Gynäkologie Stuhl
ORF
ORF
Chronik

Zahl der Abtreibungen wieder gestiegen

Die Zahl der Schwangerschaftsabbrüche in Vorarlberg ist im Vergleich zum Vorjahr um 15 Prozent gestiegen. Damit sei man wieder auf dem Niveau vor der Pandemie. Das berichtet der Gynäkologe Benedikt Hostenkamp, der als einziger Arzt in Vorarlberg Abtreibungen durchführt. Bei den Teenagerschwangerschaften sei die Zunahme besonders spürbar.

Bisher habe er in diesem Jahr rund 215 Abtreibungen durchgeführt, so Hostenkamp. Das seien etwa 15 Prozent mehr als im Vergleichszeitraum des Vorjahres. Den Grund für den Anstieg sieht er in der CoV-Pandemie. Da die Einschränkungen weggefallen sind, können sich die Menschen wieder mehr treffen. Besonders spürbar sei der Anstieg bei den Teenagern, die ungewollt schwanger wurden.

Auf dem Niveau der vergangenen 20 Jahre

Auch das Wiederaufleben der Gastronomie sei ein Grund für die Zunahme, so Hostenkamp. So würden wieder mehr Frauen aus Ländern wie Rumänien, Ungarn und der Slowakei, die in Vorarlberg in der Gastronomie arbeiten, zu ihm in die Praxis kommen. Hostenkamp nimmt an, dass er heuer in seiner Praxis rund 300 Abtreibungen durchführen wird. Damit wären die Zahlen wieder auf dem Niveau vor der Pandemie. Denn so viele seien es in Vorarlberg in den vergangenen 20 Jahren im Schnitt immer gewesen.

Nachfolge für Hostenkamp gesucht

Im Laufe des nächsten Jahres will Hostenkamp in Pension. Wie es dann weiter geht, ist noch nicht fixiert. Das Land will bis Jahresende eine Lösung präsentieren. Hinter den Kulissen scheint sich jedenfalls etwas zu bewegen. So hätten sich inzwischen schon mehrere Mediziner gefunden, die die Lücke füllen könnten, erzählt Hostenkamp. Ein sinnvoller Standort zur Durchführung der Abtreibungen wäre in seinen Augen seine bestehende Praxis, denn dort sei ja schon alles vorhanden. Offenbar wurde Hostenkamp auch eine Bannmeile seitens des Landes zugesagt. Also eine Schutzzone, die verhindern soll, dass Frauen vor der Praxis von Abtreibungsgegnern belästigt werden.

Hilfskredit im Gespräch

Zudem soll auch ein Hilfskredit für Abtreibungen im Gespräch sein. Dieser soll verhindern, dass sich dazu entschlossene Frauen wegen einer finanziellen Notsituation eine Abtreibung nicht leisten können. Seitens des Landes will man all das nicht bestätigen, es sei noch zu früh, um Detailfragen zu beantworten. Bis Ende des Jahres will das Land aber jedenfalls eine Nachfolgelösung für Hostenkamp gefunden haben.

In Vorarlberg dürfen im Gegensatz zu einigen anderen Bundesländern in den Landeskrankenhäusern nur Schwangerschaftsabbrüche vorgenommen werden, die medizinisch notwendig sind.