Selbsthilfegruppe nach Brustkrebs
ORF Vorarlberg
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Gesundheit

40 Jahre „Frauenselbsthilfegruppe nach Krebs“

Durchschnittlich erkranken jährlich 267 Frauen in Vorarlberg an Brustkrebs. Trotz besserer Therapien ist das Thema heute noch immer präsent. Das war allerdings nicht immer so, weshalb Christl Zimmermann die „Frauenselbsthilfegruppe nach Krebs“ gründete, die dieses Jahr ihr 40-jähriges Bestehen feiert.

Die Frauen, die sich in der Selbsthilfegruppe engagieren, vereint eine überstandene Krankheit und das Engagement für andere. Vieles, was die Frauen weiterentwickeln, basiert auf dem ehrenamtlichen Einsatz von Christl Zimmermann. Sie erkrankte selbst mit 42 Jahren an Brustkrebs, ihr Tumor wurde zunächst übersehen.

„Da habe ich mir gedacht, wir müssen zwei Fronten öffnen“, betont Zimmermann. Erstens müsse man die Frauen darauf aufmerksam machen, zur Vorsorge zu gehen, damit die Krankheit früher erkannt werden kann. „Und Zweitens, dass wir auch den Ärzten klarmachen müssen, dass es nicht nur mit dem Griff in die Bluse geht, für den sie 200 Schilling bekommen“, erklärt sie.

Christl Zimmermann
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Christl Zimmermann erzählt über ihre Tätigkeit für die Frauenselbsthilfegruppe nach Brustkrebs

Appell, die Vorsorgeuntersuchung wahrzunehmen

Viel hat Zimmermann außerhalb der Öffentlichkeit organisiert. Lediglich einmal war sie 1990 in Vorarlberg heute zu Gast – zum Thema Vorsorge. „Es sind nur 20 Prozent der Frauen über 40, die das gute Vorsorgeangebot Vorarlbergs in Anspruch nehmen“, sagte sie damals im Interview und richtete den Appell an die Frauen, ihre Vorsorgeuntersuchung nicht zu versäumen, um das wahrzunehmen, was man erkämpft hat.

Mittlerweile hat sich vieles geändert – viele Tabus rund um Brustkrebs sind heute Geschichte. Stars wie die amerikanische Sängerin Anastacia sprechen beispielsweise offen über ihre Erkrankung und machen so anderen Frauen Mut.

Mammographie: Angst vor Strahlenbelastung unbegründet

Heute nehmen deutlich mehr Frauen die Möglichkeit einer Vorsorgeuntersuchung wahr. „Nach der Einführung des Brustkrebsfrüherkennungsprogramms in Österreich 2014 haben immerhin knapp 55 Prozent der Frauen die Mammographie wahrgenommen“, betont Judith Mathis, Oberärztin der Brustambulanz im Landeskrankenhaus Feldkirch.

Oberärztin zum Thema Brustkrebs

Judith Mathis, Oberärztin der Brust-Ambulanz im Landeskrankenhaus Feldkirch, spricht unter anderem über die Brustkrebsvorsorge, die Therapien sowie Brust-Amputationen.

Die EU-weite Empfehlung wären allerdings 70 Prozent, weshalb die Quote durchaus noch ausbaubar wäre, betont Mathis. Den Grund für die geringere Quote in Österreich könne man erahnen: „Wir gehen davon aus, dass höchstwahrscheinlich die Angst vor der vermehrten Strahlenbelastung die Ursache ist“, erklärt Mathis. Diese Angst sei allerdings unbegründet, denn alle Menschen seien im Laufe des Jahres einer 100 Mal höheren natürlichen Strahlenbelastung ausgesetzt.

Therapiemöglichkeiten erhöhen Überlebenschance

Durch die besseren Therapiemöglichkeiten haben Patientinnen mittlerweile deutlich bessere Überlebenschancen. Fünf Jahre nach der Diagnose sind heute noch 87 Prozent am Leben, drei Jahre nach der Behandlung deutlich über 90 Prozent – wenn der Brustkrebs in einem frühen Stadium erkannt wird.

Dank der Erkennung der Krankheit in frühen Stadien sei mittlerweile in über der Hälfte der Fälle eine brusterhaltende Operationen möglich. Bei nur einem Drittel der Patientinnen müsse das ganze Drüsengewebe entfernt werden – aufgrund des genetischen Risikos und des Tumors werde das in manchen Fällen empfohlen und teilweise von den Patientinnen gewünscht, erklärt Mathis.

Frauenselbsthilfe nach Brustkrebs

Vor 40 Jahren gründete Christl Zimmermann die Frauenselbsthilfe nach Brustkrebs. Noch immer unterstützen die Frauen Patientinnen und animieren zur Vorsorge.

Patientinnen werden nicht alleine gelassen

Was sich allerdings nicht geändert hat, ist, dass die Selbsthilfegruppe Patientinnen nicht alleine lässt. So erhalten die Frauen am Vorabend ihrer Operation ein Herzkissen mit den wichtigsten Kontakten. „Wir versuchen, ihnen viele Informationen zukommen zu lassen“, betont Monika Jäger von der Frauenselbsthilfe nach Krebs.

Aufgrund der Informationsflut, mit der man sich heutzutage konfrontiert sehe, sei es oft schwierig, gute von schlechten Informationen zu trennen, erklärt Jäger. „Dr. Google ist kein guter Ratgeber“, stellt sie klar.

Mathis betont, dass Selbsthilfegruppen eine große Rolle im Heilungsprozess spielen. „Vor allem ist der Austausch für die Patientinnen sehr wichtig, einerseits für die Verarbeitung der Erkrankung. Andererseits weiß man, dass eine positive Einstellung auch den Heilungsprozess sehr fördert“, erklärt sie.