Kinder im Geflüchteten-Erstankunftszentrum Vorarlberg
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Ukraine-Krieg

Geflüchteten-Zentrum an Auslastungsgrenze

Für die Zivilbevölkerung in der Ukraine hat sich die Situation weiter verschärft – das verstärkt den Zustrom von Geflüchteten nach Vorarlberg. Die Aufnahme-Einrichtungen sind inzwischen dauerhaft nahezu komplett ausgelastet. Täglich kommen mehr Menschen, heißt es dort und für den Winter müsse man mit einem weiteren Anstieg rechnen.

Die Nenzinger Tennishalle ist das Erstankunfts-Zentrum für Geflüchtete in Vorarlberg. Hier gibt es insgesamt 95 Schlafplätze – 91 davon sind derzeit belegt. Täglich kommen neue Menschen an. Die Situation werde sich wohl so schnell nicht verbessern, meint Alexander Stöckler, der ORS-Leiter im Erstankunfts-Zentrum.

„Wir rechnen permanent mit verstärktem Zustrom“

„Was man so hört, sind die Quartiere in Polen nicht unbedingt wintersicher“, erklärt Stöckler: „Das heißt, vermutlich verspüren dort etliche Personen den Anreiz, wirklich winterfeste Quartiere zu suchen. Und da ist man in Mitteleuropa sicher besser aufgestellt. Wir rechnen also permanent mit verstärktem Zustrom.“ Die meisten Geflüchteten bleiben zwischen drei Wochen und zwei Monaten im Erstankunfts-Zentrum. Während zunächst nur Frauen und Kinder kamen, kommen jetzt auch mehr Familien in Vorarlberg an.

Situation in den Flüchtlingsunterkünften

Der Krieg in der Ukraine dauert jetzt schon fast acht Monate – und ein Ende ist nicht in Sicht. Hunderttausende Menschen sind geflüchtet, manche sind auch nach Vorarlberg gekommen. Die Unterkünfte sind durchgehend ausgelastet.

Wer Geflüchteten ein Quartier anbieten möchte, kann sich an die Landes-Abteilung Soziales und Integration wenden unter unterkunft.ukraine@vorarlberg.at

„Wir sind sicher und dankbar“

Die Familie Horachek ist bereits zwei Monate da und hofft derzeit vor allem auf eine Wohnung. „Vorübergehend ist alles okay“, erzählt Kateryna Horachek: „Natürlich würden wir uns über eine Unterkunft freuen, aber die Kinder lernen derzeit online. Das Essen ist gut. Wir sind sicher und dankbar.“ Und ihre Mutter Swetlana Horachek ergänzt: „Wir werden von den Einheimischen freundlich angenommen und es ist egal, ob wir die Sprache können oder nicht. Wir verstehen uns auch ohne Worte.“

Vom Ankunfts-Zentrum geht es in Gemeinden

Vom Tenniszentrum aus werden die Ukrainerinnen und Ukrainer über die Caritas in Unterkünfte in den Gemeinden weitervermittelt. In Übersaxen sind beispielsweise insgesamt 14 Geflüchtete untergekommen. Alina Zbanduto und ihre Familie waren die ersten im Haus: „Wir verstehen, dass wir derzeit nicht nach Hause können wegen der Situation in der Ukraine. Wenn der Krieg vorbei ist, denken wir darüber nach. Wir vermissen unser Zuhause und unsere Freunde sehr.“

Warm und sicher ist wichtiger als Komfort

Das Zusammenwohnen sei nicht immer leicht, aber man könne gemeinsam über Probleme sprechen, erzählt die junge Mutter: „Wir haben nur ein Badezimmer und eine Dusche. Es ist schwierig und nicht so ein Leben, wie wir es in der Ukraine hatten. Aber wir verstehen, dass es ein sehr gutes Haus ist. Es ist warm und sicher. Viele Dinge sind uns jetzt nicht mehr so wichtig, wie sie uns vor dem Krieg waren.“

Deutschkurse und Arbeitssuche

Die Familien bemühen sich um das Zusammenleben und die Integration, berichtet Caritas Regionalleiterin Dagmar Welte: „Sehr viele machen Deutschkurse. Es gibt am Anfang natürlich immer eine Wartezeit. Aber mit der Zeit, wenn die Leute an Deutschkursen teilnehmen, lernen sie sehr schnell. Und es gibt auch die Bemühungen, Arbeit zu finden.“

Ein halbes Jahr nach den ersten Ankünften zeigt sich eines aber klar: Heim wollen fast alle wieder, doch die anfängliche Zuversicht, bereits im kommenden Jahr wieder nach Hause zu könne, ist bei vielen Geflüchteten nicht mehr da.