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Wirtschaft

Wohnbauträger: Krise als Chance

Rohstoffmangel oder verzögerte Lieferketten bereiten auch der Baubranche Probleme – vor allem den kleineren Baufirmen. Größere Bauträger haben einen längeren Atem, um Krisen durchzustehen. Wenngleich weiter große Wohnanlagen gebaut werden, stellt sich auch für die großen Wohnbauträger die Frage, wie es langfristig weitergehen soll.

Bei i+R Schertler zeigt man sich nach dem Verkaufsstopp im Frühjahr wieder stabil: An die 2.200 Wohnungen werden gerade gebaut, der Großteil davon sei bereits verkauft. Den Anstieg der Zinsen nach fast zehn Jahren Null-Zins-Politik sieht Eigentümer Reinhard Schertler relativ gelassen: „Das ist auch ein bisschen normal, muss man sagen. Die letzten Jahre waren vielleicht auch eine besondere Sondersituation.“ Man dürfe sich also nicht zu sehr fürchten, denn es habe ja immer einen gewissen Zinssatz gegeben: „Und ich glaube, da müssen wir uns wieder dran gewöhnen.“

Krise fordert Konzentration auf das Wesentliche

Bisher hätten wir als Gesellschaft auch „auf Pump“ gelebt und seien es gewöhnt, alles immer zur Verfügung zu haben – quasi wie von selbst, stellt Hubert Rhomberg von Rhomberg Bau fest: „Und jetzt kommen wir vielleicht wieder in eine schwierigere Phase und lernen vielleicht auch dann wieder, dass wir uns fokussiert auf Dinge konzentrieren müssen, die wirklich wichtig sind und nicht mehr alles tun können und uns vielleicht auch nicht mehr alles wünschen dürfen.“ Der Staat könne nicht für alle alles machen.

Große Bauträger trotz Krise stabil

Teuerung, Ukraine-Krieg oder auch immer noch die Pandemie machen auch vor der Baubranche nicht halt. Probleme wie Rohstoffmangel oder verzögerte Lieferketten sind auch hier spürbar – vor allem für kleinere Baufirmen. Größere Bauträger haben einen längeren Atem, um Krisen durchzustehen.

Klimakrise als Chance für Veränderung

Die Klimakrise könnte auch als Chance zur Veränderung gesehen werden – auch und vor allem im Bau, meint Reinhard Schertler: „Gerade wenn wir jetzt primär Energie sparen müssen wie Gas und Öl, ist es noch wichtiger, dass wir im Städtebau reagieren – also kompakte Häuser, hohe Dichte und dass wir den Autoverkehr reduzieren." Man setze deswegen gezielt auf Geothermie und Fotovoltaik, statt auf fossile Energieträger.“

Leistbares Wohnen wichtig für die Gesellschaft

Eigentum sei wichtig in einer Gesellschaft. Hier brauche es ein modernes Baurecht und Lösungen, wie etwa Mietkauf, meint Rhomberg: „Denn der Zugang zu leistbarem Wohnraum ist für mich eines der wichtigsten Grundrechte und wichtig für Stabilität in der Gesellschaft.“ Aber vor allem gehe es darum, insgesamt umzudenken – und zwar auf lange Sicht.