So stand unter anderem der Weg zur Klimaneutralität, der eine große Herausforderung darstellt, auf der Themenliste. „Wenn jetzt ein oder zwei Jahre lang kein Konzept zur Energiepolitik kommt, das langfristig trägt, dann werden viele Unternehmen in die Knie gehen und anschließend nicht mehr existieren“, betont beispielsweise Peter Altmaier, ehemaliger deutscher Wirtschaftsminister.
Wasserkraft reicht nicht aus
Daher seien innovative Lösungen gefragt. Die Energiewende gehe zu langsam voran, hieß es bei der Tagung. Insbesondere Genehmigungen und Widmungen würden zu lange brauchen. Alleine die Nutzung von Wasserkraft würde nämlich nicht ausreichen: „Es gibt schon so wunderbare Technologien, die auch die Kombination mit der Landwirtschaft berücksichtigen“, bringt Unternehmerin und Investorin Eveline Steinberger vor.
Vorarlberger Wirtschaftsforum
Am Donnerstag fand das Vorarlberger Wirtschaftsforum statt. Veranstaltet wird die Tagung von VN, Wirtschaftskammer und Industriellenvereinigung.
Abhängigkeit vom russischen Gas beenden
Vordergründig gehe es aber darum, unabhängig vom russischen Gas zu werden. „Wir wissen, was wir zu tun haben“, sagt Stephan Kaar vom Wellpappewerk Rondo Ganahl. Man sei diesbezüglich am richtigen Weg, aber dennoch froh um jede Hilfe, betont Kaar.
Diese Unabhängigkeit sei allerdings nicht nur im Winter relevant: „Es geht jetzt nicht nur darum, dass wir im Winter heizen können, sondern aufgrund des Temperaturanstiegs im Sommer sollten die Wohnungen auch gekühlt werden, damit ein Komfort entsteht“, erklärt Petra Kreuzer, Kreuzer Immo Solution GmbH.
Kostensteigerungen betrifft viele Bereiche
Dass die Exporte aufgrund der fehlenden Getreideabkommen die jeweiligen Länder nicht verlassen können, betreffe den gesamten Welthandel. Das treibe die Preise an der Börse und damit die Inflation in die Höhe. „Die Kostensteigerungen wurden noch mehr angetrieben durch die Russlandkrise“, betont Christine Schwarz-Fuchs von der Buchdruckerei in Lustenau. Gerade die Papierproduktion sei davon betroffen, weshalb auch in diesem Bereich die Preise steigen würden.
Völker- und Menschenrechte müssen geschützt werden
Man müsse auch in Zukunft zeigen, dass die Europäische Union und auch Österreich und Deutschland nicht zulassen, dass das Völkerrecht und die Menschenrechte mit Füßen getreten werde, betont Altmaier. „Ich halte es für richtig, dass wir die Ukraine mit Waffenlieferungen unterstützen“, appelliert er.
An der Front bewege sich derzeit viel, betont Carola Schneider, langjährige Moskau-Korrespondentin des ORF. Nachdem Russland bekanntgegeben habe, dass es sich aus der eroberten Stadt Cherson zurückziehen werde, würden sich viele fragen, inwieweit das einen Wendepunkt darstelle. Derzeit sei allerdings noch nicht davon auszugehen, dass Präsident Wladimir Putin in Verhandlungen eintrete.
Schneider (ORF) zum Wirtschaftsforum
ORF-Korrespondentin Carola Schneider spricht zum Wirtschaftsforum in Vorarlberg und welche Rolle dabei der Krieg in der Ukraine gespielt hat.
Friedensverhandlungen wären erwünscht
Viele westliche Länder würden sich Friedensverhandlungen zwischen Russland und der Ukraine herbeisehnen. „Es sieht nicht so aus, als ob eine der beiden Konfliktparteien verhandeln wollen würde“, analysiert Schneider die derzeitige Situation. Beide würden versuchen, auf dem Schlachtfeld etwas herauszuholen. Russland sei sicher nicht bereit, die eroberten Gebiete zurückzugeben.
Stimmung in Russland hat sich verändert
Die Stimmung in Russland habe sich in den letzten Wochen – seit Bekanntgabe der Teilmobilmachung – verändert. „Vorher haben viele Russen sich in der Illusion bewegt, im Nachbarland ist Krieg – oder Spezialoperation –, aber unser Leben geht normal weiter“, sagt Schneider. Die Sanktionen seien zwar spürbar, doch die russische Wirtschaft sei nicht völlig zusammengebrochen.
Zunächst seien nur Freiwillige und Vertragssoldaten in den Krieg gezogen. Das habe sich nun geändert: „Jetzt werden die ganz normalen Familien damit konfrontiert, dass Väter, Söhne, Brüder eingezogen werden“, erzählt Schneider. In ihrem Umfeld würden sich Menschen verstecken, um nicht in den Krieg ziehen zu müssen. „Da ist die Stimmung gekippt“, betont sie. Viele würden den Krieg dennoch weiterhin unterstützen. „Vielleicht, weil sie keine Alternative sehen, weil sie nicht wissen, wie sie politisch ihrer Unzufriedenheit Ausdruck verleihen sollen“, mutmaßt Schneider.