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ORF.at/Dominique Hammer
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Wirtschaft

Experte: „Stromsparen bedeutet Gassparen“

Die Appelle, dass jede und jeder Einzelne mehr Energie sparen soll, werden immer stärker. Viele fragen sich, warum bei hohen Gaspreisen auch Strom gespart werden sollte. Die Antwort von Energieexperte Michael Braun vom Vorarlberger Energieinstitut: weil Stromsparen auch Gas einspart.

Die in Vorarlberg erzeugte Strommenge reicht nicht aus, damit sich das Land selbst mit Strom versorgen könnte, betont Braun im ORF-Vorarlberg-Interview. Das sei vor allem in den Wintermonaten nicht möglich. Aus diesem Grund müssen die illwerke/vkw den Strom an der Börse einkaufen und so vom Ausland zukaufen. Dabei müssen die an den Börsen geforderten Preise bezahlt werden und diese sind in letzter Zeit eben sehr stark gestiegen.

„Strompreis wird sicher steigen“

Beim importierten Strom ist auch ein Anteil an Kohle, Atomkraft und Gas dabei, erklärt der Energieexperte. Das heißt, dass jeder Strom, den man verbraucht, auch einen gewissen Gasanteil hat. Und dieser Gasanteil ist derzeit eben sehr teuer. „Wenn ich Strom spare, spare ich somit auch Gas“, betont Braun.

Da man für importierten Strom höhere Preise bezahlen muss, wirkt sich das auch auf den Strompreis in Vorarlberg aus, so Braun. Aus diesem Grund geht er auf jeden Fall von einem steigenden Strompreis aus. Offen sei nur die Frage, wie die Höhe ausfallen wird.

Einfluss des Merit-Order-Prinzips

Wegen des Merit-Order-Prinzips hat der Gaspreis einen so starken Einfluss auf den Strompreis. Beim derzeitigen Preisbildungssystem an Europas Energiebörsen wird die Einsatzreihenfolge der an der Strombörse anbietenden Kraftwerke herangezogen. Kraftwerke, die billig Strom produzieren, werden zuerst herangezogen, um die Nachfrage zu decken. Dazu gehören etwa Windkraftanlagen.

Am Ende richtet sich der Preis aber nach zuletzt zugeschalteten und somit den teuersten Kraftwerken, um die Nachfrage zu decken. Wegen des hohen Gaspreises sind das derzeit die Gaskraftwerke, und dadurch sind auch die Strompreise deutlich gestiegen. Das System war ursprünglich dazu gedacht, Anreize für Investitionen in erneuerbare Energien zu schaffen.

Übergewinnsteuer in Diskussion

Die Idee des Merit-Order-Prinzips sei gewesen, dass sich die Erzeugung von regenerativer Energie etwa über Windkraft und Photovoltaik auch finanziell rechnet, so Braun. Dabei sei man aber nicht davon ausgegangen, dass die Preise so explodieren können. Darum würden diese Energieerzeuger massiv von den steigenden Preisen profitieren.

Aus diesem Grund werde auch über die Übergewinnsteuer diskutiert, sagt Braun. Regenerative Energieerzeugungsanlagen wie etwa große Windparks oder große PV-Freiflächenanlagen würden derzeit sehr viel Gewinn erwirtschaften, ohne dafür irgendetwas zu machen. Ihr Glück sei es, dass sie rechtzeitig auf die richtige Technologie gesetzt hätten.