder Initiativen.