Die Fassade für Hydro Aluminium in Nenzing
Eva Sutter | Matthias Rhomberg
Eva Sutter | Matthias Rhomberg
Wirtschaft

Hydro Nenzing schnallt Gürtel vorsorglich enger

Aufgrund spürbarer Nachfragerückgänge werden bei der Firma Hydro in Nenzing in einzelnen Bereichen Schichten herausgenommen und die Belegschaft intern verschoben. Die produzierte Menge an Strangpressprofilen dürfte heuer um etwa fünf Prozent sinken, die Preise werden unterdessen merklich steigen, berichtet die Wirtschaftspresseagentur.

Der zur norwegischen Firmengruppe Norsk Hydro ASA gehörende Aluminium-Strangpressprofilhersteller Hydro Extrusion Nenzing registriert in den vergangenen Wochen einen spürbaren Rückgang bei den eingehenden Bestellungen. „Wir kommen aus einem sehr stark verlaufenen ersten Halbjahr 2022, das getrieben war von der Angst von Versorgungsengpässen. Deshalb haben die Kunden bislang ihre Lager gefüllt“, so Johannes Bischof, Mitglied der Hydro Nenzing-Geschäftsleitung und Geschäftsleiter Finanzen & Administration.

„Enorm schnelle Wandlung“ über den Sommer

Über die Sommermonate habe diese Situation jedoch eine „enorm schnelle Wandlung“ erfahren hin zu einer ungewissen Zukunft. „Der Auftragseingang ist derzeit schwach. Die Kundinnen und Kunden fahren offenbar ihre Lagerbestände herunter, auch um ihre Liquidität zu sichern“, so Bischof. Das geschehe ausgerechnet in Zeiten einer parallel dazu sinkenden Nachfrage. Wieviel dieses Rückganges der Normalisierung des hohen Lagerbestandes geschuldet sei und wieviel der Abkühlung des Marktes, könne man derzeit noch nicht sagen. „Bis zum Jahresende 2022 dürfte der Lagereffekt abklingen. Dann bekommen wir mehr Klarheit über die Situation am Markt“, so Bischof.

Produktionsmenge könnte um fünf Prozent zurückgehen

Bei Hydro Nenzing rechne man jedenfalls damit, dass die produzierte Menge an Strangpressprofilen heuer um etwa fünf Prozent auf rund 42.000 Tonnen zurückgehen könnte. Im Vorjahr kam das Unternehmen auf einen Umsatz von 230 Millionen Euro. Aufgrund des Einflusses des Aluminium-Preises auf das Geschäftsvolumen ist diese Kennzahl jedoch nur bedingt aussagekräftig.

Bereits im September erste Schichten gestrichen

Da die Geschäftsleitung aktuell von keiner maßgeblichen und schnellen Trendumkehr in nächster Zeit ausgeht, müsse man sich schrittweise auch bei den Produktionskapazitäten auf das niedrigere Niveau einstellen, sagte Bischof. Erste Maßnahmen seien im September bereits ergriffen worden. So sei die eine oder andere Schicht in einzelnen Bereichen gestrichen worden. Gleichzeitig sei damit begonnen worden, die Belegschaft innerhalb der unterschiedlich betroffenen Abteilungen zu verschieben. Hydro Nenzing profitiere dabei von vollen Zeitkonten und vielen Überstunden beim Personal, die man nun abbauen könne. Das helfe in dieser Situation sehr, so Bischof. Das Unternehmen beschäftigt in Nenzing rund 500 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter.

Preise werden steigen

Die Herstellung als auch die Verarbeitung von Aluminium etwa zu Strangpressprofilen ist bekanntlich sehr energieintensiv. Mit den sich gegenwärtig verfünf- und teilweise verzehnfachenden Energiepreisen steigen auch bei Hydro Nenzing die Produktionskosten. „Wir können solche Steigerungen nicht komplett durch mehr Effizienz und Produktivität abfangen“, erklärte Bischof. Je nach Segment, Referenzzeitpunkt und Vereinbarung müssen Kunden deshalb mit teils „spürbaren Preiserhöhungen“ rechnen, die mitunter schon umgesetzt worden seien. Als Premiumanbieter setze man allerdings darauf, dass für Kunden auch Service und Dienstleistung sowie der Fokus auf Nachhaltigkeit eine Rolle spielen.

Norsk Hydro schließt Aluminiumwerk in der Slowakei

Von der Schließung eines ebenfalls zur Norsk Hydro Gruppe gehörenden Aluminium-Hüttenwerkes in der Slowakei in diesen Tagen sei man nicht betroffen, so Bischof. Denn Hydro Nenzing beziehe seine Vorprodukte, die Aluminiumbolzen, zumeist von den Schwesterwerken in Norwegen.

Diverse europäische Finanz- und Wirtschaftsportale berichten seit längerer Zeit von einer sinkenden Aluminium-Produktion in Europa und der Gefahr einer zunehmenden Abhängigkeit von außereuropäischen Herstellern. Ein maßgeblicher Grund für den Produktionsrückgang in Europa sind demnach die steigenden Energiekosten. So benötigt die Herstellung einer Tonne Aluminium mittels Schmelzfluss-Elektrolyse nach Angaben von Branchenexperten etwa 15 Megawattstunden Strom. Norsk Hydro hat als Grund für die Schließung der Aluminium-Hütte in der Slowakei die hohen Strompreise angegeben.