Nikolaus und Knecht Ruprecht unterwegs in Düns
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Brauchtum

Nikolaustag: Vom Klosaholz und Klosabäta

Am 6. Dezember ist Nikolaustag. Seit langem ist es allerdings üblich, dass der Nikolaus gemeinsam mit seinem Begleiter, Knecht Ruprecht, von Haus zu Haus zieht. Früher hat er dabei die sogenannten „Klosahölzer“ eingesammelt: Kleine Kerbhölzer, die beweisen sollten, dass die Kinder fleißig gebetet haben. Das zeigte, wie brav die Kinder waren, so der Historiker Christof Thöny.

Die Kerbhölzer sind auch als Betholz, Vater-unser-Holz, Vater-unser-Hölzle oder Klausenholz bekannt. Darin wurde die Anzahl der geleisteten Gebete eingekerbt. Die Stäbe waren meist 30 bis 40 Zentimeter lang. Hergestellt wurden sie aus Hartholz, zumeist aus einem Stück Abfallholz einer Tanne.

Nikolaus prüfte die Klosahölzer

Die kleinen Stäbe wurden außerdem oftmals mit einem Zierknopf versehen. Je nach Art des Kerbholzes – vierkantig oder sechskantig – wurden die verschiedenen Gebetarten gesondert eingekerbt.

Am Vorabend des Nikolaustags, dem 5. Dezember, nahm der Nikolaus die Kerbhölzer mit. Dadurch ist der Einkehrbrauch am Festabend entstanden. Wenn der Nikolaus die Hölzer überprüfte, rieb der die „verlogenen“ oder schlecht gebeteten Kerben über einer scharfen Tischkante ab. Zumindest bei den Mädchen – bei den Buben soll er sie oft vollständig vernichtet haben.

Kinder haben meist vorausgebetet

Einige Kinder besaßen zwei Kerbhölzer. Für ein Kerbholz, das dem Nikolaus vorgewiesen wurde, hatten sie vorausgebetet. Das andere Kerbholz war in Arbeit und hing tagsüber am Tischwinkel. In der Adventzeit wurde oft fleißig mit dem Beten begonnen.

Beten galt in der Vergangenheit als Zeichen dafür, dass die Kinder auf ihre Eltern hörten – dass sie brav waren. Für das sogenannte „Klosabäta“ gab es sogar eigene „Klosabüachle“, in denen viele verschiedene Gebete niedergeschrieben wurden.

Knecht Ruprecht als Begleiter des Nikolaus

Der Begleiter des Nikolaus war in früheren Zeiten ausschließlich Knecht Ruprecht. Krampusse, wie sie heute oftmals ebenfalls mit dem Nikolaus in Verbindung gebracht werden, würden eher den Winter symbolisieren, sagt der Historiker Christof Thöny. Sie stehen für das Böse des Winters und gewinnen insbesondere in den rauen Nächten vor Weihnachten an Bedeutung.

Geschenke waren lange dem Nikolaus vorbehalten

Der Nikolaus und sein Begleiter Knecht Ruprecht blieben früher zumeist unsichtbar. Am Vorabend des Nikolaustags legten sie lediglich Äpfel und Nüsse auf das Fensterbrett und erkundigten sich bei den Eltern, ob die Kinder das Jahr über brav gewesen sind.

Am Heiligen Abend war es ebenfalls der Nikolaus, der die Geschenke brachte – allerdings heimlich, vor oder während der Christmette. Sie fielen dabei deutlich schlichter aus als heute: „Die Geschenke waren einfachster Natur“, beschreibt Thöny. Man bekam zumeist selbstgebastelte Sachen geschenkt, gekaufte Geschenke seien erst mit der Kommerzialisierung aufgekommen.

Religiöser Hintergrund war früher viel präsenter

In der Vergangenheit sei dem religiösen Hintergrund des Nikolaustages – wie bei vielen anderen Feiertagen auch – eine viel größere Bedeutung beigemessen worden, sagt Thöny. „Früher war die religiöse Dimension das Ausschlaggebende“, berichtet er. In der heutigen Zeit stünden eher die Geschenke und die Geschäfte im Mittelpunkte der Feierlichkeiten.

Der Nikolaus als Beschützer der Kinder und Seefahrer

Der Heilige Nikolaus wird sowohl in der westlichen als auch in der östlichen Kirche verehrt. Um die historische Person ranken sich viele Mythen und Legenden. Seit Jahrhunderten werde er allerdings als Helfer von bedürftigen Familien und mit Geschenken an Kinder in Verbindung gebracht, sagt Thöny. „Er ist unter dem religiösen Volk ähnlich populär wie der Heilige Martin“, zieht er den Vergleich.

Zudem gilt der Nikolaus als Beschützer der Seefahrer. Das kommt daher, dass er sich in der Türkei aufgehalten und dort das Meer „gezähmt“ haben soll. In Seenot geratene Schiffsleute hätten ihn gerufen, damit er ihr Schiff navigiert, erzählt der Historiker.