Andrei Kobzev
ORF Vorarlberg
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Ukraine-Krieg

Russische Flüchtlinge in Vorarlberg erwartet

Seit Beginn der russischen Invasion in der Ukraine haben bereits rund eine Millionen Russinnen und Russen ihre Heimat verlassen. Nach der Ankündigung der Teilmobilmachung rechnet Sicherheitslandesrat Christian Gantner (ÖVP) damit, dass russische junge Männer, die vor ihrer Einberufung flüchten, auch nach Vorarlberg kommen könnten.

Derzeit häufen sich die Berichte in den Sozialen Medien, wonach junge Männer versuchen würden, über die finnische Grenze Russland zu verlassen. Denn wer erst vor Kurzem seinen Militärdienst beendet hat, muss mit einer Einberufung rechnen. Russische Flüchtlinge müssen allerdings – anders als ukrainische Staatsbürgerinnen und Staatsbürger – einen Asylantrag stellen, der erst genehmigt werden müsse, erklärt Gantner.

Teilmobilmachung sei vorhersehbar gewesen

Andrei Kobzev hat Russland bereits 2018 den Rücken gekehrt. Wie viele andere blickt er mit Sorge in seine alte Heimat, wo Freunde nach der Ankündigung der Teilmobilmachung nun auf den Einrückbefehl warten. Für ihn sei die Teilmobilmachung in Russland vorhersehbar gewesen: „Man musste damit rechnen, dass irgendwann die Teilmobilmachung vom Staat kommt“, erzählt er. Davon seien mittlerweile auch Bekannte von ihm betroffen: In seinem engen Bekanntenkreis hätte zwar noch niemand einen Brief zur Einberufung erhalten, im weiten Kreis allerdings schon.

Die Reaktionen auf solche Briefe würden gleich ausfallen: „Sie waren und sind noch immer schockiert“, zeigt sich Kobzev bedrückt. Für viele sei die Einberufung unerwartet gekommen, manche würden auch daran denken, das Land zu verlassen und zu fliehen. Dass die Teilmobilmachung Veränderung bringt, glaubt Kobzev nicht wirklich: „Ich will daran glauben, aber ich bin mir nicht sicher, dass es wirklich zu einer Bewegung kommt“, gibt er zu bedenken. Die, die die Situation nun anders wahrnehmen, würden versuchen zu fliehen. Die anderen würden bleiben, erklärt er.

Gebürtige Russen in Vorarlberg

Seit Beginn des Kriegs zwischen der Ukraine und Russland haben bereits eine halbe Million Russinnen und Russen ihre Heimat verlassen. Die Teil-Mobilmachung treibt nun auch weitere Russen in die Flucht. Der gebürtige Russe Andrei Kobzev lebt bereits seit 2018 in Vorarlberg.

Toleranz für Andersdenkende wurde kleiner

Für Kobzev stimmte die politische Richtung in Russland bereits vor rund vier Jahren nicht mehr, als er sich dazu entschloss, auszuwandern. Schon zu dieser Zeit sei die Toleranz gegenüber Andersdenkenden immer kleiner geworden.

Die russische Kriegspropaganda wirke sich mittlerweile auch auf seinen engsten Familienkreis aus: „Meine Mama unterstützt Putin, unterstützt was er macht“, bedauert Kobzev. „Sie macht sich nicht so viele Gedanken darüber, was passiert“. Seine Mutter schaue die Staatsmedien und vertraue dem Fernsehen.