Eine junge Frau in einer Ausbildung zur Seilbahntechnikerin
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Ausbildner: Das Beste aus allen holen

„Zukunft ist keine Einbahnstraße“ lautete ein Leitsatz beim Forum der Vorarlberger Lehrlings-Ausbilderinnen und – Ausbildner im Cubus Wolfurt. Sie hörten Fachvorträge und tauschten sich über ihre Tätigkeit aus. Dabei wurde mehr als einmal deutlich, dass die Lehre weit mehr als nur berufliche Fertigkeiten vermittelt.

Die Berufslehre hat in Vorarlberg einen hohen Stellenwert: Jeder zweite Jugendliche entscheidet sich für diese Ausbildung. Rund 3.000 Lehrlings-Ausbilderinnen und Ausbilder gibt es in Vorarlberg, die derzeit etwa 7.000 Jugendliche zum Beruf ausbilden. Sie sind Respekts- und Vertrauensperson gleichzeitig, brauchen Geduld und viel Verständnis.

Es gilt, Lebenskompetenzen zu vermitteln

Dabei geht es nicht nur um die Vermittlung beruflicher Kenntnisse, sondern um die Entwicklung ins Erwachsenen-Leben, sagt einer der Forums-Redner, Ali Mahlodji, ein Experte für Arbeit und Bildung: „Heute müssen wir jungen Menschen Lebenskompetenzen mitgeben. Wie gehe ich mit Stress und Kritik um? Wie kann ich meine Persönlichkeit entwickeln? Wie kann ich im Team arbeiten? Wie gehe ich mit verschiedenen Generationen um? Das sind Dinge, die heute den Lehrlingen beigebracht werden müssen, weil man sonst später keine Fachkräfte hat, die mit dem Stress dieser Welt auch umgehen können.“

Forum im „cobus“

3.000 Lehrlingsausbilder:innen gibt es in Vorarlberg. Die Lehre hat einen großen Stellenwert im Land. Im beruflichen, nicht immer einfachen, Alltag bleibt aber oft wenig Zeit für einen Austausch. Das gab es am Mittwoch im „cubus“ in Wolfurt.

Optimismus ist eine aktive Entscheidung

Junge Menschen sollen die Welt neu denken: „Die Zukunft ist keine Einbahnstraße“, fordert deshalb die Sozialanthropologin Bettina Ludwig: „Aus meiner Sicht ist Optimismus einfach die aktive Entscheidung für einen positiven Blick in die Zukunft. Und das müssen wir wieder mehr generieren. Wir müssen uns wieder trauen auszusprechen: Ich bin Optimistin! Das können wir den Menschen mitgeben, die wir ausbilden, die mit uns gemeinsam wachsen. Aber das müssen wir auch selber wieder mehr spüren, damit es die Jungen von uns mitbekommen.“

Zugleich Kollege und Respektsperson

Lehrlingsverantwortliche sind auf allen Ebenen gefordert – Sie sind Kollegen und Vorgesetzte, Freundin und Respektperson. „Die Jugend reagiert heute nicht mehr auf diese Strenge wie 1960. Man darf die nicht mehr so behandeln wie früher. Folglich sind wir so ein bisschen eine Mischung aus beidem“, meint Sascha Jonischkeit, Ausbildner bei Liebherr in Nenzing.

„Ich glaube, wir müssen die Jungen dort abholen, wo sie stehen“, meint Carmen Dobler, Ausbildnerin bei JCL Logistic Austria: „Ich glaube, dass wir ihnen sagen dürfen, was wir von ihnen erwarten, aber auch, dass sie mit uns auf einer Augenhöhe reden. Das ist ganz wichtig, weil die Jungen können ganz viel, wenn wir ihnen ganz viel zutrauen.“

Und Günther Schmid, Ausbildner bei Rauch Fruchtsäfte sagt, man muss Vorbild sein: „Sie werden eh so, wie man es ihnen vorlebt – ob das von Daheim aus ist oder in der Firma.“

Ganz gleich, wie unterschiedlich ihre Methoden und Betriebe auch sein mögen, ein gemeinsames Ziel wird bei allen Ausbildnerinnen und Ausbildnern deutlich: Das Beste aus jedem und jeder herauszuholen.