Illustration zum Thema Asyl / Flüchtlinge / Asylwerber. (30.7.2013)
HERBERT NEUBAUER / APA / picturedesk.com
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Soziales

Caritas: Geflüchtete werden ungleich behandelt

Die Situation der Geflüchteten in Vorarlberg sei zahlenmäßig vergleichbar mit der Situation 2015, sagt der Leiter der Caritas-Flüchtlingshilfe, Bernd Klisch im ORF Vorarlberg-Interview. Auffallend sei aber, dass sich bei jetzigen Flüchtlingssituation eine Zweiklassengesellschaft bei den Geflüchteten auftue.

Die Zahl der Geflüchteten könne man sicherlich mit dem Jahr 2015 vergleichen. „Wir haben jetzt innerhalb von einem Jahr ca. 180 neue Unterkünfte eröffnet und haben jetzt ca. 1.200 betreute Flüchtlinge mehr,“ sagt Klisch. Die Unterbringungssituation sei aber eine andere, da viele Frauen mit ihren Kindern aus der Ukraine im Land sind. Dafür brauche es auch ganz andere Quartiere. Außerdem müssen Kindergärten und Schulen gesucht werden. Aktuell befinden sich 1.999 Geflüchtete aus der Ukraine in Vorarlberg.

„Zweiklassengesellschaft“ unter den Geflüchteten

Auffällig sei aber, dass sich unter den Geflüchteten eine Zweiklassengesellschaft auftue, sagt Klisch. Ukrainische Flüchtlinge haben einen viel besseren rechtlichen Status, sie haben auch viel mehr Freiheiten als andere Geflüchtete: Sie können zum Beispiel direkt nach Vorarlberg kommen, können dort wohnen, können jederzeit in andere europäische Länder weiterreisen oder auch zurück in ihre Heimat gehen – und sie müssen kein Asylverfahren durchlaufen.

Geflüchtete, beispielsweise aus Somalia, Syrien oder Afghanistan, genießen diesen Rechtsstatus und diese Freiheiten nicht. Ein weiterer Aspekt, der auffalle: Die Hilfsbereitschaft der Bevölkerung sei bei Ukrainerinnen und ihren Kindern weit größer, als bei anderen geflohenen Menschen.

Asylzelte „ungeeignet“

Die Asylzelte, die nun in Feldkirch aufgestellt werden sollen, sieht Klisch kritisch: Zelte seien für Vorarlberg ungeeignet. Er könne sich nicht vorstellen, dass Menschen während des Winters in diesen Zelten leben müssen. Er sieht in der Zelt-Aktion eher die Verzweiflung des Bundes, weil sie keine andere Möglichkeit mehr haben und vielleicht wolle man so auch die Länder etwas unter Druck setzen, sagt Klisch.

Leiter der Flüchtlingshilfe Bernd Klisch
ORF Vorarlberg
Leiter der Caritas-Flüchtlingshilfe, Bernd Klisch

Klisch glaubt nicht an Entspannung

Der Flüchtlingshilfe-Leiter glaubt nicht, dass der Flüchtlingsstrom im Winter abreißen wird. „Auch im letzten Jahr haben wir festgestellt, dass Winter keine Garantie dafür ist, dass die Flüchtlingszahlen zurückgehen.“ Im letzten Jahr war es so, dass im Herbst und Winter eine höhere Zahl an Personen nach Vorarlberg geflüchtet sind als im Frühjahr davor. Klisch glaubt nicht, dass sich die Situation entspannen wird.