Wirtschaft

Tourismuskurse für Geflüchtete: Vorwurf der Ausbeutung

Gegen den Vorarlberger Hotelleriesprecher Markus Kegele und gegen das WIFI Vorarlberg sind schwere Vorwürfe erhoben worden. Laut „Standard“ sollen ukrainische Frauen während eines geförderten Ausbildungskurses im Hotel von Kegele unter anderem mit Putzarbeiten beauftragt worden sein.

Mehrere Kursabsolventinnen behaupten laut „Standard“ (Onlineausgabe), dass sie ohne Arbeitsverträge unter anderem für Putzarbeiten im Hotel herangezogen worden seien und dafür auch noch monatelang kein Geld bekommen hätten. Die Personen sollen außerdem teilweise mit falschen Versprechungen in der Ukraine angeworben worden sein. Dem „Standard“ zufolge wurden eine kostenlose Basisausbildung, ein fixer Job, 1.600 Euro Gehalt und eine Gratisunterkunft in Aussicht gestellt.

Spartenobmann Hotellerie bei der Wirtschaftskammer Markus Kegele
FREDERICK SAMS
Hotelleriesprecher Markus Kegele wies die Vorwürfe zurück

Tourismuskurse für Geflüchtete

Die Tourismuskurse für Geflüchtete aus der Ukraine wurden im Juni 2022 von der Politik groß angekündigt. Für die Kurse wurde das Hotel „Mondschein“ am Arlberg im Sommer zum Ausbildungshotel umfunktioniert. Es handelte sich dabei um einen zwei- bzw. vierwöchigen Lehrgang, bei dem eine Basisausbildung in den Bereichen Küche, Service und Housekeeping angeboten wurde. Allein bis Ende Juli sollen laut „Standard“ 120 Frauen und Männer die Kurse durchlaufen haben.

Die Kursgebühren (2.800 Euro kostete der Housekeeping-Kurs, 5.400 Euro die Kurse für die Bereiche Küche und Service) übernahm laut „Standard“ zu 100 Prozent das Arbeitsmarktservice (AMS). Die Gelder flossen zu 25 Prozent an das WIFI Vorarlberg, der Rest ging an die GmbH von Hotelbesitzer Markus Kegele.

Vorwürfe gegen Flüchtlingsprojekt

Rund 300 Menschen haben das Vorzeigeprojekt für ukrainische Flüchtlinge absolviert, viele haben danach einen Job gefunden. Jetzt werfen Vorwürfe einen Schatten auf das makellose Image. Die Betreiber wehren sich.

Kegele weist Vorwürfe entschieden zurück

Kegele weist die Vorwürfe strikt zurück. „Ich kann mir das wirklich nicht erklären, woher diese anonymen Anschuldigungen kommen“, sagte er. Im Gegenteil: „Wir haben unheimlich viel Lob von Kursteilnehmern bekommen“, beteuert Kegele. Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer hätten sich zum Teil persönlich bedankt. Zudem würden Videos der Kochkurse im Internet kursieren, und Journalisten von der BBC hätten die Kurse drei Tage lang begleitet, sagt Kegele.

ÖGB fordert Stopp des Projektes

Der ÖGB-Landesvorsitzende des Österreichischen Gewerkschaftsbundes (ÖGB), Reinhard Stemmer, forderte aufgrund der Vorwürfe einen sofortigen Stopp des Projektes. „Sollten wirklich Ukrainerinnen, Menschen aus einem Kriegsgebiet, mit falschen Versprechungen nach Vorarlberg gelockt worden sein, um sie hier als Billig- oder gar Gratisarbeitskräfte für Putzdienste auszunutzen, ist das höchst verwerflich“, sagte Stemmer. Die Einstellung der Kurse müsse schnell passieren, denn die Vorwürfe würden dem Image der gesamten Tourismusbranche Vorarlbergs schaden.

Auch die grüne Tourismussprecherin Nadine Kasper zeigte sich bestürzt über die Vorwürfe. Es sei untragbar, wenn es wirklich keine Arbeitsverträge gegeben habe und alles mit hohen Fördergeldern finanziert worden sei. Das Bild, das sich ergebe, sei katastrophal für die ohnehin bereits angeschlagene Branche, betonte sie.

Stundenplan für Kursinhalte

Wenn die Teilnehmerinnen und Teilnehmer über eine Aufenthalts- und Arbeitserlaubnis in Österreich verfügten, also eine blaue Karte vorweisen könnten, könnten sie an der einmonatigen Basisausbildung teilnehmen, hieß es beim WIFI. Das WIFI übernehme dabei die Aufgabe, das Projekt zu begleiten und dafür Sorge zu tragen, dass der dafür vorgesehene Stundenplan umgesetzt werde, erklärte Institutsleiter Thomas Wachter.

Das WIFI übernehme darüber hinaus administrative Aufgaben und kümmere sich um die Förderungen. Zudem sei ein Ausbildungsleiter an Ort und Stelle, der dafür Sorge trage, dass die Kursabsolventinnen und – absolventen nach Abschluss des Kurses einen guten Job finden. Das sei bei rund 95 Prozent der Fall, betonte Wachter.

AMS weist auf Erfolg des Projektes hin

AMS-Landesgeschäftsführer Bernhard Bereuter wies auf den Erfolg des Projektes hin. Laut bisheriger Bilanz haben 115 Ukrainerinnen und Ukrainer die ersten Kurse absolviert, davon hätten 77 Prozent eine Anstellung gefunden. Aus Sicht der Integration auf dem Arbeitsmarkt sei das Projekt durchaus ein Erfolg.

Beim AMS schätze man das WIFI als seriösen Bildungsanbieter ein. Bereuter teilt die Sicht des WIFI, wonach nur Personen am Kurs teilgenommen haben, die über eine blaue Karte verfügen. Aus Sicht des AMS bräuchten Geflüchtete diese Karten, um sich überhaupt erst beim Arbeitsmarktservice registrieren zu können, sagte Bereuter.

Der AMS-Chef kündigte allerdings an, das das AMS die Förderung für die Kurse zunächst einstellen und die Anschuldigungen prüfen werden – mehr dazu in: Tourismuskurse: AMS stellt Förderung ein.