Erdkeller
Moosbrugger
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Umwelt & Klima

Kühlen ohne Strom mit dem Erdkeller

Früher wurde er anstatt eines Gefrierfachs genutzt, gerade in unsicheren Zeiten bietet er aber auch heute noch Versorgungssicherheit: Der Erdkeller. In ihm kann Obst und Gemüse, Käse und Wein bei idealen Bedingungen über mehrere Monate und ganz ohne Strom, also auch im Fall eines Blackouts, gelagert werden.

Kühlschränke werden heute immer größer und moderner und trotzdem können sie eines noch nicht: Obst und Gemüse über Monate haltbar lagern. Unsere Vorfahren waren da bereits vor mehreren hundert Jahren weiter. Sie nutzten die temperaturausgleichende und feuchtigkeitsregulierende Wirkung des Erdbodens und legten unterirdische Lager an, sogenannte Erdkeller. Auch manche Untergeschosse alter Häuser haben heute noch solche Lagerkeller. Denn Karotten, Kartoffeln, Kohl und Äpfel bleiben vor allem in kühlen und feuchten Räumen am längsten frisch.

Karotten und Kartoffeln halten ein Jahr

In Bezau im Bregenzerwald gibt es seit 2019 einen gemeinschaftlichen Erdkeller. Der Erdkeller gehört den Gartenfreunden Bezau-Rheute. Wer Mitglied beim Verein ist, kann ein Fach mieten.

Der Erdkeller liegt mitten in Bezau vier Meter unter dem Boden und ist 40 Quadratmeter groß. Gebaut wurde er mit einem Bagger – ein eingebautes Fundament und Ziegelelemente sorgen für konstante Kälte. Im Winter herrscht eine Temperatur zwischen vier und sieben Grad.

Die Luftfeuchtigkeit liegt zwischen 78 und 86 Prozent. Im Erdkeller ist es ganz dunkel, deshalb ist das Gemüse dort länger haltbar. Kartoffeln und Rote Rüben halten hier beispielsweise bis zu einem Jahr. Auch für Wohnanlagen würden sich laut Isabella Moosbrugger vom Gartenbauverein Bezau-Reuthe Erdkeller anbieten.

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Der gemeinschaftliche Erdkeller kann von max. 36 Parteien genutzt werden
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Pastinaken halten im Erdkeller mehrere Monate
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Der Keller ist mitten im Ortszentrum Bezau

Waschmaschinentrommel als Erdkeller

Erdkeller gibt es in unterschiedlichen Formen und Varianten und sie können auch von Privathaushalten bestens genutzt werden. Bereits ein Fass oder eine Waschmaschinentrommel können in der Erde vergraben und als kleiner Erdkeller genutzt werden. Generell gilt: Alles was geschlossen, also geschützt vor Tieren ist und Kontakt mit dem Erdreich hat, funktioniert laut Permakultur-Expertin Margit Rusch.

So können die umgebende Luftfeuchtigkeit des Bodens und dessen niedrige Temperatur ungehindert in den Lagerraum eindringen. Ein Erdkeller schafft damit eine umweltfreundliche Lageroption ohne zusätzlichen Energieverbrauch bzw. Strom und kann auch im Falle eines Blackouts weiterhin genutzt werden. Auch Rusch selbst hat sich für ihre Familie einen privaten Erdkeller in ihrem Garten in Dornbirn gebaut.

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Ein Fach ist in der Regel groß genug für zwei Familien
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Was gilt es zu beachten

Wer selbst einen Erdkeller baut, sollte als Standort laut den Experten einen möglichst schattigen Platz im Garten wählen. Ideal zur Anlage eines Erdkellers ist ein Hanggarten, weil hier ein ebenerdiger Zugang zum Vorratslager möglich ist. Auf ebenem Gelände sollte der Boden eines Erdkellers einen halben bis einen Meter unter der Erde gebaut werden.

Der tiefste Punkt des Erdkellers sollte zudem wenn möglich über dem Grundwasserspiegel liegen. Bestenfalls wird in den Keller ein Ablauf eingebaut, damit Wasser gut abrinnen kann. Auch eine Belüftung in Form eines Lüftungsrohrs oder eines Abluftschachts sollte eingebaut werden, um die Bildung von Kondenswasser zu verhindern und die Lagerfähigkeit des Gemüses zu erhöhen.

Der Bau eines großen Erdkellers ist laut Experten aber relativ aufwendig und teuer. Wer sich einen solchen nicht leisten will, kann auf die kleineren Alternativen zurückgreifen.