Bregenz Siechenhaus
ORF Vorarlberg
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Wissenschaft

Ausgrabungen für Erkenntnisse über Lepra

Derzeit wird in Bregenz eine Lepra-Ausgrabung durchgeführt. Beim Siechenhaus werden Überreste von Lepra-Kranken aus dem Mittelalter gesucht, um deren Knochen auf Bakterien-Rückstände zu untersuchen. Dadurch erhoffen sich Expertinnen und Experten neue Erkenntnisse über die Krankheit .

„Wir suchen hier nach Menschenknochen, damit wir erfahren, wer an diesem Ort beerdigt ist und um Proben zu nehmen und diese auf Lepra-Bakterien zu untersuchen“, beschreibt die dänische Wissenschaftlerin Dorthe Dangvard Pedersen, Anthropologin an der University of Southern Denmark.

Diese Untersuchungen sollen dabei helfen, die Ausbreitung der Krankheit besser zu verstehen. Zudem sollen so andere Infektionskrankheiten – wie etwa Tuberkulose – besser in den Griff bekommen werden. Bisher habe man allerdings noch keine Knochen von Lepra-Kranken gefunden.

Ausgrabung in Bregenz
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Hinweise auf einen mittelalterlichen Friedhof

Dafür gebe es Hinweise auf einen Friedhof, beschreibt Pedersen. Man habe Nägel gefunden, die von hölzernen Särgen stammen könnten: „Solche Nägel habe ich gleich mehrfach gefunden“, sagt sie. Im Ausgrabungsgebiet in Bregenz seien früher leprakranke Menschen, die von der Gesellschaft verstoßen wurden, untergebracht worden. Dass es hier einen Friedhof für diese Menschen gegeben hat, würden auch historische Quellen belegen.

„Wir verwahren im Stadtarchiv einen Situationsplan, dort ist die Siechenkapelle mit dem Siechenhaus abgebildet“, erklärt der Bregenzer Stadtarchivar Thomas Klagian. Darauf sei auf der Westseite ganz klar ein kleiner Friedhof zu sehen: „Das erkennt man an den Kreuzen“, meint er. Deshalb wisse man über den Standort des Friedhofs sehr gut Bescheid. Die weißen Steinplatten auf dem Fußboden könnten zudem symbolisieren, dass sich an dieser Stelle einst ein Friedhof befunden habe, mutmaßt Klagian.

Lepra-Ausgrabungen in Bregenz

Bei Ausgrabungen in Bregenz wird derzeit nach menschlichen Überresten von Leprakranken gesucht. Eine dänische Wissenschaftlerin erhofft sich dadurch Aufschlüsse über jene Bakterienstämme, welche die Infektionskrankheit im Mittelalter in Bregenz verursacht haben.

Lepra global noch immer ein Problem

Dementsprechend wolle man nun auch an dieser Stelle nach menschlichen Überresten graben. Organisiert wird die Ausgrabung von einem katholischen Menschenrechtswerk, das sich der weltweiten Gesundheit verschrieben hat – denn Lepra ist auch heute noch ein globales Problem.

„Es sind immer noch 200.000 Menschen, die an Lepra erkranken“, erläutert Peter Böttcher von plan:g – Partnerschaft für globale Gesundheit. Das sei in unterschiedlichen Ländern in Afrika, Asien oder Lateinamerika der Fall. Diese Menschen würden die Aussatzstigmatisierung in konkreter Nähe erfahren. „Wir wollen Partner vor Ort in die Lage versetzen, mit dem Thema umzugehen und dort das Problem selber zu lösen“, sagt Böttcher.